Warum ändern Radiosender plötzlich ihre Musikausrichtung?
Ich höre seit Jahren schon SWR4, und bis vor ein paar Jahren wurden zu 90% nur deutschsprachige Schlager gespielt.
Dann vor ungefähr 2 Jahren änderte sich das und es kamen noch englischsprachige Songs dazu.
Jetzt kommen fast ausschließlich englische Oldies,nichts mehr von z.b Michell,Andrea Berg usw.
Wieso ändern die die öfters ihre Musikrichtung ?
Viele ältere Hörer vergrault man dadurch
10 Antworten
Man macht Marktanalysen und schaut, wie man am meisten Hörer erreicht. Ich habe mal kurz gegoogelt, weil es mich interessiert hat, SWR4 wächst zweistellig, gewinnt also deutlich Hörer und wird damit für Werbekunden interessanter. Für SWR4 ist es also die richtige Strategie.
Menschen, die heute 60+ sind, sind mit Beatles, Rolling Stones, Doors usw. aufgewachsen und hören das noch heute gern. Die, die mit Freddy Quinn aufgewachsen sind, sind jetzt schon so alt, dass sie nichts mehr kaufen und daher als Werbekunden und damit als Zielgruppe uninteressant.
hier die Antwort von SWR4:
"Bei der musikalischen Ausrichtung werden wir von der Medienforschung unterstützt. So lassen wir regelmäßig untersuchen, welche Musik die meisten Menschen in dieser von uns avisierte Zielgruppe im Radio hören möchte. Und hier stellen wir eben seit ein paar Jahren eine stetig steigende Ablehnung von Titeln aus dem Genre Schlager fest - trotz aller Erfolge in diesem Bereich bei Konzerten, CD-Verkäufen und TV-Shows. Daher wird es auch weiterhin im SWR entsprechende Fernsehsendungen geben. Im Radio funktioniert es halt nicht (mehr): In den vergangenen 10 Jahren haben wir 1 Million Hörer verloren.
Unser Ziel ist es, mit SWR4 eine breite Hörerschicht aus älteren und jüngeren Hörern zu erreichen - wobei „jung“ in der SWR4-Lesart im Alter von 50 anfängt. Gerade diese „jüngeren“ Hörer bis Mitte 60 sind vermehrt mit internationaler Musik groß geworden. Mehr, als dies bei der älteren Generation der Fall war.
SWR 4 hat sich auf Oldies (60/70 Jahre) und englischsprachige Musik spezialisiert. Es werden nur noch 2 deutsche Titel pro Stunde gespielt.
Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Programmgestaltung nicht nur Lob ernten. Es gibt halt nicht das eine Musikprogramm, dass alle Hörerinnen und Hörer gleichermaßen zufriedenstellt. Wir geben uns jedoch große Mühe mit der Auswahl der Musiktitel und achten darauf, dass unser Programm hörbar bleibt."
Das passiert auch in anderen Bundesländern. WDR4 oder NDR1 sin Beispiele. 70er und 80er-Songs erreichen ein großes Publikum. Gerade Menschen zwischen 45-70 Jahren. Für Schlager gibt es im Digital Radio komplette Sender, die nur auf Schlager setzen. Die Nische lohnt sich auch. "Radio Bollerwagen" beispielsweise punktet mit einer Mischung aus Partyschlager und Ballermannmusik. Und das besonders bei jüngeren Hörern.
In einem Zeitalter, wo man via Internet aus über 10.000 Radiostationen wählen kann, sollte sich dort auch ein Sender finden, der deinen Bedürfnissen gerecht wird. Ich habe einen ausgefallenen und sehr weit gestreuten Musikgeschmack und höre deshalb Sender, die in Vancouver, San Francisco, Norfolk (Nebraska), Tokyo oder Adelaide sitzen. Ach ja: Die beste Countrymusik wird aus Deutschland gesendet - aus Berlin! 😉
Das stimmt tatsächlich, ich finde den Sender so, wie er ist, total langweilig und überflüssig, weil die Klangfarbe inzwischen SWR 1 ähnelt (wobei SWR 1 vom Niveau her auch hinsichtlich der Moderationen weit besser ist - ich höre in der Regel SWR 1 oder SWR 3, teilweise auch Bayern 3 oder Antenne Bayern). Die bringen teilweise immer noch deutsche Lieder, aber nur noch selten - ich habe früher manchmal im Autoradio SWR 4 gehört als Kontrastprogramm, weil da auch mal ein Klassiker aus meiner Kindheit kam von Peter Alexander oder Roger Whittaker oder Daliah Lavi, aber inzwischen ist der Sender so uninteressant, dass ich bei SWR 1 und SWR 3 bleibe.
SWR 4 war schon seit Jahren nur schwer erträglich, das lautstarke Geschnatter der Moderatoren (durchweg, seit Michael Branik und Lothar Ackva in Rente gingen) nervte und die Musikauswahl war zumeist schlecht, nur teilweise kultig - es gab keine Wunschmelodie mehr, kein "u.A.w.g." mit Wolfgang Walker mehr, keine Spätlese mit Fred Metzler, keine Gisela Böhnke mit ihrer netten Stimme mehr und so weiter ... der Sender war vor 15 Jahren schon langweilig, seit die "jungen" Moderatoren zu plappern anfingen. Vor 20 Jahren war SWR 4 zwar langweilig, aber inhaltlich sehr gut.
Bei Bayern 1 war es vor rund 15 Jahren genauso, der Sender verkam zu einer weiteren seichten Oldiewelle, so wie es heute SWR 4 zu sein scheint. Man wollte eine gewisse Zielgruppe ansprechen, der Bayrische Rundfunk hat aber wenigstens die Schlagerfreund mit einem Sender namens BayernPlus beschenkt, der heute BR-Schlager heißt (mein Onkel hört das gern). Bei Bayern 1 scheint es inzwischen weder das Betthupferl noch das Rucksackradio noch zu geben, nach dem früher Gustl Weishappel seinen Kommentar "vom Fensterbankl aus g'sehn" am Sonntag sprach - ist halt so.
Ob der Modellwechsel beim SWR gelingt, weiß ich nicht. Entweder gibt es SWR 4 irgendwann gar nicht mehr (wäre kein Verlust, solang man die Schlagerfans auf anderem Kanal erreicht, so wenige sind es nicht) oder die Hörerzahlen gehen zurück, weil der Sender weder regional noch eigenständig ist.
Dazu kommt ein weiteres Dilemma, SWR 4 hat nicht das beste Image: Die Leute, die heute um die 70 sind und mit Rock und Pop und Ilja Richters "disco" aufwuchsen, dürften SWR 4 aber weiterhin für uncool und langweilig halten. Die hören meistens SWR 1 oder SWR 3 oder irgendwelche privaten Radiosender ... Antenne Bayern (ist wirklich gut) oder Radio Ton (kann man auch hören) oder Gong (geht grad so) und schwenken jetzt auch nicht mehr um. SWR 4 gilt als langweilig, bieder und als konservativ, da bringen auch englischsprachige Oldies nichts mehr. Oder war man sich seiner Sache so sicher, dass man der Zielgruppe alles vorsetzen kann und die es trotzdem konsumieren, weil man halt schon immer diesen Sender hörte... nun ja.