Warum fällt es Menschen so schwer, andere Meinungen zu tolerieren?

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Ich schätze mal, es kommt immer auf die Meinung an sich an. Man kann eine Meinung zu einem Buch haben, einem Bild, einer Fernsehsendung... Da fällt es leicht die Meinung zu tolerieren, weil es kaum Diskussionsbedarf gibt, denn Geschmäcker sind nun mal verschieden.

Wenn es allerdings um "wichtige" Themen geht, dann haben die meisten Menschen klare Vorstellungen im Kopf und lassen sich bei einer anderen, extrem abweichenden Meinung kaum auf eine Diskussion ein, da sie schon die Meinung als Solche nicht akzeptieren wollen.

Die Toleranz hört dann auf, wenn die abweichende Meinung für uns in keinster Weise nachvollziehbar ist.

Das kann familiäre Gründe haben, also in der Erziehung begründet sein oder aber auch insgesamt vom sozialen Umfeld abhängen. Wenn man dann noch dazu neigt völlig ungefiltert die Meinung des Umfeldes zu übernehmen, dann verfestigen sich die eigenen Ansichten zu einer unumstößlichen Meinung, die wir nicht aufgeben wollen.

Toleranz wird von allen gefordert, aber sie zu leben ist mitunter unglaublich schwer. Und kommen noch eigene unangenehme Erfahrungen hinzu, die uns bestärkt haben, dass unsere Meinung zu einem Thema richtig sind, dann bedarf es nicht nur guter Argumente uns vom Gegenteil zu überzeugen, sondern wir müssen es generell auch zulassen uns überhaupt auf eine Diskussion einzulassen.

Ich denke mal, dass man durchaus lernen kann andere Ansichten anzunehmen. Man muss sie nicht teilen, aber man sollte niemals vorschnell Andere verurteilen, weil sie eine komplett andere Meinung haben als wir.

Aber es gibt halt auch Meinungen die will und kann man gar nicht tolerieren, weil sie Taten zur Folge haben, die wir mit unserem Gewissen einfach nicht vereinbaren können. Denn eine Meinung die zu einem Schaden an anderen Menschen führt will ich weder teilen noch verstehen.


Gloven1914 
Beitragsersteller
 04.11.2019, 09:34

Bedeutet denn Toleranz immer , "andere Meinungen anzunehmen"?

Es bedeutet doch nur, sie so "stehenzulassen" , oder?

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Kessie1  04.11.2019, 09:36
@Gloven1914

Annehmen muss man die andere Meinung nicht. Nur sie akzeptieren. Wenn ich mit Religion nichts am Hut habe, dann muss ich ja nicht in die Kirche eintreten nur weil Jemand meint die Kirche wäre klasse... Da müsste ich mich ja täglich drehen, weil Irgendwer immer eine andere Meinung hat.

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Jeder lebt in seiner eigenen kleinen Welt, in der die eigenen Gedanken und Meinungen logisch sind. Daher fällt es oft schwer, zu akzeptieren, dass andere Meinungen auch logisch sein können, aber von einem anderen Standpunkt aus.

Wer kennt das nicht: Man hört etwas, denkt erst mal, "Nein, das kann gar nicht sein!" und fängt an zu diskutieren, bis man nach einiger Zeit eine Zusatzinfo bekommt, die die erste Aussage nachvollziehbar macht.

Manchmal (oft?) verwechseln wir auch Akzeptanz unserer Person mit Akzeptanz/ Übereinstimmung mit unserer Meinung, also "müssen" wir uns durchsetzen, um zu bestätigen, dass wir akzeptiert werden/ gut angesehen sind.

Und manchmal hängt an einer Meinung sehr viel Gefühl.

Sage nur mal "(meine Lieblingsmannschaft) hat den besten Spieler!" Deine Lieblingsmannschaft ist dir sehr wichtig, wenn jemand zweifelt, ob sie gute Spieler hat, wäre dein Urteilsvermögen in Frage gesetllt und du müsstest eventuell dein Gefühl für deine Lieblingsmannschaft anpassen ("na ja, so gut sind sie doch wieder nicht"), also streitest du, um dein Gefühl aufrecht halten zu "dürfen". Hier objektiv zu sein, fällt vielen schwer, umso schwerer, je stärker das Gefühl für das Thema ist (z.B. Fähigkeiten des eigenen Kindes etc.).

Das hängt stark davon ab, welchen Einfluss die kognitive Dissonanz auf solch einen Menschen hat. Je höher diese ist, desto geringer erweist sich dieser Mensch als tolerant.

Ich kann dir da gern ein Beispiel machen: Ich kenne viele Zeugen Jehovas. Wenn man anfängt, ihre Religion kritisch zu hinterfragen, blocken sie das Thema sofort ab. Hier sehe ich also sofort Menschen mit geringer Toleranz.

Meiner Meinung nach hängt das also entscheidend damit zusammen, wie weit jemand innerhalb einer Gemeinschaft indoktriniert wurde.....

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gloven1914 
Beitragsersteller
 15.11.2019, 13:06

Bist du auch so Einer, der ständig auf den Zeugen rumhackt?

Scheint mir so.

Meine Frage war ganz allgemein

Bist du auch gegen die Juden, Katholiken und Protestanten?

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Ich finde eigentlich nicht dass es den Menschen schwer fällt , in meinem Umfeld jedenfalls kann man gut Diskutieren und Argumentieren .

Was ich schlimm finde , sind diese aufdringlichen , ungefragten Meinungen hier auf GF , was der Anonymität des Internets geschuldet ist.


Kabisa  04.11.2019, 08:12

Um deinen letzten Satz zu bestätigen: Das liegt nicht an der Anonymität sondern an dem Seitenaufbau.

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Kabisa  04.11.2019, 08:17
@Apfelblume21

Ich kann nur von mir reden, aber ich würde mich nicht großartig anders verhalten wenn das hier nicht anonym wäre, nur weniger von meinem Leben preisgeben.
Gerade bei so Meinungssachen (und nicht Fragen nach Fakten die oft simpel ergoogelbar sind) ist es doch normal dass Diskussionen aufkommen und man als ANtwort auf seine Meinung eine andere Meinung bekommt - aufdringlich finde ich das nicht im Geringsten.
Die Möglichkeit Antworten zu kommentieren gibt es ja nicht umsonst.

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Apfelblume21  04.11.2019, 10:42
@Kabisa

Wenn jemand eine Frage nach meiner Meinung stellt , ich meine Meinung dazu schreibe ,erwarte ich keine aufdringliche Erläuterung warum meine Meinung falsch ist , von einem anderen User.

Gestern wurde gefragt mit welcher Diät man schnelle Erfolge erzielt , ich habe meine jetzige Diät Erfolge dazu geschrieben da diese meiner Erfahrung nach bestens funktioniert ... promt kam eine dämliche Antwort eines anderes Users dazu , der mir meine sichtlichen Erfolge absprechen wollte und warum es ..seiner Meinung nach .. alles Einbildung wäre.

Dies würdest du von Angesicht zu Angesicht also auch tun?Ich nicht! und ich habe dies im realen Leben noch nicht erlebt , im Gegenteil meine Freunde und Kollegen usw beglückwünschen mich zu meinem Erfolg und versuchen nicht mir ihre Meinung ungefragt aufzudrängen .

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Apfelblume21  04.11.2019, 10:47
@Apfelblume21

Hätte der User geschrieben "ich habe Bedenken bei dieser Diät Form weil ....Dies und jenes " wäre es ok igewesen und man hätte vernünftig eine diskussion führen können aber zu antworten mit "hast nur Wasser verloren , bildest dir deinen Erfolg nur ein " tja dazu fällt mir nix mehr ein, sowas erlebe ich im realen Leben nicht , solche doofen Aussagen und auf sowas reagiere ich mit einer doofen Antwort .

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Ich glaube das kommt immer darauf an was für eine Meinung es ist.

Wenn jemand sagt "ich mag keine Tomaten" ist das für mich unverständlich da ich Tomaten liebe, aber recht egal.
Wenn jemand sagt "Juden sind geldgeile Menschen und kontrollieren das FInanzsystem" dann ist das faktisch falsch, antisemitisch, unglaublich dumm und keine Meinung die ich zu tolerieren habe.

edit: zu früh abgeschickt.
Toleranz muss keine Intoleranz tolerieren.
Für mich geht jede Meinung "klar" (im Sinne von tolerierbar), egal ob für mich verständlich oder nicht, solange niemand dadurch benachteiligt wird. Was ich persönlich von der Meinung halte, trotz Toleranz ist etwas ganz anderes.
Beispiel: Ist okay wenn jemand Kunst von Monet nicht mag, absolut tolerierbar. Meine persönliche Meinung ist trotzdem dass ich mir ernsthafte Sorgen um die Augen der Person machen sollte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sozialpädagogischer Zug / Berufserfahrung

Gloven1914 
Beitragsersteller
 04.11.2019, 09:40

Die Frage ist tatsächlich, wieweit Toleranz geht oder gehen kann

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