Warum braucht man auch in aktuellen Filmproduktionen Geräuschemache?

4 Antworten

ich weiß nicht, was moderne Filmproduktion früheren Verfahren voraushat, das Geräuschdesign überflüssig machen würde. Es ist einfacher, die Teile einer Szene (Dialog, Bild, Geräusche, Musik etc) getrennt zur Verfügung zu haben, um später in Ruhe alles richtig zusammenzufügen. Wie oft sollen teure Schauspieler einen vielleicht langen, schwer zu spielenden Dialog mit Emotion wiederholen, nur weil das Plätschern des Baches im falschen Moment nicht den richtigen Klang hatte?

Ich benutze in meinen eigenen OpenWindow-Videos (Musik im Lockdown) getrennt aufgenommene Musik-Tracks, Bild und Hintergrundrauschen und synchronisiere alles erst danach, sonst würde ich zehnmal so lange brauchen.

Ein eindrucksvolles Beispiel ist diese Sammlung von Filmszenen aus dem New York von 1911, nachcoloriert und mit Geräuschen versehen, die erst dadurch seltsam real und eindrucksvoll wirkt.

Lesetipp dazu: https://www.kameramann.de/branche/drei-fragen-an-michael-stancyk/

"Ich werde immer wieder gefragt, wozu man überhaupt Geräuschemacher braucht, wenn man doch am Set alles aufnehmen kann. Doch es gibt eine Menge Gründe für unseren Beruf: Falls zum Beispiel zu viele ungewollte Nebengeräusche im Originalton aufgenommen werden, wird die Szene synchronisiert und alles muss neu vertont werden. Auch sind die Mikrofone beim Dreh meist auf die Sprache fokussiert. Schritte sind meist zu schwach oder auch gar nicht in der Aufzeichnung zu hören. Obendrein braucht es Geräusche schon aus psychologischen Gründen, sie unterstützen einzelne Bilder, auch wenn man sie in Wirklichkeit gar nicht hören könnte. Ein klassisches Beispiel ist der Weltraum, wo ja eigentlich gar nichts zu hören ist. Ein weiterer, recht banaler Grund für unseren Beruf ist, dass Filme meist ohne Sprache ins Ausland verkauft werden, damit sie dort neu synchronisiert werden können. Dafür müssen oft die Töne auch neu gemacht werden."

Die Aufgabe der Geräuschdesigner besteht z.B. darin, bestimmte Vorgänge oder Situationen akustisch zu untermalen oder hervorzuheben. So müssen bei Autos in Kurven, oder beim Bremsen die Reifen quietschen, obwohl das meistenteils nicht der Realität entspricht. Weiterhin müssen Hunde bei jeder (unpassenden) Gelegenheit winseln. Beides ärgert mich immer wieder aufs Neue.

Das nennt man Nachvertonung. Oft werden auch Szenen in Studios gedreht oder mit dem grünen Hintergrund. Da werden halt die Geräusche halt hinzugefügt, die vor Ort und in Echtzeit nicht vorhanden sind.