Warum ist der Trafo geerdet?

3 Antworten

Deine Frage bezieht sich eigentlich auf die Frage:Was ist der Unterschied zwischen einem Ortsnetztrafo und einem Schutz-Trenntrafo. Denn der Trenntrafo ist nicht geerdet.đź§  Grundlagen: Schutz-Trenntrafo vs. Ortsnetztrafo1. Schutztransformator (Schutztrenntrafo):
  • Dient zur Schutztrennung: Die Sekundärseite ist nicht geerdet, dadurch entsteht ein isoliertes Stromversorgungssystem.
  • Wird meist fĂĽr Einzelgeräte oder in Werkstätten, medizinischen Bereichen, etc. eingesetzt.
  • Vorteil: Bei erstem Fehler (z. B. eine Ader berĂĽhrt ein Gehäuse) flieĂźt kein Strom, weil der Stromkreis nicht geschlossen ist → keine Gefahr fĂĽr Menschen.
2. Ortsnetztransformator:
  • Wandelt Mittelspannung (z. B. 10 oder 20 kV) auf Niederspannung (400/230 V).
  • Sekundärseite ist meist geerdet (TN- oder TT-System) → Sternpunkt auf Erdpotential.
  • Versorgung ganzer StraĂźenzĂĽge, Betriebe etc.
⚖️ Vergleich: Nicht geerdeter Ortsnetztrafo – sicherer?🔌 Theoretischer Vorteil (wie beim Schutztrafo):

Ohne Erdung wäre das System isoliert, also:

  • Kein Fehlerstrom bei erstem Isolationsfehler → keine BerĂĽhrungsspannung.
  • Höhere elektrische Sicherheit beim ersten Fehler.
❗️ Aber: Praktische Probleme und Gefahren

1. Fehlersuche extrem schwer:

  • Bei einem Fehler (z. B. Isolationsbruch) gibt’s keinen Stromfluss → keine Sicherung löst aus.
  • Solche Fehler bleiben lange unentdeckt, können Folgefehler verursachen (z. B. Brand).

2. Gefahr bei zweitem Fehler:

  • Bei zweitem Fehler (z. B. auf anderer Phase) entsteht ein geschlossener Stromkreis → gefährlich!
  • Dann gibt’s keinen Schutz durch Abschaltung mehr, weil kein FI oder LS auslöst → Brand-/Stromschlaggefahr steigt.

3. Kapazitive Kopplung zur Erde:

  • Auch ohne direkte Erdung entstehen kapazitive Ströme zur Erde, besonders bei langen Leitungen.
  • Diese können ausreichend stark sein, um gefährlich zu werden oder Geräte zu stören.

4. Normen & Vorschriften:

  • Die Netzsysteme in Europa sind so ausgelegt, dass sie geerdet sein mĂĽssen (z. B. nach VDE).
  • Ein nicht geerdetes Versorgungsnetz ist im öffentlichen Bereich nicht zulässig.
âś… Fazit:

Ein nicht geerdeter Ortsnetztrafo wäre nicht sicherer, sondern gefährlicher, weil:

  • Fehler nicht erkannt werden,
  • Schutzmechanismen nicht greifen,
  • das Netz instabil und schwer wartbar wird.

⚠️ Nur in speziellen Fällen (z. B. Schutztrennung einzelner Geräte) ist eine nicht geerdete Versorgung sinnvoll – aber nicht bei einem öffentlichen Ortsnetztrafo.

Woher ich das weiĂź:Studium / Ausbildung

Der Sternpunkt des Generators wird als Neutralleiter N benötigt, um unsymmetrische Lasten abzuleiten. Die Erde PE wird mit dem Sternpunkt zu einem PEN zusammengefasst, damit man ein TN-C-S-Netz aufbauen kann. Dies zeichnet sich dadurch aus, dass man Fehlerstromeinrichtungen (RCD) integrieren kann. Der PEN wird dafür hinter der Einspeisung wieder zu N und PE aufgetrennt. Bei einem Fehlerstrom fließt dieser über die gemeinsame Erde ab und löst damit den RCD aus. Dies würde nicht funktionieren, wenn der Sternpunkt nicht geerdet wäre.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Industrieelektriker (Betriebstechnik)

dummschweatzer  29.11.2020, 17:37
Bei einem Fehlerstrom fließt dieser über die gemeinsame Erde ab und löst damit den RCD aus.

Wenn der Sternpunkt nicht geerdet wäre, würde auch kein Fehlerstrom über einen Menschen fließen. Es liegt zwar ein Potential am Menschen an, es fehlt aber das andere Potential, die Erde.

electrician  29.11.2020, 17:40
@dummschweatzer

Hab' ich da beim Schreiben etwas durcheinander gehauen? Ich muss mir das nochmal in Ruhe ansehen. Ansonsten bitte die Antwort melden, damit sie gelöscht wird. Es soll ja alles fachlich korrekt sein.