Warum hatte die Kirche im Mittelalter solche Macht?

8 Antworten

Im Anschluss an quopiam, der das Wichtigste gesagt hat, noch eine Bemerkung:

Die "Macht" der Kirche bestand auch darin, dass das Denken der Menschen vom Gedanken der Einheit geprägt war. Diese Idee der Einheit kommt aus der griechischen Philosophie: Das Wahre ist das Gute, und das ist das Eine. Lateinisch: Verum, bonum et unum.

Es gibt einfach nicht zwei konkurrierende christliche Kirchen. Das entsteht erst am Ende des Mittelalters mit der Reformation, und führt zum Pluralismus. Vorher gab es eine einzige Kirche (die griechisch-orthodoxe war weit weg in Byzynz, und wurde übrigens geplündert bei einem Kreuzzug).

Wenn die eine Kirche wegen des allgemeinen Denkens nicht in Frage gestellt wird, hat sie natürlich mehr "Macht", als gäbe es mehrere. In Frage gestellt wurde die "Macht" aber ständig durch den Kaiser, bzw. umgekehrt. Manchmal war die Kirche, in ihrer Spitzenposition durch den Papst verkörpert, so ohnmächtig, dass der Papst in seine Engelsburg flüchten musste, für lange Zeit, weil der Kaiser ihn belagert.

Vielleicht darfst du die Sache nicht nur von einer Seite sehen. Die Menschen damals hatten bei Weitem noch nicht so viele Möglichkeiten, ihr Leben zu bewältigen. Zum Beispiel was die Gesundheit oder die Ernährung betrifft.

Wo wir heute locker ins Krankenhaus gehen, bleib den Menschen damals nur ihr Glaube, und der konnte Vielen sicher auch Kraft geben. Und wo wir heute bequem ins Lebensmittelgeschäft gehen, mutte man damals noch um gutes Wetter und eine gute Ernte beten, weil man sonst schwer überleben konnte.

Daher gab die Religion den Menschen auf jeden Fall auch viel. Die Leute, die in die Kirche gingen, taten dies wahrscheinlich nur selten wegen irgend einer Angst vor der Hölle.

Vielleicht sollten wir heute - ob mit einer Religion oder ohne - auch ab und zu mal dankbar sein für Dinge, die nicht unbedingt selbstverständlich sind.


dawala  03.04.2011, 23:33

Aber was hat das alles damit zu tun das die Kriche damals so viel Macht hatte?

Bevor die Katholiken hierher kamen gab es schließlich auch schon Glauben. Und deren Vertreter. 

 

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Du verfolgst ein Klischeebild, das fängt schon bei "Mittelalter" an: Das Mittelalter ist eine 1000 Jahre lange Periode der Geschichte, die mit der Völkerwanderung in der Spätantike beginnt und mit der Entdeckung Amerikas endet. "Die Kirche" - ich nehme an, Du redest von der katholischen - gab es als geschlossene Körperschaft überhaupt noch nicht, als das Mittelalter in Europa begann, geschweige denn weltweit, und sie war noch nicht einmal katholisch, so wie wir das heute beobachten. Bis in das 9. Jahrhundert hinein war Nordeuropa trotz mehrerer großer Evangelisierungswellen (iroschottische Mission, britische Mission etc.) zu einem erheblichen Teil vom Heidentum geprägt. In Skandinavien gab es im 12. Jahrhundert noch ganze Gegenden, die dem alten Götterglauben anhingen. "Solche Macht" hatte die römische Kirche erst im Lauf einer langen Entwicklung, die zur Zentralisierung in Rom und zur Konzentration auf den Papst führte. Die Macht, die sie hatte, bestand vor allem aus dem Einfluß, den die Päpste und der hohe Klerus auf die Fürsten hatten und der deren Regierungsstil beeinflußte. Diesen Einfluß mußte sich das Papsttum erst einmal erkämpfen. Unter den Stichworten "Kirchengeschichte des Mittelalters" oder "Investiturstreit" oder auch "Geschichte des Papsttums" und "Christianisierung Europas" findest Du im Internet sicherlich viele Informationen, die Deinem Geschichts- und Kirchenbild ein bißchen auf die Sprünge helfen können. Gruß, q.

Leider fällt es mir sehr schwer diese Frage auch nur in wenigen Seiten zu beantworten. Aber ich versuche wenige Stichworte. Den Rest kannst Du im Geschichtsforum.de beginnen nachzulesen. Es ist wirklich sehr spannend. Vor allen Dingen lässt sich bei der Beantwortung dieser Frage sehr viel üver Europa lernen. 

 

Jener kleiner Knabe nahe Rom, welcher heute als Papst anerkannt ist direkt nach einem Apostel, war der erste Mensch welcher nicht mehr gewählt wurde von der Gemeinde als deren Vorbeter und Vertreter für eine begrenzte Zeit.  Er konnte gut mit Frauen. 

Nach ihm versuchten es immer wieder Männer sich an die Spitze zu stellen. Bis es sich durchgesetzt hatte dass es eine Gemeinde gibt mit einem festen Pfarrer. 

Gerne schenkten gerade die Frauen und vererbten an diese Männer. Berichte darüber, dass diese als Missionare hier nur auftauchen brauchten und schon waren die Frauen hinter ihnen her wie verrückt findest Du viele. Aus ganz Mitteleuropa. 

 

Damit war ein Grundstein für ein Vermögen gelegt aber es gav noch lange nicht die Struktur welche wir kennen. 

Diese ergab sich erst als der Sohn Karls des Großen Unterstützung brauchte. Und die Katholiken wollten endlich Rom als Eigentum haben. Oder zumindest ein Stück davon. Im Gegenzug waren sie gerne bereit Mittel für Krieg zur Verfügung zu stellen. 

Jo. Und dann weitete sich das immer mehr aus. 

Es handelt sich um eine über rund 1.800 Jahre verlaufende Entwicklung. Und sie ist noch lange nicht zu Ende. In Südamerika und Afrika geht es weiter. Gerne auch mal mit Waffengewalt. Auch wenn wir hier seltenst davon erfahren. Zumindest in den üblichen Medien. 

ich würds nicht mal direkt die dummheit nennen, sondern eher die unaufgeklärtheit... die wissenschaft war noch nicht so weit und die großen denker konnten ihre ideen nicht verbreiten, weil mal ganz abgesehen von vielen leuten, die nicht lesen konnten, auch die verbreitung von ideen nicht die plattformen wie heute hatten.