Warum können wir uns im Raum-Zeit-Kontinuum nur im Raum, jedoch nicht in der Zeit bewegen?


07.03.2020, 22:48

Meine Frage bezieht sich auf aktive Manipulation des Zeitverlaufes bzw. die Kontrolle der Zeit.

8 Antworten

Der Physiker, der vielleicht am besten verstanden hat, was Zeit ist, ist Carlo Rovelli. Er kennt erstens die Physik und die Mathematik und zweitens auch die philosophischen Gedanken dazu. Du findest verschiedene (englische oder italienische) Vorträge von ihm, z. B. 'The Illusion of time': https://www.youtube.com/watch?v=AumrYDQIuEc

Ausserdem empfehle ich seine Bücher 'Die Ordnung der Zeit' und 'Und wenn es die Zeit nicht gäbe'.

Seine Schlussfolgerung ist etwa: Die Grundgesetze der Natur enthalten keine Zeit. Die Zeit ist eine Frage der Perspektive. Als Lebewesen und bewusst denkende Beobachter haben wir eine sehr spezielle Perspektive auf das Universum. Der Lauf der Zeit und der Zeitpfeil hängt eng mit dieser Perspektive zusammen. Die Vergangenheit ist der Bereich der Raumzeit, in dem die Entropie niedriger ist. Die Zukunft ist der Bereich, in dem die Entropie höher ist. Könnten wir das Gesamtuniversum sehen, wäre da kein Zeitfluss. Aber als bewusst denkende Beobachter erleben wir die Entropiezunahme als Fluss der Zeit.


OlliBjoern  08.05.2020, 17:06

Dazu drei Fragen:

Wenn ein Lebensmittel verdirbt (im Laufe der Zeit): wie passiert das? (ohne ein "bewusst denkendes Wesen")

Wie misst die Uhr die Zeit (wenn sie kein "bewusst denkendes Wesen" ist)?

Wie war das vor der Entstehung des Lebens im Universum?

"Die Zukunft ist der Bereich, in dem die Entropie höher ist. "

Das kann aber nicht allgemeingültig sein, denn wenn Arbeit verrichtet wird, kann die Entropie auch abnehmen. Das geht nur, wenn man ein geschlossenes System betrachtet (ohne Energiezufuhr).

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OlliBjoern  08.05.2020, 17:46
@OlliBjoern

Meines Erachtens nach (ich zitiere mal einen Ausschnitt aus einer Rezension) verwechselt Rovelli zwei unterschiedliche Dinge.

"In Rovellis Theorie steht der Mensch im Mittelpunkt. Menschen, so der Physiker, sehen die Welt vergleichsweise unscharf. Gerade weil wichtige Details verschwimmen, entsteht der subjektive Eindruck, dass man sich von der Vergangenheit Richtung Zukunft bewegt. „Die Ausrichtung der Zeit ist folglich real, aber perspektivisch bedingt: bezogen auf uns.“ Zeit ist demnach nicht das Ticken einer Uhr, sie ist Erinnern und Planen, sie wird weniger in Sekunden, als in Gefühlen gemessen."

Das Zeitempfinden (des Menschen) ist aber nicht die Zeit. "Zeit ist das, was man an der Uhr abliest" (Einstein). Was der Mensch draus macht, ist was ganz anderes.

Wenn der Eindruck rein "subjektiv" wäre, könnte man dies ja auch umkehren (den Zeitpfeil). Kann man aber offenbar nicht. Die Uhr geht nie zurück (sofern sie korrekt funktioniert), egal, ob ein Mensch sie abliest oder nicht.

Das erinnert mich an die These, dass es "keine Farben gibt" (was aber auch nicht stimmt). Man darf nicht das physikalische Phänomen mit der menschlichen Wahrnehmung desselben Phänomens verwechseln.

Beeinflusse ich die Entropie, müsste ich den Zeitpfeil umkehren können.
Scheint aber die Uhr nicht zu interessieren.  

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diderot2019  08.05.2020, 20:04
@OlliBjoern

Rovelli spricht hier für ein Publikum von interessierten Laien. Er kennt Einsteins Theorie sehr genau und hat auch die Philosophie dahinter verstanden. Seine Forschung zielt genau darauf hin, Einsteins grosse Idee der Relativität - die sogenannte Kovarianz - ernst zu nehmen und die Naturgesetze streng kovariant zu formulieren. Die philosophische Abschweifung am Ende des Vortrags, dass Zeit sehr eng mit Gefühlen zu tun hat, darf man sicher hinterfragen. Das ist Rovellis persönliche Spekulation, die er hier vor einem Laienpublikum äussert. Ich habe viel von Rovelli gelesen, auch sehr viel abstraktere Bücher: Diese Idee erwähnt er sonst nirgends. Er weiss selbst, dass da noch einiges zu beweisen wäre.

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OlliBjoern  08.05.2020, 20:09
@diderot2019

Ok, danke. Das hilft mir schon weiter. Ich bin sicher, dass das Buch physikalisch interessant ist (auch ohne den Faktor Mensch).

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ExAlki1024 
Beitragsersteller
 08.03.2020, 00:19

nice

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Wenn man sich einem Schwarzen Loch nähert, wird die Anziehungskraft immer größer und bei Erreichen des Ereignishorizonts kann man nicht mehr nach außen zurück, sondern stürzt ins Schwarze Loch.

Das ist mir spontan eingefallen, als ich die Frage las. Vielleicht gibt es auch ein "zeitartiges Schwarzes Loch", dem wir uns so weit genähert haben, dass es nur noch ein vorwärts in der Zeit gibt. Dass wir beschleunigt in dieses Loch fallen, merken wir vielleicht nicht, weil es so gigantisch groß ist, dass wir selbst dann nichts feststellen, wenn wir 1000 Jahre messen würden.

Wir können uns - rein theoretisch - in der Zeit bewegen. Aber soweit wissen wir nur, dass wir uns nach vorne bewegen könnten, ein reisen in die Vergangenheit scheint momentan ausgeschlossen. Aber wer weiß, was wissen wir schon, unsere fortschrittlichen Jahre haben gerade erst begonnen. Ich finde wir haben noch nichts gesehen, es gibt so viel mehr zu entdecken, was wir uns gar nicht vorstellen können. Zeitdilatation ist der Begriff den du suchst. Je schneller sich ein Objekt bewegt (oder wenn das Objekt einer starken Schwerkraft ausgesetzt ist), desto langsamer vergeht die Zeit für das Objekt. Theoretisch ist es also möglich, praktisch würden wir in beiden Fällen in Stücke gerissen werden.


Blume8576  07.03.2020, 23:33

Wenn es die Zeitilatation gibt ist es immer noch keine Zeitreise. Bei Lichtgeschwindigkeit und unendlicher Schwerkraft steht die Zeit.

Da bei stehender Zeit keine physikalischen Vorgänge mehr auftreten können bewegt sich nichts mehr. Atome können dann zb nicht mehr schwingen . Ohne Schwingung haben sie keine Temperatur und senden kein Licht aus. Sie können auch nicht mehr zerfallen, es gibt ja keine Halbwertzeit mehr.

Da sich Photonen mit Lichtgeschwindigkeit bewegen műssen sie also Ewig existieren, solange sie nirgends auftreffen. ..

Űbrigens hatt die Formel zur Berechnung der Zeitdilatation den Makel das bei Lichtgeschwindigkeit durch Null geteilt wird. .....

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verreisterNutzer  08.03.2020, 10:19
@Blume8576

Wenn man denn nun aber nicht in Lichtgeschwindigkeit reisen würde - und das vorherberechnet und kontrolliert - dann die Geschwindigkeit wieder raus nehmen würde, hätte man doch einen Sprung in die Zukunft gemacht. Natürlich wenn man das alles überleben würde, also rein hypothetisch. Ich bin leider weder Mathematiker noch Physiker, ich habe auch beides nicht studiert, also kann ich mich auch genau so gut täuschen.

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maphy  08.05.2020, 19:19
@Blume8576

"Űbrigens hatt die Formel zur Berechnung der Zeitdilatation den Makel das bei Lichtgeschwindigkeit durch Null geteilt wird."

Ich würde es nicht als "Makel"bezeichnen.,denn genau deshalb kann kein Objekt schneller als das Licht selber sein.Diese Aussge ist dort verankert.Was ja auch ziemlich Sinn macht.

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jede Bewegung ist eine Linie im Raum-Zeit-Kontinuum (sog. Weltlinie), die dort als solche feststeht, wie die Spur hinter einem Skifahrer. Solche Linien zu "bewegen" erfordert mindestens eine weitere Zeitdimension.

Zeit ist in der Physik eindeutig definiert als Sachverhalt zur Beschreibung der Abfolge von Ereignissen.

Um in der zeit reisen zu können muss man also ALLE Ereignisse im Universum beschleunigen oder rűckgängig machen, ohne selbst betroffen zu sein.

Wenn Raum und Zeit verknűpft sind und der Raum sich angeblich ausdehnt, stellt sich die Frage ob neuer Raum entsteht oder ob der Vorhandene sich "ausdűnnt".... das fűhrt zur Frage ob neue Zeit mitentsteht oder sich die Vorhande mit ausdűnnt.

Da Zeit als Sachverhalt definiert ist bedeutet das dann das neuer Sachverhalt entsteht oder sich der Sachverhalt ausdűnnt.

Űbrigens gibt es in der Quantenphysik die Theorie das Zeit aus Teilchen besteht. ....

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Chronon


ExAlki1024 
Beitragsersteller
 08.03.2020, 00:18

danke

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