Warum distanzieren sich die Christen nicht von Martin Luther?

17 Antworten

Viele Christen distanzieren sich nicht direkt von Martin Luther, weil er eine zentrale Figur in der christlichen Reformation war und den Protestantismus stark geprägt hat.

Ein anderes Argument warum Martin Luther immer noch akzeptiert wird ist, dass seine antisemitischen Ansichten zu der Zeit in der er lebte nicht ungewöhnlich waren, da Antisemitismus im 16. Jahrhundert weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert war.


Raphaela86xd  26.11.2024, 23:21

Er war kein Antisemit, siehe meine Antwort.

Christen distanzieren sich nicht vollständig von Martin Luther, weil er für die evangelische Kirche eine zentrale Gestalt ist. Seine Verdienste, wie die Übersetzung der Bibel ins Deutsche und die Rückbesinnung auf die Gnade Gottes als Kern des Glaubens, haben das Christentum geprägt und Millionen von Menschen inspiriert. Doch seine antijüdischen Schriften sind eine dunkle Seite seiner Geschichte, die nicht ignoriert werden darf.

Dabei ist es wichtig, den Unterschied zwischen Antijudaismus und Antisemitismus zu verstehen. Luther war ein Antijudaist – seine Ablehnung des Judentums war religiös motiviert, da er die jüdische Religion und ihre Ablehnung Jesu als Messias kritisierte. Er forderte grausame Maßnahmen gegen Juden, die aus heutiger Sicht unentschuldbar sind. Doch seine Haltung war nicht ethnisch oder rassistisch begründet, wie es der moderne Antisemitismus ist, sondern in seiner theologisch verengten Sichtweise verwurzelt.

Die evangelische Kirche hat sich klar von diesen Aspekten Luthers distanziert. Heute stehen wir für Versöhnung mit dem Judentum und lehnen jeglichen Hass ab. Luther war ein Mensch seiner Zeit, und sein Erbe ist ambivalent: Wir können seine theologischen Errungenschaften würdigen, ohne seine Fehler zu verschweigen. Vielleicht ist genau diese Fähigkeit zur Reflexion Teil dessen, was uns die Liebe – auch in all ihren Formen – lehrt: das Gute anzunehmen und das Dunkle zu benennen, damit wir in der Gnade wachsen.

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Symbolbild Luther und Engel

Woher ich das weiß:Hobby – Schon vieles gelesen 😺🌈🐑🕊️
 - (Schule, Christentum, Gott)

nun, wenn man generalisierend schwarz/weiß entscheiden will, müssten sich zunächst alle Katholiken von der kath. Kirche distanzieren und alle Amerikaner von ihrem Land und die Deutschen von dem ihren....

man kann sich von dem Schlechten, was ein Mensch entscheidet und tut, distanzieren und muss nicht gleich alles verdammen, was diese Person sagte oder tat. Wer unter uns ist schon fehlerfrei?

Ich denke auf die Frage nach Martin Luther werden wahrscheinlich viele Menschen im christlichen Glauben unterschiedliche Meinungen haben. Dies liegt daran, dass sie unterschiedliche Aspekte von Luthers Denken und Wirken in den Fokus rücken. Denn Luther vertrat nicht nur ein antisemitisches Denkmodell, sondern auch viele andere Positionen, die ihn prägten.

Ich persönlich betrachte Martin Luther als eine ambivalente Figur, ähnlich wie den Apostel Paulus. Einerseits hat er mit der christlichen Reformation Großes geleistet und den fundamentalen Stein ins Rollen gebracht, dessen Auswirkungen bis heute zu spüren sind. Andererseits hat er gegen Strukturen gekämpft, die er anprangerte, ohne diese von den Wurzeln her neu aufzubauen. Dies könnte auch daran liegen, dass die Zeit im Jahr 1517 noch nicht reif war. Es brodelte bereits auf dem Fünften Laterankonzil, und Unruhen und Unzufriedenheit nahmen zu. In diesem Kontext hatte jemand wie Luther, der selbstbewusst seine Vision verfolgte, gute Chancen, die er natürlich nutzte.

Für meinen Glauben ist es daher nicht verwunderlich, dass ich Luther als ähnlich ambivalent wie Paulus empfinde. Mein größter Kritikpunkt ist, dass er die katholische Pflanze ohne Wurzeln entfernt hat. Natürlich kann es als positiv betrachtet werden, dass es Jahrzehnte nach ihm durch den Protestantismus und die Freikirchen zur Aufspaltung in zahllose Einzelgruppen und Strömungen kam. Diese Gruppen hinterfragten und beleuchteten die katholischen Wurzeln immer kritischer, was zumindest ein erneutes Wachstum der katholischen Kirche verhinderte. Im Laufe der Zeit kamen sie so der tatsächlichen Wahrheit immer ein Stückchen näher, dank der religiösen Altertumsforschung.

Ein weiterer kritischer Punkt ist für mich die Betonung von „Sola gratia“ zu Lasten von „Sola virtus“. Meiner Meinung nach führte dies dazu, dass Gläubige eine völlig veränderte Glaubenslehre annahmen, die bis heute Bestand hat, obwohl biblisch „Sola gratia“ nicht in dieser Priorität und in einem anderen Kontext beschrieben wird. Luther bediente sich hier eines alten Taschenspielertricks: Der einfache Bürger war von der katholischen Kirche und ihren Priestern abhängig, die die Kontrolle über die Interpretation der Schriften und die Lehre des Glaubens hatten. Da die Bibel hauptsächlich in Latein verfasst war, einer Sprache, die die breite Bevölkerung nicht verstand, konnte Luther unter diesen Umständen leicht seine eigene Ideologie in die Schriften integrieren, die 1534 ihre Vollendung fand. Das einfache Volk war oft wenig gebildet und hatte kaum theologisches Wissen, was es erleichterte, sie zu indoktrinieren und in ihrem Glauben zu manipulieren.

Ein zweiter Kritikpunkt ist die Frage der Aufhebung oder Erweiterung des Kanons, die Luther hätte umsetzen können. Stattdessen orientierte er sich weitgehend an der Tradition der westlichen Kirche und ignorierte dabei die orthodoxen Ostkirchen, wie die äthiopische Kirche, die einen anderen Kanon besitzt, in dem unter anderem das beliebte Buch Henoch enthalten ist. Luther hätte diesen Kanon anerkennen können. Stattdessen zensierte er die Bibel und entfernte Bücher, die heute von einigen als apokryph betrachtet werden.

Es ließen sich zahlreiche theologische Kritiken anführen, die zu kuriosen Strömungen wie der calvinistischen Prädestinationslehre oder der umstrittenen calvinistischen Arbeitsethik führten.

Am Ende ist Luthers Erbe durch den automatischen Prozess der kulturellen Verselbstständigung so liberal geworden, dass glücklicherweise selbst die Mystik und Gnosis weitgehend toleriert werden und so die Urgemeinden um Jesu wieder näher beleuchtet werden. So sorgt der Zweig der Bruderschaften der Weisen Schlange symbolisch um Melchisedek für ein angemessenes Gleichgewicht und die Erhaltung gesammelter Erkenntnisse und Weisheiten.

Insgesamt ist Martin Luther zweifellos eine bedeutende Figur der Geschichte, die man aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann. Historisch ist er zu wichtig, um sich von ihm insgesamt zu distanzieren. Es ist jedoch legitim, einzelne Positionen, die er vertrat, kritisch zu hinterfragen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Über 30 Jahre im christlich spirituellen Glauben

Er war ja nicht nur ein Antisemit, sondern hat vieles andere gemacht. Die Reformation, die Bibelübersetzung ins Deutsche, eine neue Sicht auf den christlichen Glauben und vieles mehr. Sein Hass auf die Juden am Ende seines Lebens ist schrecklich, aber Luther ist mehr... und sein Antisemitismus war zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich. Trotzdem ist dies nicht zu rechtfertigen, das stimmt auf jeden Fall.


Raphaela86xd  26.11.2024, 23:22

Er war keiner Antisemit siehe meine Antwort

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Beitragsersteller
 26.11.2024, 23:19

Und Hitler hat Autobahnen gebaut.