Warum gilt Autismus als Störung, Religiosität aber nicht?
Hallo,
Ich heiße Daniel, ich bin 26 Jahre alt und Autist, auch wenn ich mich nicht gerne darüber definieren lasse. Des weiteren glaube ich an keinen Gott oder sonstige übernatürliche Entitäten. Nun meinte jedoch kürzlich ein sehr gläubiger Christ zu mir, dass Jesus mir helfen könnte und mich von meiner autistischen Störung befreien könnte, wenn ich ihn in mein Herz lassen würde.
Dieser Vorfall brachte mich dann zum Grübeln und ich dachte mir wie so oft 'welche Störung'. Ich habe einen sehr gut bezahlten Beruf in dem auch noch sehr gut bin, ich habe tolle Kollegen, die Verständnis dafür haben, dass ich mich des öfteren zurückziehe und alleine vor mich hinarbeite. Vielleicht habe ich weniger Freunde als der durchschnittliche Mensch in meinem Alter, aber die, die ich habe, bedeuten mir dafür umso mehr. Seit nunmehr über einem Jahr bin ich in einer festen Beziehung mit einer wunderbaren Frau und auch wenn ich meine Gefühle für sie nach außen nicht so zeigen kann, wie andere Menschen, weiß sie, wie viel sie mir bedeutet. Ich verbringe zwar überdurchschnittlich viel Zeit alleine an meinem Laptop, bin aber kein gefühlskalter Eisberg, wie es viele vermuten, wenn sie erfahren, dass ich Autist bin. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und finde nicht, dass ich an einer Störung leide und es gibt viele Situationen in der es sogar eine Gabe ist.
Im Gegensatz dazu glauben Christen oder allgemein Religiöse Menschen an altertümlich Mythen für die es nicht einen einzigen Beweis gibt. Sie lassen ihr Leben von einem Wunschdenken leiten und leben in extremen Fällen in einem absolut realitätsfremden Weltbild. Wenn ich die Definition von Wahnvorstellungen lese, finde ich, dass diese perfekt auf Religionen zutrifft.
Wer leidet nun wirklich an einer Störung?
15 Antworten
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Da gebe ich dir absolut recht. Am Ende leiden vielleicht alle Menschen an irgendeiner Störung. Und wir leben vielleicht im Wahnsinn der Normalität ;-)
Vielleicht hast du ja nur einen Mutismus? Also nur so auf einzelne Personen/Situationen bezogen.....
Bei Autismus wäre meiner Meinung nach das Störende, daß sie sich völlig gegen die Außenwelt verschließen und in einem inneren Asyl leben. Ich mein, können sie ja gerne machen, aber ich denke, daß sie sich grundsätzlich schon aus ihrem inneren Gefängnis befreien wollten und eigentlich auch sollten, um das Leben umfangreicher erleben zu können.
Vielleicht sollte dieses Erlebnis nur dazu dienen, dich ein bißchen aufzurütteln, damit du dich damit auseinandersetzt, um wieder etwas dazuzulernen? Ich mein, könnte doch Vorteile haben und weiter sollen wir Menschen uns doch gut und gerne in geistig-seelischer Hinsicht immer wieder weiterentwicklen. Naja, innere Einkehr kann wohl nie wirklich schaden :-))))
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Hallo Crattie,
ich verschließe mich nicht grundsätzlich, aber es fällt mir schon schwer, neue soziale Kontakte zu knüpfen. Bei mir dauert das einfach etwas länger. Ich wirke für viele vielleicht etwas verschlossen, aber wenn mir jemand die Zeit gibt und mich nicht bedrängt, bin ich durchaus zu Freundschaft und sogar Liebe fähig.
Und meine Kollegen wissen wie ich bin und verstehen es deshalb auch, wenn ich mittags nicht in der Kantine bleibe, sondern lieber alleine an meinem Schreibtisch esse.
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@crattie: Ja genau, so sehe ich das auch und deshalb meine Anspielung auf Mutismus. Und deshalb schrieb ich auch vom völligen Sich-Verschließen....usw.
Und nur, weil er mal alleine ist bzw. sich zurückzieht, kehrt er noch lange nicht in sein Inneres! Da unterscheide ich; deshalb mein Denkanstoß dazu.
Ich gehe davon aus, daß du meinen Text falsch interpretiert hast.
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@2Dani1989:
Du wirst deine Gründe für deine Verschlossenheit haben (Unsicherheit?), die dich jedoch immer wieder daran hindern werden, in geistig-seelischer Hinsicht zu wachsen, zu reifen, was meiner Ansicht nach eine Forderung des Lebens ist, der man nicht wirklich auskommen kann.
Alleine sein meint Mit-dem-All-eins-sein :-)))) Aber du willst nicht mit Allem eins sein, schon gar nicht mit dir selbst ;-)
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Störung ist nur ein Fachbegriff. Der ist nicht als Beleidigung gemeint. Ärzte und so wollen die Leute nicht beleidigen.
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Der mit dem religiösen Realitätsverlust.
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Das hat er gesagt weil Jesus alles heilen kann jede Krankheit und alles was uns belastet wenn wir es zu lassen und möchten ansonsten nicht da Jesus keinen zwingt es gibt dazu genügend Zeugnisse von Menschen die von für uns Menschen unheilbaren Krankheiten geheilt worden sind
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Die Mehrheit definiert die Normalität, was nicht normal ist, ist eine Störung.
Nimm z.B. mal jemanden, der der der Ansicht ist, er könne mittels seines Bügeleisens mit Aliens sprechen, der wird als wunderlich angesehen, psychisch erkrankt.
So jedoch jemand vorgibt, kleine Teigoblaten mittels allerlei Geschwurbels in Menschenfleisch zu verwandeln und das dann auffuttert und hierbei Geschichten über verbotene Zauberbäume erzählt, dann plötzlich nicht, obwohl faktisch nicht ein mm Unterschied besteht. Das ist dann komischer Weise keine Störung.
Worüber definiert sich das? Über die reine Anzahl derer, welche dem jeweils gleichen Hirngespinst nacheifern. Wenn genug Teigoblatenverwandler existieren, genaug um die Messlatte zu definieren, dann wird aus den wunderlichsten Dingen plötzlich die Normalität und tote Zimmermannssöhne unsterblich.Existieren anderstwo genug Anhänger der Geschichten eines wunderlichen Beduinen, dann ist das dort die Normalität.
Du bist Autist. Damit gehörst Du zu einer Minderheit. Es wird nicht einfach als andere Daseinsform angesehen sondern ist somit eine Erkrankung, weil "nicht normal".
Das hat sich schon massiv gebessert hierzulande, bedenkt man sich, was man noch vor 75 Jahren hierzulande mit Autisten gemacht hat.
Andere bezeichnen gar Homosexualität als Erkrankung, als Beispiel mal angeführt. Schau z.B. mal Russland, was da in dieser Beziehung abgeht, ja gar eine Verrückte immernoch verbreiten, man müsse das "heilen".
Das kommt einfach nur daher, dass sich einige Leute zu den lautesten Schreiern machen und über die reine Lautstärke und über die reine Anzahl der Mitschreier in den Vordergrund drängen, um das gesellschaftliche Leben und die Ansichten zu definieren und mit ihren "Einsichten" zu beladen. Das geht von der Nennung von Krankheitsbildern über Hass bis hin zum Aufruf zu Gewalttaten gegen die, die nicht so sind, wie die lautesten Schreier das als "Normal" definieren.
Einen faktischen Hintergrund haben sie alle nicht, aber das interessiert auch nicht, ja im Gegenteil, das stört nur, wenn man darauf hinweist, dann wird man zuweilen angefeindet, denn dadurch könnte man ja draufkommen, dass auch bei ihnen eine Störung vorliegen könnte jeweils, was ja keinefalls so sein kann................
In diesem Sinne, ich Teile Deine Ansicht hierbei.
Auf mich wirkt es nicht gerade so, als würde er sich verschließen, wenn er doch von Freunden, einer Freundin und einer guten Beziehung zu seinen Kollegen spricht. Diese "innere Einkehr" hat er damit doch schon gefunden :)