Warum ist es gefährlich selbständig im Notfall im Tunnel aus den Zug auszusteigen?

5 Antworten

Abgesehen von S-Bahn Berlin und S-Bahn Hamburg kenne ich keine S-Bahn, die mit Stromschienen in Bodennähe arbeitet. Mag aber evt noch mehr geben. Ob die S-Bahn Mainz auch welche hat, weiß ich nicht. Wenn man Bilder zu dem Ereignis anschaut, sieht man zumindst Tunnel mit nur Oberleitung. Hier wäre ein aussteigen aus elektrischer Sicht theoretisch ungefährlich. Die Schienen haben Erdpotential und so lange kein Defekt an den Schienen vorliegt, kann es keinen Stromschlag geben. Bei Stromschienen statt Oberleitung wäre das anders.

Was im Tunnel aber noch wesentlich gefährlicher ist, sind die anderen Druck/Sogwirkungen wenn Züge durchfahren... Und es gibt kaum Platz im Tunnel zum "ausweichen"... Daher ist eine Evakuierung ohne Streckensperrung nicht zulässig. Ebenso dürfen Rettungsmaßnahmen soweit ich weiß nur durchgeführt werden, wenn sicherheitshalber die Versorgung abgeschaltet und geerdet ist. Die über 2h stehen ja auch schwer in Diskusion, da es wesentlich schneller hätte gehen müssen und technisch auch möglich gewesen wäre... Hier haben einige wohl "gepennt"...Aber das wird ja gerade versucht, aufzuklären, wenn man die Berichte dazu liest.

In so einer Situation wäre ich zum Lokführer gegangen und hätte ihm gebeten das er die Türen öffnet, da es extrem heiß ist oder ich hätte schon früher den Notruf gewählt.

Bei S-Bahnen mit Oberleitung-Einspeisung sehe ich von elektrischer Seite kein Risiko. Bei Bahnen mit Stromschienen am Boden müsste man zur Klärung Deiner Frage wissen, wie die Stromschienen im Tunnel vor Berührung geschützt sind. An den Bahnsteigen sieht man üblicherweise die schützenden Abdeckungen über den Stromschienen. Selbst die bieten keinen vollständigen Schutz:

Vor einigen Jahren kam am Bahnsteig einer Berliner U-Bahn ein Fahrgast ganz unversehens durch einen Stromschlag zu Tode, ohne auffällig regelwidriges Verhalten: Neben ihm verlor ein Körperbehinderter seine metallene Krücke. Die rutschte zwischen U-Bahn und Bahnsteigkante. Der Fahrgast bemühte sich, die Krücke hochzuziehen. Dabei geriet die Krücke unter der Schienenabdeckung in Berührung mit der Stromschiene. Das war tödlich.

Möglicherweise ist im Tunnel der Berührungsschutz an der Stromschiene etwas weniger aufwändig gestaltet, womit das Unfallrisiko etwas größer wäre.

Dass das lebensgefährlich sei, "da der Zug nicht geerdet ist", ist natürlich Unsinn. Der Zug ist über die Fahrgleise immer geerdet.

 

Bei S- und U-Bahnen wird der Fahrstrom oft nicht über eine Oberleitung, sondern eine Stromschiene zugeführt. Diese Stromschiene läuft neben dem Gleis. Am Bahnsteig kann man diese nicht berühren, beim Aussteigen auf freier Strecke schon. Solche Berührung dürfte den sofortigen Tod bewirken

Ungefährlich Außer Sogwirkung

Woher ich das weiß:Hobby – Großes Interesse an der Deutschen Bahn