Warum können Eisberge Schiffe aufschlitzen?
Eis hat ja bekanntlich eine wesentlich geringere Mohshärte als die Metalle, welche zum Schiffsbau verwendet werden. (Eis:ca. 1.5 Eisen: 4-5 gehärteter Stahl: 8, Kupfer:3,0 .
Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Mohs härte von Eis bei hohem druck so stark erhöht, dass es die härte von Eisen übertrifft, aber ist das denn wirklich der Fall? Oder ist das der reine Druck, welcher das Schiff nicht wie oft beschrieben aufschlitzt, sondern eher "platzen" lässt. Mit nem Wasserstrahl mit hohem druck lässt sich ja auch metall schneiden. Aber da hat das Wasser ja den Druck durch dessen Geschwindigkeit, und das könnte ja auch nicht ganz so vergleichbar sein, denn im Einen Fall bringt das Schiff die Kinetische Energie und den Impuls mit, und im anderen Fall das Wasser. Und dann gibt es ja beim schiff noch viel Reibung am Eisberg.
Aber das sind jetzt nur spekulationen. Was ist der wirkliche Mechanismus. Weil wie ein Messer aufschlitzen klingt nicht plausibel
9 Antworten
Eisberge sind nur zu einem kleinen Teil sichtbar. Der Rest schwimmt unterhalb der Wasseroberfläche.
Eisberge haben ein enormes Gewicht. So treffen zwei große Massen aufeinander, deshalb auch die Zerstörungskraft.
Bei Eis hat man keinen Schnitt wie bei einem Dosenöffner. Der Stahl wird verformt und bricht.
Auch bei Steinen (Costa Concordia) hat man keinen sauberen Schnitt.
der bekannte Fall, der mir jetzt einfällt, ist die Titanic, 1912. Da musste der Eisberg kein Metall trennen. Die Nieten, die die Platten zusammenhielten, waren von minderer Qualität und poppten einfach auf wie ein Reißverschluss; das war auch für Cpt. Edward John Smith eine Überraschung, denn eigentlich hielten schon die Schiffe jener Zeit so eine Kollision ohne weiteres aus.
im Fall der Titanic gilt das Wort Nieten auch gleichzeitig für das Management bei Harland&Wolff, das unter Zeitdruck die Qualität aus dem Blick verloren hat. Insofern ist die Fehlbezeichnung eigentlich semantisch ganz praktisch...
Ja, wenn Nieten am Nieten sind, wird nichts richtig vernietet.
Wenn es hier nur um die Semantik von "Aufschlitzen" geht. Das bedeutet nur einen Schlitz zu machen, nicht zwingend, dass es ein sauberer Schnitt sein muss. Das geht also auch mit im Verhältnis weicheren Materialien sofern der Druck stimmt.
Die Oberflächenhärte sagt ja im wesentlichen nur etwas darüber aus, welches Material in eine Paarung von dem anderen leichter abgetragen wird. Das heißt weder, dass das an dem anderen Material gar kein Abtrag stattfindet, noch dass man es nicht verbiegen und zerreißen kann, wenn die Reibung und der Druck stimmen.
Nur die Mohshärte dafür in die Betrachtung zu ziehen ist sinnfrei. Du kannst ein dünnes Stahlblech auch mit einem spitzen Holzstab durchbohren. Das ist auch woraufs hier ankommt, die schiere Masse eines Eisbergs. So ein Ding wiegt schnell mal mehrere Millionen Tonnen und ist komplett aus dickem Eis. Das Schiff ist hohl mit einem im Vergleich lächerlich dünnen Blech als Wand. Ist klar wer da gewinnt. Das ist wie Alufolie über eine unebene Holzkante zu ziehen. Das reißt halt einfach durch.
Deswegen haben Eisbrecher auch einen flachen Rumpf und brechen das Eis durch ihr Eigengewicht, weil sie sich auf das Eis drauf schieben.
Nur am Rande bemerkt:
In der Technik heißen die hilfreichen Bolzen, welche anstatt Schrauben, Bleche zusammenhalten Niete, nicht Nieten. Einzahl der Niet, Mehrzahl die Niete. Nieten sind die Dinger, die man an der Losbude zieht.
Allerdings habe ich noch so gut wie nie erlebt, dass das im Sprachgebrauch richtig gesagt wird. Also bleiben wir weiterhin bei den Nieten, was soll's, ich kann's aushalten.