Warum etnstanden Hochkulturen nur in warmen und eher trockenen Gebieten?

8 Antworten

Sie entstanden nicht an trockenen Orten, sondern an sehr wasserhaltigen Orten in warm-heissen Umgebungen. Trocken sind so manche von denen heute erst, seit die "Kultur " da alles abgeholzt, durch Landwirtschaft versalzt oder anderweitig durch Kultur zerstört hat. Das ist ein anderes Thema...

Wärme bzw., eher Sonnenlicht, ist Energie, die in Pflanzen, auf die sien einstrahlt, in Form von Zucker und Eiweiss gebunden ist. Das müsstest Du als Photosynthese aus dem Bio-Untericht eigentlich wissen, mehr Wärme = mehr Energie.

Wo es keinen Winter gibt, in dem der Boden zufriert, kann nämlich wesentlich mehr geerntet werden. Von Norden Richtung Äquator gibt es Zonen, in denen keine, eine, zwei oder gar drei Ernten möglich sind!

Dass Wasser ebenso nötig ist, dürfte nahe liegen.

Die grossen Flüsse liefern Wasser, Sedimente, die als fruchtbarer Dünger aus den Hochgebirgslagen mit dem Wasser kommen, und sie bieten billige schnelle Verkehrswege für den entstehenden Handel, mit dem Produkte verteilt werden können.

In Europa konnte ein ähnliches Handelssystem erst durch die Strassen der Römer in Multimilliarden Stunden Arbeit bereitgestellt werden.

Es gab keine oder nur lichte Wälder, die der Ackerlandnutzung entgegen standen. In Europa musste jeder Quadratmeter Ackerland in härtester Arbeit überhaupt erstmal entwaldet werden. Und das mit Steinäxten!

Weil die Nahrungsmittel so reichlich bereit stehen und jeder Griff auf den Acker volle Hände als Ernten gab, konnten verhältnismässig wenige Menschen die Ernährung sichern und es blieben andere übrig, die sich als Handwerker, Adel und Priesterkaste mit den anderen Dingen befassen konnten, die man dann heute "Kultur" nennt.


Machtnix53  18.04.2015, 18:40

Nicht zu vergessen Soldaten und Polizisten. Ohne sie keine Sklaverei, und ohne Sklaverei keine Pyramiden und ähnliche "Hochkultur".

1
derdorfbengel  25.04.2015, 04:20
@Machtnix53

Ich wollte hier keine umfassende Kritik des Kulturbegriffs abliefern. Eine sehr kurze Andeutung sollte genügen.

Widersprechen muss ich der SKlaverei und den Pyramiden. Soweit ich die ägyptologische Forschung kenne, war Sklaverei beim Pyramidenbau unerheblich. Die Arbeitskräfte waren in der gewaltigen Masse die Bauern, die durch die Nilüberschwemmung ein Vierteljahr zur Untätigkeit verdammt waren.

Interessant finde ich die Theorie, derzufolge sie beschäftigt werden mussten, um im Müssiggang nicht auf aufsässige Ideen zu verfallen.

Soldaten hatten im antiken Ägypten, mit Griechenland oder Rom verglichen, offenbar ein geringes Ansehen. Soldatwerden galt wohl als sozialer Abstieg.

Insgesamt machte Ägypten auf mich immer den Eindruck, seine Gesellschaft mit erstaunlich wenig roher Gewalt zu festigen. Hier war die Religion so übermächtig, dass es wohl kaum nötig war, zu fest war der Glaube in die Bestimmtheit aller Strukturen durch die Götter.

Soweit ich weiss, gab es in tausenden Jahren ägyptischer Kulturgeschichte eine einzige (!) Revolution.

0
Fraganti  19.04.2015, 04:49

"In Europa konnte ein ähnliches Handelssystem erst durch die Strassen der Römer in Multimilliarden Stunden Arbeit bereitgestellt werden."

Und was war mit den Griechen? Griechenland ist ebenfalls Europa und war lange vor den Römern eine Hochkultur. 

Auch auf die Donauzivilisation trifft genau das zu. 

Genauso gibt es in Osteuropa mehrere Fundstätten von noch älteren Kulturen, die für ihre Zeit sehr sehr weit waren.  

0
derdorfbengel  25.04.2015, 04:22
@Fraganti

Du magst über andere Quellen verfügen, aber nach meinem Wissenstand eroberten die Griechen nicht ganz Europa. Eher sogar kamen sie nichtmal über das heutige Griechenland hinaus. Die Eroberungszüge Alexanders gingen bezeichnenderweise 20.000 km nach Osten, während das Reich nach Norden vielleicht keine 20 km erweitert wurde...

0

Die frühen Hochkulturen entstanden zwar in warmen Gebieten, aber eben nicht in trockenen, sondern an großen Flüssen (u.a. Nil, Euphrat, Tigris, Indus).

Grundlage für Städte und Kulturen sind große Menschengruppen, die an einem Platz zusammen leben. Für diese Menschen braucht man entsprechend viele Nahrungsmittel. Landwirtschaft, lässt sich an großen Flüssen (wie dem Nil, oder im Zweistromland) hervorragend durchführen. Weizen braucht es außerdem warm und sonnig, von daher sind die Bedingungen dort ideal um Getreide anzubauen. Mit Getreide kann man viele Menschen ernähren, und damit können die Städte wachsen, und damit entwickeln sich (höhere) Kulturen.

Hochkulturen entstanden, wenn man mehr (Nahrung) als für sich alleine produzieren und Handel damit treiben konnte. Dies geht vor allem in gemäßigten Zonen. Nimm die Urwaldindianer Brasiliens : sie konnten sich kaum zu einer Hochkultur entwickeln, weil Ackerbau erst durch landwirtschaftliches Spezial-know-how möglich wurde auf gerodeten Urwaldböden, der sehr nährstoffarm ist. Und kultureller Austausch klappte auch nur bedingt. 

In den warmen fruchtbaren Gebieten hatten die Menschen Zeit genug sich künstlerisch zu betätigen, während in den kalten Zonen die Menschen vollauf sich mit Nahrungserwerb und Kälteschutz abgeben mussten. Not macht aber erfinderisch, so dass sich für die gemäßigten Zonen, hauptsächlich in technischer Hinsicht, allmälich eine Überlegenheit gegenüber dem "Süden" ergab!

Sie entstanden immer in der Nähe von viel Wasser und fruchtbaren Böden. 

Die älteste bekannte und erforschte Hochkultur war die "Donauzivilisation" und befand sich auf dem Balkan. 

Eine noch ältere, befand sich auf dem Gebiet des heutigen Georgiens (alpine Landschaft). Man weiß sehr wenig über sie, aber sie stellten Töpferware her und betrieben bereits Untertage-Bergwerke mit Aufzugsystemen um Gold zu gewinnen. Sie bauten auch Städte, zumindest sind Fundamente noch vorhanden. Ob sie Gold nur schön fanden oder damit mit anderen, heute komplett unbekannten Kulturen ihrer Zeit handelten, ist nicht bekannt. 

Die Erlitou-Kultur und die noch ältere Longshan Kultur fanden in China statt, in der Region des Huang He Flusses.

Auch die Indus und Harappa Kultur entlang des Indus Flusses kannte keine Trockenheit. 

Auch die Maya hatten auf dem Gebiet des heutigen Guatemala, Belize und Südmexikos Wasser im Überfluss, die Gegenden sind heute noch ganzjährig grün. 

Die Ägypter lebten vom Nil und seinen Seitenarmen und zu der Zeit war Ägypten ziemlich grün, besaß viel Holz und Ackerbau. Schon während des ägyptischen Reichs starben ganze Städte aus, bzw. zogen komplett um, weil der Nil mal wieder seinen Verlauf geändert hatte, bzw. Seen und Seitenarme  total verschlickten und nicht mehr genügend Wasser führten. Selbst riesige Statuen wurden wieder abtransportiert und andernorts erneut aufgestellt.  Die Ausbreitung der Wüste war der Untergang des ägyptischen Reichs. 


derdorfbengel  18.04.2015, 17:59

"Auch die Indus und Harappa Kultur entlang des Indus Flusses kannte keine Trockenheit."

Naja, der Fluss selbst ist natürlich nicht trocken, das liegt im Wesen des Wassers. Aber in der indisch-pakistanischen Region um Umfeld ist es schon durchaus wüstenhaft.

0
Fraganti  19.04.2015, 04:41
@derdorfbengel

Ok, sie kannten Trockenheit, waren aber waren nicht dumm genug dort Städte zu bauen.

Sie siedelten nicht entlang des ganzen Flusses, sondern im Bereich der immer grünen, Überschwemmungsgebiete. Dort, wo damals Pflanzen wuchsen, Seen waren, sich Ackerbau betrieben ließ. Das war stellenweise entlang des Flusses gegeben, aber nicht auf seiner vollen Länge.

1