Warum ist der Buddhismus so beliebt in Deutschland?

7 Antworten

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Ich habe genau eine solche Frage hier auf GF schon einmal beantwortet & werde meine Antwort von damals für dich wiedergeben:

Ein wichtiger Grund ist, dass viele Menschen das Bedürfnis nach Spiritualität haben. Gleichzeitig sind einige Leute von den abrahamitischen Religionen sehr enttäuscht. Terroranschläge im Islam & Missbrauchsfälle in der Kirche haben das Vertrauen in diese Religionen erschüttert. Zudem widerstrebt vielen Menschen der Gedanke, willenlos auf die Vorgaben eine Heiligen Schrift zu hören. Auch lassen sich gegen das Konzept "Gott" immer mehr Gegenbeweise finden. Die Ablehnung von Homosexualität durch den abrahamitischen Gott ist ebenfalls vielen Menschen ein Dorn im Auge. Die logische Folge ist, dass die Leute nach einer Alternative suchen. Viele finden diese im Buddhismus, da er viele Defizite der abrahamitischen Religionen nicht aufweist.

Ein weiterer Grund ist, dass in der heutigen Zeit vieles durch die Wissenschaft bewiesen werden kann. Die Menschen glauben nicht mehr Dinge einfach, sondern suchen nach Beweisen. Der Mensch in der westlichen Gesellschaft zeichnet sich durch ein hohes Maß an Selbstständigkeit aus (zumindest im Verhältnis zum Rest der Welt) & dem Bedürfnis Thesen rational zu prüfen. Einige Konzepte aus dem Buddhismus können wissenschaftlich bewiesen werden. Beispielsweise haben zahlreiche Studien gezeigt, dass Meditation wirklich etwas bringt. Viele Thesen die der Buddhismus vor 2000 Jahren aufgestellt hat sind heute integraler Bestandteil der Quantenphysik. Schon der Buddha selber hat gesagt, dass man ihm nichts glauben soll ohne es geprüft zu haben. All das passt natürlich in den westlichen Geist.

Ein weitere Grund ist schlichtweg der, dass es noch vor 150 Jahren schier unmöglich war, sich über den Buddhismus zu informieren. Erst jetzt & vor allem durch das Internet besteht überhaupt die Chance, an Informationen über diese Religion zu kommen.

Zuletzt möchte ich erwähnen, dass viele Menschen sich durch das Überangebot der Moderne überfordert fühlen. Es ist der bereits erwähnte Informationsüberfluss aus dem Internet, die riesige Auswahl an Waren in Supermärkten & die tausenden Möglichkeiten sich zu verwirklichen. Was eigentlich ein Segen sein sollte & auch sein kann, wird für viele zu einem Fluch. Die Menschheit & gerade Deutschland sieht sich vor psychologischen Problemen, die in dieser Intensität noch nie existiert haben. Viele Inhalte des Buddhismus bieten Lösungen, um mit den aktuellen Zeiten umzugehen. Wohlgemerkt umzugehen, nicht diesen zu entkommen. Leider wird der Buddhismus in diesem Kontext oft falsch interpretiert & als Konzept zur Weltflucht und Vermeidung ausgelegt. Schon in den Frühschriften des Buddhismus wurde diese falsche Vorstellung widerlegt. Deshalb kann die Religion auch nichts dafür, dass sie inhaltlich derart verzerrt wird.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

emily234667 
Beitragsersteller
 04.05.2021, 21:46

Vielen Dank!

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Ist er das? lt. https://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland

gerade Mal 270.000 also 0.33% (Stand 2010)


AldoradoXYZ  03.05.2021, 22:41

270.000 da treten ja jährlich mehr aus der katholischen Kirche aus xD

Gruß

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Bodhgaya  07.05.2021, 00:49

1). Um etwas zu mögen muss man nicht gleich Anhänger sein. Ich sympathisiere bspw. mit dem Deutschen Naturschutzbund ohne Mitglied zu sein. Ein Anderes Beispiel: Die offizielle Zahl der Muslime steigt zwar, aber die Sympathie zu dieser Religion nimmt ab.

2). Die Zahl ist nicht repräsentativ, da man hier in Deutschland nicht offiziell konvertieren kann. Ich selber sehe mich als Buddhisten, aber gelte statistisch als konfessionslos. Zu dem wird dem nominellen Bekenntnis im Buddhismus wenig Bedeutung beigemessen, da dies nicht an ein Heilsversprechen gekoppelt ist.

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Die lächeln immer und niemand kennt die so richtig.

  • Möglicherweise deshalb, weil er von der Mehrheit der Deutschen zwar genausowenig verstanden wird wie der Islam, dabei aber deutlich weniger durch Negativverhalten seiner Anhänger auffällt:)
  • Denkbar auch, weil der B. tendenziell weniger dogmatisch daherkommt (kein Anspruch darauf, unbedingt und jederzeit im Recht und Anderen überlegen zu sein + keinerlei religiöse Zwänge)
  • Sicher spielt auch eine Rolle, dass der B. eine stark philosophische Komponente hat, so dass viele Menschen glauben, der B. sei gar keine Religion, sondern eine Philosophie, was ihn für Atheisten attraktiv macht (obwohl der B. definitiv auch eine Religion ist)

Bodhgaya  04.05.2021, 02:17
Sicher spielt auch eine Rolle, dass der B. eine stark philosophische Komponente hat, so dass viele Menschen glauben, der B. sei gar keine Religion, sondern eine Philosophie, was ihn für Atheisten attraktiv macht ( obwohl der B. definitiv auch eine Religion ist)

Das kann nicht so pauschal sagen. Den ein großes Problem dabei ist, dass der Begriff Religion nicht offiziell definiert ist. Es gibt über 100 Definitionen von Religion von der keine einzige allgemein anerkannt ist. Oft sind sich Leute in der Diskussion über Religion uneinig, was nichts mit ihrem echten Standpunkt zu tun haben, sondern damit, dass jeder den Begriff unterschiedlich definiert. Auch hier auf GF erlebe ich das immer wieder.

Interessant hierbei ist dieser Wikipedia-Artikel: "Religionsdefinition – Wikipedia"  https://de.m.wikipedia.org/wiki/Religionsdefinition

Hinzufügen möchte ich, dass diese Frage "Ist Buddhismus eine Religion?" auch sehr davon abhängig ist, auf welche Form des Buddhismus man sich bezieht. Es gibt manche Formen des Buddhismus die sehr religiös wirken z.B. der tibetische Buddhismus (Vajrayan-Buddhismus / Diamantweg-Buddhismus). Dort wird an Geister geglaubt, es werden Götter angebetet (wobei man fairerweise sagen muss, dass das eine weniger wichtige Nebensache bleibt) & es werden Orakel befragt. Die meisten Buddhisten im Westen hingegen sind Materialisten & sehen Geister und Götter höchstens als ein spannendes Legendarium für gute Geschichten an. Es gibt auch den - gerade im Westen beliebten - säkularen Buddhismus, wo das Prinzip der Reinkarnation nur als Metapher verstanden wird & nicht als ein realer Prozess. Es gibt also unter den buddhistischen Schulen erhebliche Unterschiede!

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Na ja, so beliebt ist er auch wieder nicht.

Doch es gibt schon viele die an Reinkarnation und ans Nirwana glauben. Jeder darf glauben was ihm gefällt. Ich glaube etwas anderes.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Religion bin ich los. Es sei gepriesen.