Warum akzeptieren so viele Menschen keine sachlichen Argumente?
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass bei vielen Diskussionen, mit stark polarisierenden Themen, sehr viele Leute gar keine Interessen an Fakten haben, sondern diese immer klein reden und ihre Meinung durchsetzen wollen.
1) Kommt mir das nur so vor? Oder ist das wirklich so?
2) Wenn das nicht nur mir so vorkommt: Warum ist das so? Immerhin es ist ja für die Meinungsbildung elementar verschiedene Ansichten zu hören, zu respektieren und sich von Fakten überzeugen zu lassen, oder?
9 Antworten
Das ist wirklich so! Das habe ich bei vielen Themen auch gemerkt. Gründe:
-Minderwertigkeitskomplexe
- man will nicht zugeben, dass man was Falsch gemacht hat
- man will das Ausgespuckte nicht zurücklecken
- es ist schwer zu akzeptieren, dass man verliert oder Unrecht hat besonders bei Themen, bei denen es um einen politischen Kampf geht
Ich denke nicht das es Dir nur so vorkommt. Die sind sachlichen Argumenten gegenüber nicht zugänglich bzw. erwarten das man ihre Sicht sofort annimmt weil das eben die richtige Sicht der Dinge ist.
Die von etwas anderem zu überzeugen ist eher schwer und meist nicht von Erfolg gekrönt.
1) Kommt mir das nur so vor? Oder ist das wirklich so?
Ist so. Wir leben in "postfaktischen Zeiten".
2) Wenn das nicht nur mir so vorkommt: Warum ist das so?
Weil Fakten bedeuten, man müsste vielleicht den eigenen Standpunkt überdenken. Dazu ist man nicht in der Lage, aus kognitiven oder emotionalen Gründen. Also stören Fakten nur.
elementar verschiedene Ansichten zu hören, zu respektieren und sich von Fakten überzeugen zu lassen
Nein - willst Du nicht mein Meinungsbruder sein, hau ich Dir den Schädel ein - so läuft das mittlwerweile leider oft.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Er hat mir sehr stark weitergeholfen.
Weil auch das, was faktisch nicht belegbar ist, sich trotzdem richtig anfühlen kann. Mit Fakten kommt man da meist nicht weiter. Es sind die Gefühle, auf die man eingehen kann.
Aber inwiefern hat das dann noch mit einem sachlichen Diskurs zu tun?
Der sachliche Diskurs ist dein persönliches Bestreben. Das Bestreben der hier Angeklagten ist, wie du sagst, lediglich das Durchsetzen einer bereits fertigen Meinung.
Ok das verstehe ich, vielen Dank. Aber findest du nicht auch, dass ein sachlicher Diskurs sinnvoller wäre für alle??
Weil die Gegenstimme auch sachliche Argumente hat und genauso wie du davon überzeugt ist, dass es die einzige Wahrheit ist.
Fakten werden öfters von neuen Fakten überholt. Was soll man noch glauben? Welche Fakten stimmen denn nun?
Aber genug Fakten sind doch unumgänglich und unveränderlich?
Nein, denke ich nicht. Fakten beruhen immer auf dem jeweiligen Wissensstand des Wissenschaftlers. Wissenschaftler müssen ihre These beweisen. Dann sind es Fakten. Das ist ihr Job.
Zwei Wissenschaftler sammeln Fakten zu einem bestimmten Thema. Unabhängig voneinander. Sie kommen nicht zum selben Ergebnis. Aber beide schaffen es, ihre Fakten zu 'beweisen'.
Ein kleines blödes Beispiel, auf das ich heute mal wieder gestossen bin. Die Mondlandung. Es gibt Zweifler bzw. Verschwörungstheoretiker. Keiner von uns war dabei. Die Zweifler meinen, es gab sie nicht. Ihre Meinung beruht u.a. auf der Analyse der Fotos. Sie sagen, die Fahne kann unmöglich 'wie im Wind wehen', weil dort keine Atmosphäre herrscht. So gesehen macht das Sinn. Warum weht diese Fahne?
Was nun? Wie konterst du das, so dass du mich vom Gegenteil überzeugen kannst?
PS: Mir ist egal, ob da jemals jemand war. Ich meine aber, Fakten sind nicht unbedingt die letzte Wahrheit.
Ich meine auch nicht, dass alle Fakten in Stein gemeißelt sind (gerade bei so Wissenschaftssachen. Der eine findet das heraus, der andere morgen das Gegenteil), aber es gibt welche, die es tun und auch die werden in vielen Diskussionen nicht akzeptiert.
Vielleicht gerade weil es viele Meinungen gibt, und die meisten Menschen nicht die Fähigkeit haben, selber Rückschlüsse auf das Gehörte/Gelesene zu ziehen. Man verlässt sich auf das, was man hört.
Ehrlich gesagt, viele sind schlichtweg zu wenig intelligent, um sich eine eigene Meinung zu bilden, und rennen der einen oder anderen Meinung nach, ohne etwas zu hinterfragen. Je nach Umfeld tönt das dann so oder anders... Schwarz oder weiss? Links oder rechts? Alle haben recht.
Darüber könnte man stundenlang philosophieren...
Gute Frage! ;-)
Du hast recht, man könnte sehr lange darüber philosophieren. Außerdem sehe ich genauso wie du, dass viele eine vorgefertigte Meinung haben, durch (Medien, Umfeld,...). Ich denke, dass das in einem gewissen Maße auch eine Gefahr darstellt.
LG und danke für das Kompliment :-)
Danke für die Antwort, hat mir sehr geholfen das zu verstehen.