Warum dauert der Bewerbungsprozess bei manchen Unternehmen so lange?

7 Antworten

Als Arbeitgeber suchst du nicht irgendeinen Kandidaten, der irgendwie vielleicht passen könnte, sondern die optimale Besetzung für die jeweilige Stelle. Deshalb entscheidet man nicht nach dem ersten Gespräch, sondern nach mehreren Gesprächen mit mehreren Bewerber*innen.

Die Terminplanung für solche Gespräche ist aber nicht so simpel. Es muss ja ein Zeitpunkt gefunden werden, wo alle Beteiligten gleichzeitig Zeit haben - Bewerber*in und alle, die im Unternehmen dabei sein sollen. Das können also schon mal 3, 4 oder 5 Menschen sein, die alle unterschiedliche Verpflichtungen und somit alle zu verschiedenen Zeiten Luft für so ein Gespräch haben. Und das ganze dann 10, 20 mal, je nachdem, wie viele passende Bewerbungen so eingegangen sind.

Nach dem Abschluss der Gespräche muss dann intern geschaut, diskutiert und entschieden werden, wer es nun werden soll. Und dann muss diese Person auch noch das Angebot annehmen - keine Selbstverständlichkeit und oft auch verbunden mit dem Wunsch nach etwas Bedenkzeit! Wenn diese erste Wahl ablehnt, muss man die zweite kontaktieren und wieder warten...

Und dann gibt es teilweise auch noch interne Strukturen, wo die nächst höhere Hierarchieebene ihr Okay geben muss. Oder einen Betriebsrat, der zustimmen muss. Auch das dauert oft wieder eine gewisse Zeit, bis das kommt.

Es ist also der "Faktor Mensch", der dort einiges an Zeit kostet. Da sind 1-2 Monate schnell erreicht, so doof das für Bewerber*innen auch ist...


verreisterNutzer  08.03.2022, 11:32

Danke für den tollen Einblick und die ausführliche Erklärung. Das ist jetzt für mich nachvollziehbar warum das so ist, aber kommt es nicht genau dann vor, dass die "besten" Bewerber schon lange weg sind, da keine gute Fachkraft in einem stark gesuchten Segment 2 Monate lang arbeitslos ist. Da siebt man ja sozusagen genau die besten der besten aus, wenn man den Prozess solange ausdehnt.

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HappyMe1984  08.03.2022, 11:43
@verreisterNutzer

Ja, es ist riskant, wenn ein Bewerbungsprozess (zu) lange dauert. Da kann es durchaus passieren, dass die erste Wahl bereits in einem anderen Arbeitsverhältnis steckt, wenn man die Zusage mitteilt. Oder dass man Leute damit verprellt, weil man den Eindruck zu starrer Strukturen durch so langwierige Prozesse vermittelt. Deshalb sind (gute) Unternehmen durchaus sehr darauf bedacht, Bewerbungsprozesse schnell und transparent für die Bewerber*innen zu gestalten.

Allerdings bewerben sich gerade die Top-Leute auch eher selten aus der Arbeitslosigkeit heraus. Sie suchen sich erst was neues und kündigen erst danach. Oder sie achten darauf, sich schon rechtzeitig vor dem Ende einer Befristung um eine neue Stelle zu kümmern. Eben weil sie gut sind ;). Und wenn sie doch mal den Sprung ins kalte Wasser wagen und ohne Plan B kündigen, dann oft durchaus in dem Bewusstsein, dass die Jobsuche ein paar Monate in Anspruch nehmen kann. Auch deshalb, weil die echt Guten nicht verzweifelt nach dem ersten Angebot greifen, was sich ihnen bietet, sondern suboptimale Angebote auch ablehnen und lieber weitersuchen.

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verreisterNutzer  09.03.2022, 11:18
@HappyMe1984

Wow danke du scheinst dich echt auszukennen. Hast du beruflich damit zu tun? Weißt du auch wie man das gut argumentieren kann, wenn man sich auf eine neue Stelle bewerben möchte bei einer anderen Firma und noch bei seiner alten Firma angestellt ist. Soll man da ehrlich sein und sagen man will wegen dem Geld wechseln oder gibt es da bessere Argumente? Und was ist wenn plötzlich während dem Bewerbungsprozess mein "neuer" Arbeitgeber bei meinem aktuellen anruft und Bescheid gibt, dass ich mich auch woanders bewerbe, das kommt ja auch blöd für mich, wenn es dann nichts wird mit dem neuen Arbeitgeber.

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HappyMe1984  09.03.2022, 11:28
@verreisterNutzer

Ja, ich habe beruflich damit zu tun ;).

Geld ist kein gutes Argument. Versetze dich mal in die Rolle des Arbeitgebers. Dieser möchte Leute, die motiviert und bestmöglich die anstehenden Aufgaben beherrschen, sich mit dem Unternehmen identifizieren, Lust auf den Job haben und dadurch gute Arbeit abliefern. Zwar wissen auch Arbeitgeber, dass ihre Mitarbeitenden das natürlich auch oder sogar primär machen, um ihre Miete zahlen zu können und dass mehr Geld immer ein gutes Argument ist, um einen Job zu wechseln. Aber es sollte eben nicht der einzige oder der wichtigste Grund sein...

Arbeite also bei Bewerbungen immer heraus, inwiefern dich die neue Stelle auch inhaltlich interessiert, weiterbringen würde und welchen Mehrwert du dem Unternehmen dabei verschaffen kannst, also, warum das Unternehmen gerade dich als neuen Mitarbeitenden gut gebrauchen könnte! Auf diesen Aspekten solltest du deine Bewerbung aufbauen, nicht auf der Chance auf mehr Gehalt.

Anrufe bei ehemaligen oder aktuellen Arbeitgebern sind datenschutztechnisch ganz dünnes Eis. Mehr als die Info, dass tatsächlich ein Arbeitsverhältnis bestand oder besteht, darf dort eigentlich nicht rausgegeben werden. Passiert das doch und kommt das raus, kann es richtig teuer für das Unternehmen werden, was dort ausgeplaudert hat... Deshalb machen das nur die Wenigsten, in beiden Richtungen. Aber zur Sicherheit kannst du am Ende deines Anschreibens auch durchaus eine Bitte um Verschwiegenheit anbringen, damit auch die, die sich der Rechtslage nicht bewusst sind, dort nicht so schnell auf dumme Ideen kommen ;).

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weil viele Betriebe eine zusätzliche Stelle sich lange überlegen und dann auch den passenden haben wollen. Es ist ja nicht so, das sie sofort jemand brauchen, sondern das wird geplannt. und man braucht nicht sofort jeden Deppen- sondern will den richtigen haben. Noch dazu kann in vielen Betrieben nciht einfach der Chef sagen " ok nehme ich" sondern das wird von einem Personlarat entscheiden und teilweise mit vom Betriebsrat. Dann muss ein betrieb sich an vielen Vorgaben halten ( Ausschreibungszeit, Gleichberechtigung) es gibt in großen Betrieben viel zu beachten gesetzlich. Dadurch können lange Zeiuten entstehen.

Die eine Betriebe also so und die anderen So. Alles ganz nomal

beim ersten Gespräch ist ja schon meist klar ob der Kandidat was taugt oder nicht.

Es kann ja durchaus sein, dass es mehrere qualifizierte Bewerber für den Job gibt und man mit denen auch noch Gespräche führen möchte.

Dann kommt es darauf an wer im Betrieb "einstellungsberechtigt" ist und den Arbeitsvertrag genehmigen und unterschreiben muss. Das ist nicht zwangsläufig der Gesprächspartner des Bewerbungsgesprächs.

Das dauert alles seine Zeit und die MA im Personalbüro haben auch noch andere Dinge zu erledigen.

Sollte es im Betrieb einen Betriebsrat geben, muss diesem noch die Anhörung geschickt und auf dessen Stellungnahme gewartet werden (max. 7 Tage).

Am Rande, nicht jeder, der sich bewirbt, IST arbeitslos. Manche wechseln auch mal die Stellen und haben dann eine Kündigungsfrist.

Lange dauern kann das, weil viele Menschen bzw. viel Bürokratie in den Entscheidungsprozess involviert sind. Lange dauern kann das auch, wenn man - was man nicht unbedingt weiß - nicht die erste Wahl war, sondern erst nachrückt, nachdem andere schon abgelehnt haben.

Kommt auf das Unternehmen drauf an. Meine Bewerbung bei Hipp hatte z. B. 6 Monate gebraucht, bis ich eine Absage bekommen habe. Wenn du mehrere Tausend Bewerber auf wenige Stellen hast, kann das lange dauern

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

verreisterNutzer  08.03.2022, 11:20

wow, das ist echt lange, da kann ich noch froh sein mit meinen 2 Monaten

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