Warum klingt es so komisch wenn ein falscher Artikel vor ein Wort kommt?
Hallo, ich habe mich schon oft gefragt warum das so komisch klingt wenn man z.B. die Baum sagt? Wenn es sich anders entwickelt hätte klänge dann bestimmt der Baum falsch.
Aber warum ist das so? Haben wir uns einfach so sehr an diesen einen richtigen Artikel gewöhnt das alles andere nichtmehr in Frage kommt?
Und wenn es so ist: warum hört es sich bei Nutella falsch an der zu sagen?
Es wurde doch nie einen Artikel dafür festgelegt.
Gibt es eigentlich Leute die auch der als Artikel für Nutella nehmen? Ich schwanke immer ein bisschen zwischen die und das weil es sich richtig anhört aber ich versteh nicht wieso..
Danke für Antworten 😊
4 Antworten
Du liegst da schon ganz richtig: Ein falscher Artikel klingt falsch, weil du an den richtigen gewöhnt bist. Der Artikel bzw. das Genus des einzelnen Wortes ist fest in deinem Sprachverständnis verankert; wird das, was dort hinterlegt ist, verletzt, so klingt es seltsam und falsch.
Und wenn es so ist: warum hört es sich bei Nutella falsch an derzu sagen?
Das liegt wohl daran, dass du "der Nutella" selbst nicht verwendest und auch nicht regelmäßig hörst. Für mich klingt "die Nutella" auch seltsam, da in meinem Umfeld nur "das Nutella" gesagt wird.
Hallo,
ja, wir haben uns an den richtigen Artikel gewöhnt. "Das wurde einem quasi mit der Muttermilch mitgegeben".
Immerhin
- gibt es zum richtigen Artikel im Deutschen nur sehr wenige Regeln gibt. (*1) Außerdem gibt es zu jeder Regel wenigstens eine Ausnahme – Ausnahmen bestätigen die Regel!
- werden die Artikel je nach Kasus dekliniert .
- gibt es nicht nur standardsprachliche Artikel für Substantive, sondern sind diese auch landschaftlich unterschiedlich (auch wenn man Deutschland, Österreich und die Schweiz miteinander vergleicht) (*2)
- gibt es für Substantive standardsprachlich und fachsprachliche unterschiedliche Artikel. (*3)
- können Substantive mit unterschiedlichen Bedeutungen auch unterschiedliche Artikel haben. (*4)
- werden bei der Übernahme von (Fremd)Wörtern ins Deutsche häufig - aber nicht immer - Analogien gebildet u. ä. Speziell bei der Übernahme englischer (Fremd)Wörter ins Deutsche wird meist der Artikel der deutschen Entsprechung - die es aber nicht immer gibt - übernommen. (*5) Manchmal erhält das Substantiv dann auch einen vom muttersprachlichen Artikel abweichenden deutschen Artikel. (*6)
- Schließlich kann sich der Artikel auch mit der Tageszeit ändern. (*7)
(*1) Das Geschlecht richtet sich (teilweise) nach dem biologischen Geschlecht (*siehe unten):
die Frau – die Lehrerin, die Ärztin, die Fremde, aber: das Mädchen
der Mann – der Techniker, der Lehrer, der Kater, der Fremde
weiblich (= die) sind die Endungen
- heit (Freiheit, Menschheit)
- tion (Information, Kalkulation)
- keit (Heiterkeit, Einsamkeit)
- tung / ung (Zeitung, Vermutung, Meinung, Betonung)
- t (Fahrt, Naht) aber: der Bart
- e (Zunge, Reise, Freude) aber: der Junge etc.
- schaft (Mannschaft, Bekanntschaft)
- ei (Suffix) (Bäcker-ei, Schreiner-ei, Bücher-ei) aber: das (Hühner)Ei, das Blei, der Schrei, der Brei – Hier ist ei kein Suffix.
männlich (= der) sind die Endungen
- er (Finger, Fehler) aber: das Fenster, die Leiter
- ling (Frühling, Sperling)
sächlich (= das) sind wiederum die Endungen
- chen / -lein wiederum sind Mädchen, Mäuschen, Tischlein, Entlein
chen und lein machen die Wörter klein! heißt es im Deutschen.
Das Geschlecht kann an der Bedeutung erkennbar sein:
weiblich:
- Motorradmarken (von: die Maschine) – die Harley-Davidson, die Yamaha
männlich:
- Tageszeiten – der Abend, der Vormittag, der Nachmittag aber: die Nacht
- Wochentage – der Montag, der Freitag, der Samstag
- Monate – der Mai, der Dezember
- Jahreszeiten – der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter
- Himmelsrichtungen – der Norden, der Osten, der Süden, der Westen
- Wetter – der Wind, der Schnee aber: die Wolke
- alkoholische Getränke – der Wein, der Cognac aber: das Bier
- Automarken – der Audi, der BMW
sächlich:
- Farbnamen: das Blau, das Violett
(Quelle u.a.: deutschalsfremdsprache.ch)
- die Nachsilbe tum leitet sächliche Nomen ab. Deshalb heißt es das Christentum. Ausnahmen: der Reichtum und der Irrtum. (http://www.canoo.net/services/WordformationRules/Derivation/To-N/Suffixe/tum.html)
*siehe oben: Das mit dem biologischen Geschlecht muss man noch differenzieren, sonst fällt man auf den Grundsatzfehler der Genderisten rein.
Zum einen gilt die vorstehende Behauptung natürlich nur für Wesen mit einem biologischen Geschlecht, nicht für Sachen, Abstraktes, den lieben Gott, usw.
Bei Personenbezeichnungen gibt das Femininum (die) im Singular eine Frau an. (Auch das mit Ausnahmen: die Person, die Wache, und einige andere)
Bei Personenbezeichnungen gibt das Maskulinum (der) im Singular einen Mann an oder eine Person unbekannten oder unbestimmten biologischen Geschlechts. (Mein Dank dafür geht an den gf-User RudolfFischer.)
(*2) Wo ich wech komm
sagt man z.B. die Fanta (Cola, Sprite),
wo ich jetzt dahoam bin, im
sagt man z. B. das Fanta (Cola, Sprite).
(*3)
(*4) der Moment = der Augenblick (https://www.duden.de/rechtschreibung/Moment_Zeitpunkt_Zeitspanne)
das Moment = 1. Gesichtspunkt; 2. Produkt/Physik (https://www.duden.de/rechtschreibung/Moment_Umstand_Produkt)
(*5) die Python wg. die Schlange (die Viper, die Natter, ...)
(*6) der Python (griechisch) die Python (deutsch)
(*7)
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Was die Frage nach dem Genus von Nutella und damit, welchen Artikel man mit Nutella verwendet, betrifft, so ist ein Lückenbüßer. Außerdem ist die Frage so alt wie NUTELLA selbst und taucht in regelmäßigen Abständen auch bei gutefrage auf.
NUTELLA ist ein Markenname und hat damit kein Genus (Geschlecht).
- die Nutella (Nuss-Nougat-Creme)
- das Nutella (Glas)
- der Nutella (Aufstrich); diese Variante hat ein anderer User hier mal in einen Kommentar unter eine meiner alten Antworten zum Thema geschrieben
Bei uns zu Hause heißt es - wenn es überhaupt einmal Nutella gibt - die Nutella.
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Eine nette Lektüre zum Thema findest du hier: https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-der-butter-die-huhn-das-teller-a-432890.html
AstridDerPu
Ich liebe solche Fragen. Mal was anderes.
Als ich 1990 Deutsch gelernt habe, war ich wegen den Artikeln dermaßen verzweifelt, dass ich mir geschworen habe, in Zukunft nur noch Diminutiv zu verwenden, damit ich "das" einsetzen kann.
Das Bäumchen, das Tischchen, das Männchen. 😅
Heutzutage, da ich mich an diese sehr wohl schwierige Sprache gewöhnt habe, kann ich nur noch drüber lachen und das stimmt schon: Es klingt (mittlerweile) komisch.
Nutella? "Die" für mich, weil Haselnusscreme.
"Der" wahrscheinlich für Aufstrich.
Die Nutella klingt richtig, weil sich das "a" am Ende weiblich anhört.
Das Nutella klingt ebenso richtig, weil man an das Nutella-Glas erinnert wird.