Warum begreifen die Altpartein nicht das DAS AFD-Thema (Migration) ein großes Angst- und Ungerechtigkeitsgefühl bei vielen Deutschen auslöst und machen es zum?

3 Antworten

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Weil alle AFD-Parteimitglieder zu eingeschränkt sind um sich an Fakten und der Realität zu orientieren. Sie mache Politik für das Gruselbild eines Deutschland, was es so in der Realität nicht gibt. Sie machen Politik für die Ängste, die sie selbst den Leuten eingeredet haben. Die sitzen einfach gerne im Bundestag, das ist alles.

Ein Beispiel:

Bild zum Beitrag

Seit 2016 ist die Anzahl der registrierten Straftaten in Deutschland rückläufig (bis auf 22, wieder etwas erhöhter). Aber sogar 2004 hatten wir mehr als 2016. Die verstärkte Einwanderung hat nicht wirklich was verändert.

Außer im Rentensystem. Inzwischen sind 18% der Einzahler in dieses System Menschen, die keinen deutschen Pass haben, aber hier leben und arbeiten. Dabei liegt der Anteil, der Menschen ohne deutschen Pass in Deutschland bei etwa 12-14% - je nach Quelle, die man fragt. Sie sind also was die Einzahler des Rentensystems angeht sogar überrepräsentiert.

Die AfD sagt aber immer nur ständig, dass die Zuwanderung unsere Sozialsysteme kaputt machen würde, was sich einfach falsch herausgestellt hat. Natürlich hat man am Anfang inverstiert, aber inzwischen zahlen diese Menschen in die Sozialsysteme ein - überrepräsentativ zu der Größe dieser Bevölkerungsgruppe. Dazu kommen Einkommenssteuer, Mehrwertsteuer etc. Finanziell hat sich die Zuwanderung für unsere Sozialsysteme mehr als gelohnt.

Jahrelange Misswirtschaft deutscher Politik hat unsere Sozialsysteme kaputt gemacht und für zu wenig sozialen Wohnungsbau gesorgt - nur, weil wir jetzt mehr Zuwanderung haben, können wir das nicht alles "den Anderen" in die Schuhe schieben.

Es gibt Probleme, ja. Aber die kann man lösen und zwar vernünftig, anstatt Migranten pauschal über einen Kamm zu scherren und zu verteufeln.

Und last but not least: Man stellt sich nicht hinter antidemokratische Faschisten.

Zitat aus dem Höcke sein Buch: „Neben dem Schutz unserer nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein.“

Remigration - ist klar... was genau soll das denn bedeuten?

Ziel dieser „Remigration“ sei es, nach „der erhofften Wendephase“ (Machtantritt der AfD) „kulturfremde“ Menschen (Afrikaner und Asiaten) zu deportieren. Und weiter „Vor allem eine neue politische Führung wird dann schwere moralische Spannungen auszuhalten haben: Sie ist den Interessen der autochthonen Bevölkerung verpflichtet und muss aller Voraussicht nach Maßnahmen ergreifen, die ihrem eigentlichen moralischen Empfinden zuwiderlaufen.“ Man werde, „so fürchte ich, nicht um eine Politik der ‚wohltemperierten Grausamkeit‘ herumkommen.“

Jo, Remigration mit Maßnahmen, die den eigentlichen moralischen Vorstellungen zuwiderlaufen im Rahmen einer Politik der wohltemperierten Grausamkeit.

Das sind Deportationen, nichts anderes.

„Auch wenn wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen.“ Er denke an einen „Aderlass“. 

Heißt übersetzt: Selbst, wenn du deutsch bist, aber dich gegen Höckes Pläne stellst, dann fällst du dem "Aderlass" zum Opfer und gehörst zu dem Volksteil, den man bedauerlicherweise verliert.

Und sowas soll man ernsthaft wählen, damit koalieren oder sonstwie unterstützen? Nein, danke!

 - (Politik, Allgemeinwissen)

pendejo  20.08.2023, 21:34
"Weil alle AFD-Parteimitglieder zu eingeschränkt sind um sich an Fakten und der Realität zu orientieren. Sie mache Politik für das Gruselbild eines Deutschland, was es so in der Realität nicht gibt"

Jetzt mußte ich echt lachen. Was hast Du mir vorhin unter einem anderen Kommentar geschrieben?

"...bzw. hörst nur das, was du hören willst. Ist halt für jeden was dabei, schätze ich".

Wahrscheinlich sind alle Deine Zahlen richtig.

Was Du aber geflissentlich verschweigtst:

Daß die Kriminalzahlen, wenn man nur "Grobheitsdelikte" wie Raub, Einbruch, Vergewaltigung, Totschalg, Mord heranzieht, bereits ganz anders aussehen und selbst "Ausländer" in ihrer Gesamtheit schon stark überrepräsentiert sind.

Wenn man dann noch nach Herkunft oder Anlaß ihres Aufenthalts unterscheidet, dann sind die Gruppen, deren Einwanderung eigentlich Anlaß zur Umstrittenheit gibt, gleich mehrfach überrepräsentiert.

Gleiches gilt umgekehrt für Beschäftigungsquote, Beiträge in bzw. Kosten für die Sozialsysteme usw. usf.

Die entsprechenden Zahlen und Quellen mühsam herauszusuchen erspare ich mir jetzt, denn ich bin mir Sicher, das weißt Du selbst.

"Finanziell hat sich die Zuwanderung für unsere Sozialsysteme mehr als gelohnt."

Ich fürchte, selbst diese Aussage (die ja für alle nach Deutschland Eingewanderten im Gesamten gilt) ist falsch.

Ich kenne die aktuellen Zahlen nicht, doch schon 2014 wurde aus der berühmten Bertelsmann-Studie "Der Beitrag von Ausländern und künftiger Zuwanderung zum deutschen Staatshaushalt" die Medien rauf und runter nur von Seite 1 Zitiert: "Durchschnittlich werden sie (Ausländer bzw. Einwanderer) in ihrem Leben pro Kopf 22.300 Euro mehr an den Staat überweisen, als sie an Transfers von diesem erhalten."

Geflissentlich unterschlagen wurde, was auf Seite 3 als Résumé stand: "Stellt man alle allgemeinen Staatsausgaben, etwa für Verteidigung oder

Straßenbau, mit in Rechnung, schlägt für jeden lebenden Ausländer ein langfristiges Staatsdefizit von 79.100 Euro, für jeden lebenden Deutschen von 3.100 Euro zu Buche."

Die Studie plädiert daher dafür "dass eine human- und arbeitsmarktorientierte Steuerung der Zuwanderung dazu beiträgt, dass künftige Einwanderer im Durchschnitt ein besseres als mittleres Qualifikationsniveau aufweisen."

Dem was danach kommt

Es gibt Probleme, ja. Aber die kann man lösen und zwar vernünftig, anstatt Migranten pauschal über einen Kamm zu scheren und zu verteufeln...

stimme ich zu, auch dem folgenden.

Was die Zitate des mittlerweile berühmten "Landolf Ladig" betrifft:

Es gibt wohl starke Indizien, daß es tatsächlich Höcke war, der diese Texte für eine NPD-Blatt schrieb, als er noch unbekannt war.

Interessanterweise wollte ihn deswegen bereits 2017 der Bundesvorstand rausschmeißen, was aber nicht gelang, er selbst wehrt sich vehement auch juristisch dagegen.

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Schneesturmchen  20.08.2023, 21:43
@pendejo

Die Zitate stammen aus dem Buch "Nie zweimal in denselben Fluss" - da hat Höcke ganz freiwillig seinen eigenen Klarnamen drunter gesetzt.

Aktuelle Zahlen kann ich gerne raussuchen. Mit Vermutungen kommen wir hier nicht weiter. Kann allerdings eine Weile dauern und ich kann nicht versprechen, dass ich es heute Abend noch schaffe. Aber dann gucken wir uns das gerne an.

Und was sagst du zu meinem anderen Kommentar, dass eine vernünftige Aussage, keine anderen, menschenverachtenden Aussagen einfach "löscht"? Diese Positionen gibt es. Es sind ganz klare Strömungen der Partei, die nicht an personellen Einzelfällen hängen.

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Schneesturmchen  20.08.2023, 21:50
@pendejo

Ich suche mir auch nochmal die Bertelsmann Studie raus und gucke mir an, welche Daten genau erhoben wurden, wenn ich das so detailiert finde. Ich beziehe meine Daten lieber vom statistischen Bundesamt und bin vorsichtig bei Studien von dem Konzern, zu dem auch RTL gehört.

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pendejo  20.08.2023, 23:20
@Schneesturmchen
Die Zitate stammen aus dem Buch "Nie zweimal in denselben Fluss" - da hat Höcke ganz freiwillig seinen eigenen Klarnamen drunter gesetzt.

Sapperlot, das ist ein Ding. Ich hab schon einige Reden von ihm gehört. Er provoziert gerne, und ich fand nicht alles Bullshit, was er sagte, aber solche Aussagen lassen eine erschreckende Grundeinstellung durchblicken.

Mit Vermutungen kommen wir hier nicht weiter.

Da hast Du recht, es würde mich aber nach all meinen Recherchen zu dem Thema, das ich auch neugierig und kritisch beobachte, schwer überraschen, wenn die massive Zuwanderung seit 2015 die Zahlen positiv verändert hätte.
Lass Dir ruhig Zeit, mit liegt auch mehr an Tatsachen. Die Diskussion ist eh schon viel zu hysterisch, auf beiden Seiten.

Und was sagst du zu meinem anderen Kommentar, dass eine vernünftige Aussage, keine anderen, menschenverachtenden Aussagen einfach "löscht"?

Ich hab sie bereits unten kommentiert. Auch mir machen diese "Elemente" in der Partei Sorge.

Ein Freund von mir ist zu Anfangszeiten in die AfD eingetreten, er wurde noch vom Kreisvorstand persönlich besucht und man hat ihm vor Zustimmung zu dem Antrag "auf den Zahn gefühlt".
Die Partei wuchs jedoch in kurzer Zeit stark an, mußte eine Landesübergreifende Organisation aufbauen. Dabei sind wohl zu viele "Faule Eier" und rechtsextreme Karrieristen eingesickert, die ihre Chance witterten.
Nun wird sie "die Geister die sie rief" nicht mehr los und steckt in einem Dilemma: Einerseits droht eine Spaltung und damit Absinken in die Bedeutungslosigkeit, wenn der gemäßigte Anteil durchgreift (sofern er das überhaupt noch schafft). Gleichzeitig wird sie mit dem rechtsextremen Anteil weder einen ausreichenden Teil der gemäßigten Konservativen erreichen, noch koalitionsfähig werden.

Die konservativen Parteien könnten das Problem, wenn sie wieder die Anliegen ihrer ehemaligen eher rechten Stammwähler "rückentdecken" würden, ganz schnell vom Tisch schaffen. Das wird aber aus den Gründen, die ich ihn meiner Eigenen Antwort auf die Frage schilderte, vermutlich nicht passieren, wenn sie nicht bei der nächsten Bundestagswahl ein Desaster erleben.



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Schneesturmchen  21.08.2023, 00:20
@pendejo
Daß die Kriminalzahlen, wenn man nur "Grobheitsdelikte" wie Raub, Einbruch, Vergewaltigung, Totschalg, Mord heranzieht, bereits ganz anders aussehen und selbst "Ausländer" in ihrer Gesamtheit schon stark überrepräsentiert sind.

Tatsächlich gebe ich dir Recht, dass "Ausländer" in der Kriminalstatistik überrepräsentiert sind. Allerdings hat das weniger etwas mit "dem bösen Fremden, der den deutschen Staat nicht ernst nimmt" zu tun. Ich beziehe mich jetzt auf folgenden Bericht des Innenministeriums, damit wir grundsätzlich erstmal aktuelle Zahlen zu der Kriminalität in Deutschland haben.

Anstiege 2022 im Vergleich zu 2021 (mindestens +20,0 Prozent) waren u.a. zu verzeichnen bei:

  • Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz/EU (ausländerrechtliche Verstöße) (+ 53,8 Prozent, +78.976 Fälle)
  • Wirtschaftskriminalität (+42,6 Prozent, +21.854 Fälle)
  • Bedrohung (+28,1 Prozent, +36.383 Fälle)
  • Raubdelikten (+26,8 Prozent, +8.070 Fälle)
  • Betrug bzw. Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter unbarer Zahlungsmittel (+22,5 Prozent, +14.529 Fälle)
  • Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschl. mit Todesfolge (+20,1 Prozent, +1.993 Fälle)
  • Diebstahl insgesamt (+20,0 Prozent, +297.217 Fälle) darunter: Taschendiebstahl insgesamt (+35,1 Prozent, +25.609 Fälle), Ladendiebstahl insgesamt (+34,3 Prozent, +87.975 Fälle), Diebstahl von unbaren Zahlungsmitteln (+29,0 Prozent, +22.009 Fälle), Wohnungseinbruchdiebstahl (+21,5 Prozent, +11.672 Fälle)

Rückgänge 2022 im Vergleich zu 2021 (mindestens -5,0 Prozent) waren u.a. zu verzeichnen bei:

  • Erschleichen von Leistungen (-19,8 Prozent, -33.082 Fälle)
  • Cybercrime (-6,5 Prozent, -9.498 Fälle)
  • Nötigung (-6,1 Prozent, -4.035 Fälle)
  • Rauschgiftdelikten (-5,6 Prozent, -20.371 Fälle)

Was ich an der Quelle sehr gut finde ist, dass sie bei den Tatverdächtigen Angaben zu der Verteilung gibt, wenn man ausländerrechtliche Verstöße ausklammert - also "Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz/EU". Das die Einreise an sich in vielen Fällen nicht auf legalen Wege passiert ist, ist glaube ich den meisten klar und im gesellschaftlichen Diskurs ist es aus meiner Sicht eher irrelevant, wenn man nicht gerade ein Paragraphenreiter ist. Jedenfalls ergeben sich dabei folgende Zahlen:

1.921.553 Tatverdächtige wurden insgesamt registriert (+7,6 Prozent), davon 1.309.115 deutsche (+4,6 Prozent) und 612.438 nichtdeutsche Tatverdächtige (+14,8 Prozent). Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen waren 142.721 Zuwanderinnen und Zuwanderer (+11,9 Prozent).

Und hier wird unterschieden zwischen nichtdeutschen Tatverdächtigen und Zuwanderern. Ziehen wir die Zuwanderer - alle mit irgendeiner Art von Aufenthaltsstatus; auch bei noch nicht entgültig entschiedenen Asylverfahren - von dem Rest ab, ergibt sich eine Zahl von 469.717 Tatverdächtigen. Da ist jetzt alles mit drin. Besucher, Durchreisende, Grenzpendler, Stationierungsstreitkräfte in Deutschland, und ja, auch illegale Ausländer. Aber es gibt keine deutsche Partei, die FÜR illegale Einwanderung ist. Die AfD-Positionen gehen sehr weit darüber hinaus.

Hier habe ich dir die statistische Entwicklung der erfassten Mord-Delikte in Deutschland rausgesucht: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1100598/umfrage/polizeilich-erfasste-faelle-von-mord-in-deutschland/

2002: 421

2015: 281

2016: 318

2017: 342

2018: 252

2022: 211

Wir waren nach 2002 nie wieder so hoch, was die Mordfälle angeht. Und noch ein kurzer Einwurf: 2016 war der rechtsextreme Anschlag in München. 9 Morde mehr im Vergleich zum Vorjahr können wir quasi rausrechnen und haben von 2015 auf 2016 nur noch einen relevanten Anstieg von 28 Morddelikten für den Zeitraum in dem knapp 1,3 Millionen Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen wurden.

Was die Vergewaltigungen angehen - und generell sexuelle Gewalt gegen Frauen, die sonst keinen juckt - nur, wenn der Täter Ausländer ist, habe ich hier die interaktive Karte des BKA: https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2019/InteraktiveKarten/04VergewaltigungSexNoetigung/04_VergewaltigungSexNoetigung_node.html

Es ist super interessant, weil man sich das jeweils für das Bundesland anschauen kann und es auch ein Feld bezüglich der Herkunft der Tatverdächtigen gibt. Ich habe mir Beispielhaft mal Brandenburg angeschaut.

Anzahl der Taten:

2015: 193

2016: 204

2017: 241

2018: 272

2019: 324

Tatverdächtige:

2015: 139 (Deutsch), 33 (nicht Deutsch)

2016: 143 (Deutsch), 31 (nicht Deutsch)

2017: 163 (Deutsch), 54 (nicht Deutsch)

2018: 188 (Deutsch), 51 (nicht Deutsch)

2019: 228 (Deutsch), 60 (nicht Deutsch)

Gleichzeitig sieht man etwas ganz Interessantes, wenn man sich die Statistik von Bremen anzeigen lässt. Dort sind 28% von Armut betroffen, wobei 2019 der Ausländeranteil bei 18,5% lag. Dort hält sich das teilweise die Waage mit deutschen/nicht-deutschen TV, was eher für eine zunehmende Kriminalität bei niedrigen sozio-ökonimischen Status...

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Schneesturmchen  21.08.2023, 00:31
@Schneesturmchen

...spricht, unabhängig von der Herkunft. Natürlich sind Ausländer dann immer noch für ihre Bervölkerungsgruppe überrepräsentiert, aber eben weil sie häufiger einen niedrigen sozio-ökonomischen Status haben und die AfD tut ja so als wären alle Probleme gelöst, wenn man nur die bösen Ausländer los wird. Fakt ist allerdings, dass die Wahrscheinlichkeit von einem Deutschen vergewaltigt zu werden, deutlich höher für eine deutsche Frau ist als von einem Ausländer vergewaltigt zu werden. Und um diese strukturellen Probleme, die etwas mit UNSERER Kultur, die voll von Täter-Opfer-Umkehr ist, kümmert sich Niemand.

Nur um das mal ins Verhältnis zu setzen. Und ohne zu relativieren, aber um ins Verhältnis zu setzen:

Jedes Jahr sterben 13.000 Menschen in Deutschland durch Stürze.

11.000 Menschen begehen Suizid, wobei zwei Drittel davon Männer sind.

Ca. 4.000 Menschen sterben im Straßenverkehr.

Und die AfD möchte mir erzählen, wenn wir von 2015 auf 2016 einen Anstieg der Morddelikte von 28 Fällen haben, die möglicherweise einen Zusammenhang mit der Einwanderung von 1,3 Millionen Geflüchteten haben, sich da die große Gefahr für mein Leben befindet?

Ich sage ja, die AfD bedient Ängste, die sie selbst geschaffen hat. Die reale Wahrscheinlichkeit Opfer eines Mordes zu werden ist heute geringer als 2002 und hat sich in den letzten 8 Jahren auch nicht signifikant stark verändert.

Zumindest für heute schließe ich hier jetzt auch. Ich kann gerne morgen oder übermorgen noch ein bisschen was raussuchen, aber jetzt bin ich echt müde.

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Schneesturmchen  22.08.2023, 14:45
@pendejo

Guten Morgen, ich hoffe dir ging es die letzten Tage gut. Ich versuche mich da weiter thematisch durchzuarbeiten und strukturiert anhand deiner beiden Kommentare fortzufahren. Was thematisch passt, fasse ich zusammen.

Ich beziehe ich nochmal kurz auf die interaktive Karte des BKA vom letzten Mal.

Da hast Du recht, es würde mich aber nach all meinen Recherchen zu dem Thema, das ich auch neugierig und kritisch beobachte, schwer überraschen, wenn die massive Zuwanderung seit 2015 die Zahlen positiv verändert hätte.

Es ist, wenn wir uns die BKA Karte zu den Sexualstraftaten angucken ersichtlich, dass es einen Zuwachs an Sexualdelikten in absoluten Zahlen gab. Das ist vollkommen richtig und unbestritten. Sexuelle Gewalt, besonders gegen Frauen und Kinder ist ein zunehmendes Problem. Aber die Frage ist: Besteht ein kausaler Zusammenhang zur verstärkten Zuwanderung? Ich habe jetzt nochmal besonders auf folgende Bundesländer geschaut: Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Tatsächlich hat die Anzahl der Straftaten nur im Saarland abgenommen, wenn man Fallzahlen von 2015 und 2019 vergleicht. Berlin hat quasi einen Knick in der Kurve. Zwar haben sie 2019 mehr als 2015 verzeichnet, aber die meisten Straftaten wurden 2017 verzeichnet. Danach ging es runter in 2018 und 2019 wieder etwas hoch, aber nicht mehr so hoch wie 2017.

Die AfD nimmt allerdings diese Zahlen und führt die Häufung von Sexualstraftaten (fast) ausschließlich auf die Zuwanderung zurück, was so nicht haltbar ist, wie aus der Erfassung der Nationalität von Tatverdächtigen der BKA Statistik hervor geht.

Rheinland-Pfalz:

2015 gibt es 313 Tatverdächtige. Davon 209 Deutsche, 104 nicht Deutsche. 2017 gibt es 459 Tatverdächtige. Davon 308 Deutsche, 151 nicht Deutsche. 2019 gibt es 486 Tatverdächtige. Davon 323 Deutsche, 163 nicht Deutsche.

Ich habe das kurz prozentual ausgerechnet, weil es dann meiner Meinung nach deutlicher wird: 2015 waren 66,77% der Tatverdächtigen Deutsche. 33,23% waren nicht Deutsche. Ist das erschreckend? Definitiv. Und wir haben bereits festgestellt, dass Ausländer in der Kriminalstatistik überrepräsentiert sind und ja, das ist ein Problem. Allerdings ein Problem, welches vor den starken Flüchtlingsströmen bereits bestand, wie man sehen kann. Das ist die Ursprungslage von der wir ausgehen und auf der Seite der nicht Deutschen spielen ebenfalls wieder Durchreisende, Grenzpendler etc. mit rein.

-Ich mache hier einen Einschub für meine persönliche Meinung: Das Problem anzusprechen ist sicherlich nicht falsch - ich persönlich würde allerdings kritisieren, dass dieses Thema - insbesondere von der AfD - nicht als gesamtgesellschaftliches Problem angesehen wird, sondern sehr populistisch auf Ausländer zentriert und "ausgelagert" wird. Damit begibt man sich eben sehr stark in den Bereich "Meinungsmache" und konzentriert sich, wenn man so will, auf 33,23% des Problems während die andere 66,77% sehr in den Hintergrund rücken. Und das hat nicht nur etwas mit der Politik, sondern auch mit der Presse zu tun. Natürlich sollte man über solche Vorfälle bereichten, aber ich weiß nicht, wie deine Erfahrung da so ist - Ich habe persönlich den Eindruck immer nur oder vordergründung etwas von schweren sexuellen Straftaten zu hören, wenn der Täter nicht deutsch bzw. in erster Linie arabische oder afrikanische Wurzeln hat. Diese Dinge passieren, keine Frage. Aber wenn 66,77% der Straftaten auf Deutsche zurückzuführen sind - wieso bekommt man durch die Berichterstattung den Eindruck vermittelt, es würde sich um ein 90% zu 10% handeln, wobei afrikanische oder orientalische Ausländer die Mehrheit bilden. Ich fand folgende Berichterstattung des Tagesspiegels interessant, der bis Mitte Juni entsprechende Vorfälle aufgelistet hat: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/sexuelle-ubergriffe-auf-frauen-und-madchen-belastigt-attackiert-vergewaltigt--chronik-eines-gewaltjahres-10020628.html - Ich gehe jetzt ein Stück weit in die Spekulation und persönliche Wahrnehmung meinerseits. Dort werden zwar keine Nationalitäten genannt und einige Fälle sind wohl auch zu "geringfügig" für eine große Berichterstattung. Ich habe mir allerdings beispielhaft ein paar "heftigere" Fälle rausgesucht und dazu nochmal recherchiert.

Am aussagekräftigsten finde ich folgenden Vorfall:

13.6.2023, am Tag, Berlin

Ein 36-jähriger Polizeibeamter wird verdächtigt, eine Kollegin betäubt und auf einer Datingplattform zur Vergewaltigung angeboten zu haben.

Bevor ich diese Sammlung des Tagesspiegels gefunden hatte, was ca. Mitte Juli war, hatte ich von diesem Vorfall nichts gehört. Es gab zwar Berichterstattungen, aber vornehmlich online und eher lokal. Social Media hat es so gut wie gar nicht interessiert, wobei sich mir persönlich die Frage aufdrängt: Wieso scheint das Keinen zu jucken? Es wäre in meinen Augen ein guter Aufhänger gewesen um über sexuelle Belästigung innerhalb...

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Schneesturmchen  22.08.2023, 15:49
@Schneesturmchen

Kleiner Nachtrag noch zu dem Staatsdefizit bzw. der Pro-Kopf-Verschuldung. 2013 betrug diese im Durchschnitt schon 6752€. Inzwischen sind wir bei 19272€ pro Kopf.

Nicht, weil alle Bundesbürger plötzlich mehr Geld kosten, sondern weil der Staat mehr Schulden gemacht hat.

Statistik ist schon lustig. Das Pro-Kopf-Vermögen in Deutschland beträgt übrigens 88.600€.

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pendejo  22.08.2023, 17:54
@Schneesturmchen

Hallo Schneesturmchen!

Danke der Nachfrage, mir gehts gut. Daß ich mich zwischenzeitlich nicht gemeldet habe, liegt daran, daß ich (zumindest mit längeren Beiträgen) nicht regelmäßig hier bin, sondern meist nur sporadisch und dann abends, wenn ich mal sonst nix zu tun habe und alle anderen im Bett oder unterwegs sind. Familie, Haus, Hof, Autos... und als Schwabe und Handwerker mache ich fast alles, was anliegt selbst. ;-)

Ich werde die nächsten Tage irgendwann mal Deine Ergebnisse in Ruhe analysieren (ich freu mich darauf) und mich dann dazu äußern.

Eines schon vorab:
Alle Achtung und Respekt: a) für Deine sachliche Art zu argumentieren bzw. auf Argumente einzugehen, b) Wie sorgfältig, strukturiert und analytisch Du an die Sache rangehst.
Das findet man selten, und da macht diskutieren Freude und bereichert, selbst wenn man verschiedener Meinung ist und ggf. auch bleibt.

Bis bald!

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Warum begreifen die Altparteien nicht, dass DAS AFD-Thema (Migration) ein großes Angst- und Ungerechtigkeitsgefühl bei vielen Deutschen auslöst und machen es zum?

...eigenen TOP Thema. Ich meine, es ist doch völlig logisch, dass es viele Deutsche doof finden, dass es viele ausländische "Sozialschmarotzer gibt"... dass viele Deutsche es schade finden, wenn im Bus alles gesprochen wird, außer deutsch. Ist das Gefühl nach Heimat und einer priorisierten Behandlung nicht völlig normal und folgerichtig? Ich verstehe nicht, warum sich die Altparteien nicht hinter die Deutschen stellen.

Hier nochmal in "Deutsch" alle Fehler markiert. :D (Grammatikalisch richtige Version )

Woher ich das weiß:Hobby

bluebird5  20.08.2023, 20:52

Der Fragesteller hat bestimmt Migrationshintergrund und kann die deutsche Sprache noch nicht so gut.

Aber ernsthaft, das ist mir auch als erstes aufgefallen. Ich finde es hier immer wieder befremdlich, wenn Leute nicht einen geraden deutschen Satz schreiben können, aber was von "deutscher Kultur" erzählen.

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Weil man in den Altpartein eben nicht so grunddämlich ist jemanden ob seiner Herkunft als Sozialschmarotzer zu bezeichnen. Schon gar nicht Menschen die in höchster Not zur Flucht aus Ihrer Heimat gezwungen wurden.

Dieses Mindestmaß an Emphatie seinen Mitmenschen gegenüber ist die wichtigste Brandmauer gegen das rechte Gesindel. So einfach ist das.

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiv in der Lokalpolitik. Lange politisch Interessiert

windydogs  20.08.2023, 22:23
Schon gar nicht Menschen die in höchster Not zur Flucht aus Ihrer Heimat gezwungen wurden.

Ja ja.....: und die Not war sooo extrem groß, dass man reihenweise Frauen und Kinder zurücklassen musste....

Vor lauter Verzweiflung hat man auch erst mal ein halbes Dutzend völlig sicherer EU-Länder durchquert, um ausgerechnet in Deutschland erst in völliger Sicherheit zu sein.

Und dass nach überschaubarer Zeit reihenweise die angeblich so bedrohten, verfolgten und verzweifelten " Flüchtlinge " plötzlich in ihren Heimatländern Urlaub machen und die Verwandtschaft besuchen können ist auch total verständlich....

Dieses Mindestmaß an Emphatie seinen Mitmenschen gegenüber ist die wichtigste Brandmauer gegen das rechte Gesindel. So einfach ist das.

Und ziemlich praktisch und bequem ist es auch, wenn die eigene Empathie, Menschlichkeit und moralische Hochwertigkeit die man stolz vor sich her trägt aus nichts weiter als einer Meinung und Haltung besteht die man gern lautstark in die Welt hinaus posaunt, während die tatsächlichen Kosten und Folgen von der Allgemeinheit ausgebadet werden dürfen.

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