Warum gehen Menschen Freundschaften ein, öffnen sich komplett und halten den Freund dann immer eine Armlänge auf Abstand, wenn dieser Unterstützung anbietet?
Warum erzähl man jemandem seine tiefsten Traumata, seine Schwächen und Sorgen und geht dann auf Distanz, sobald das Gegenüber Hilfe anbietet und die Themen besprechen möchte?
Und warum geht man auf diese Art eine Freundschaft ein, pflegt diese aber nicht richtig und bekommt dann innere Beklemmungen und Panik, wenn das Gegenüber sich resigniert abwenden will?
Und warum kämpft man dann darum, dass das Gegenüber sich nicht abwendet und in der Freundschaft bleibt - und investiert dafür exakt so viel, bis das Gegenüber zusagt zu bleiben und stellt in dem Moment die Bemühungen um die Freundschaft direkt wieder ein?
So als sei der gute Freund eine Notfallmedizin, die man unbedingt in seinem Haushalt wissen will.
Man stellt diese Medizin in den Schrank, staubt den Karton alle paar Wochen ab, freut sich, dass die Medizin für den Notfall da ist und macht die den Medizinschrank wieder zu.
Alles ist gut, die Medizin ist da. Alle paar Tage schaut man, ob sie immer noch da ist, ist erleichtert und vergisst die Medizin wieder. Aber wenn die Medizin weg ist, ist auf einmal Holland in Not, bis man sie wiederfindet.
1: Ist es eher die Denkweise "ich brauche Dich nur im Notfall"?
2: Oder die Denkweise "ich brauche die Medizin, aber die Medizin braucht mich nicht" und kommt ohne mich klar?
3: Oder eher "ich schäme mich, dass ich so bedürftig bin und diese Medizin brauche, deshalb verdränge ich, dass sie im Schrank steht"?
4: Oder eher: ich stelle die Medizin vorsichtig dort ab und nehme sie nicht so oft in die Hand, damit sie nicht abgenutzt wird?
Wie geht man damit um, wenn ein Mensch einen braucht und emotional bedürftig ist, aber einen nach dem Herzauschütten wieder eine Armlänge auf Distanz hält?
13 Stimmen
7 Antworten
Ich kenne das eher aus deiner Perspektive deswegen kann ich auch nur vermuten.
Ich selbst bin eher distanziert (wurde mir zumindest schon öfter "vorgeworfen") und würde nur mit sehr engen Freunden so intensiv über Probleme sprechen. Das beruht aber dann auf Gegenseitigkeit. Es braucht ein wenig bis man den Status bei mir erreicht hat aber wenn es so ist würd ich besagte Freunde selbst nach nem Mord im Knast besuchen ...
Menschen die du beschreibst meide ich inzwischen. Es gibt Leute die jammern nur.. wenns dann aber darum geht ne Lösung zu finden und die vor allem umzusetzen wird wieder gekniffen .. bis eben wieder der Jammermodus kommt. Die müssen selbst raffen das Selbstmitleid auf Dauer keine Hilfe is sondern wohl einer der Gründe fürs versagen.
Glaub nichtmal das die mit Absicht "Freundschaften" ausnutzen. Denke die wollen einfach nur Bestätigung, jemanden der sie bemitleidet , der dafür sorgt das sie sich besser fühlen ... deswegen sind se nur an deiner Backe wenns ihnen scheiße geht
Ich kann keine deiner Auswahlkriterien ankreuzen, denn nichts davon trifft für mich persönlich zu.
Ich scheue mich nicht, meinen Freund um Hilfe zu bitten, wenn ich sie brauche und er ebenso wenig. Es ist ein Geben und nehmen, denn das macht eine Freundschaft aus.
Aber es gibt sicher viele, für die deine Antwortmöglichkeit 4 oder auch 3 zutrifft. Genau so viele gibt es, die eine Freundschaft ausnutzen und nicht bereit sind, etwas zurück zu geben.
Mit jemandem, der so ist wie du beschreibst, könnte ich nicht befreundet sein. Er würde mich nur runterziehen. Wer nur jammert und sich nicht helfen lässt, braucht einen Psychologen dringender als einen Freund.
Jeder Mensch ist anders.
Das ist eben das Problem. So eine Freundschaft geht irgendwann in die Brüche, denn sie tut dir nicht gut. Du kannst die Hilfe nur anbieten, nicht aufdrängen.
Sende Ich-Botschaften. Sage z.B.: „Ich weiß genau, wenn ich mal deine Hilfe brauche, wirst du für mich da sein - lass mich dir jetzt helfen."
Darauf kann man aufbauen. Irgendwann wird es schon zulassen, dass du ihm hilfst - wenn du es kannst. Aber es ist ihm sicher auch schon eine Hilfe, wenn du für ihn da bist und einfach nur zuhörst.
Ich kenne das auch, insbesondere bei einer, die angeblich Opfer häuslicher Gewalt war. War gerade was vorgefallen, brauchte sie mich. Ansonsten behandelte sie mich eher abwertend. Eines Tages sagte ich ihr, dass ich mich von ihr nur dann respektvoll behandelt fühle, wenn sie gerade geschlagen wurde, weil sie mich meist nur dann gut behandelt. Daraus machte sie, dass ich gestört bin und genauso schlimm sei wie ihr gewalttätiger Partner und mich an der Gewalt an ihr sadistisch aufgeile. Dabei waren das die nahezu einzigen Momente, in denen sie freundlich zu einem war.
Weil ich sie anderweitig kontaktierte, wenn sie mal wieder nicht erreichbar war (weil ich dachte, dass sie totgeschlagen worden wäre), empfand sie das als Stalking und erzählte das rum. Vorher bedankte sie sich noch dafür, dass ich mir Sorgen um sie machte.
Es galt immer ihr Leid schwergewichtiger als meins. Wenn ich mich dagegen wehrte oder mal mehrere Tage nicht antwortete, wenn sie wieder von ihrem Leid erzählte, dann fragte sie, warum ich nicht antworte.
Mittlerweile behauptet sie, ich wolle mich mit meinem Leid in den Vordergrund drängen und sie hätte keine Lust, mit Opfern wie mir befreundet zu sein. Sie meint, ich liebe es ein Opfer zu sein und sie findet sowas abstoßend.
Manche brauchen solche Mülleimer. Einmal vollkotzen, sich besser fühlen, also braucht man diesen Mülleimer dann erst einmal nicht mehr.
So einfach ist es hier nicht. Das Gegenüber hört schon auch zu und fragt, wie es geht.
Ich kenne sowas ehrlich gesagt nicht.
Ich kenne das eher das es Ewigkeiten dauert bis jemand etwas sagt.
Und wonach klingt es in der Frage?