Wart ihr schon mal auf den Färöer-Inseln und Shetland-Inseln?

3 Antworten

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Auf den Färöer-Inseln war ich schon mal für ein paar Tage, als ich per Autofähre unterwegs nach Island war. Von der Landschaft her sind sich diese beiden Länder recht ähnlich, einfach überwältigend. Das Wetter kann recht unberechenbar sein. Man tut gut daran, sich auch im Sommer für alle Eventualitäten zu wappnen. Auch die Sprache, das Färöische, ist dem Isländischen nicht unähnlich. Es werden auch teilweise die gleichen Schriftzeichen benutzt, welche ausschliesslich in diesen zwei Sprachen verwendet werden. In den grösseren Hotels kannst du auch kontinental essen und trinken, aber typische Speisen sind natürlich vor allem Fisch und all das, was das Meer so bietet. Die Färöer bestehen aus 18 Inseln, welche man alle per Fähre besuchen kann. Die einzelnen Inseln sind teilweise recht dünn besiedelt. Daher ist auch der Verkehr im allgemeinen recht schwach.

Sollten also die Färöer dein nächstes Ferienziel sein, so nimm unbedingt auch genügend Filmmaterial mit. Es lohnt sich auf alle Fälle! Ich wünsche dir schon mal viel Spass und unvergessliche Eindrücke.


odinwalhall  13.07.2022, 20:32

Vielen Dank fürs Goldne Sternchen :)

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Leider nein, aber die Färöer stehen schon lange auf meiner Reiseliste! Kenne Leute, die dort waren (leider einer davon verstorben) und war auf einigen Konzerten einer Sängerin von dort, übrigens die einzige etwas bekanntere Person, die mich kennt und wiedererkennt.

Die Landschaft dort ist wunderschön, das Wetter aber sehr wechselhaft. Auch die Sprache, Färöisch, ist sehr schön.

Hauptattraktion der Färöer ist natürlich die Landschaft

Ich war schon mehrmals auf den Färöern, einmal zwei Tage und einmal zehn Tage. Shetland habe ich nur beide Male jeweils auf der Hin- und der Rückfahrt einmal von der Fähre aus gesehen, das steht auch auf meiner Liste. Die Färöer fand ich überwältigend. Die Leute unglaublich freundlich, B&B- sowie Ferienwohnungs-Quartiergeber, die uns auf ihren Inseln herumgefahren haben und uns sehr viel zu ihren Inslen erzählt haben. Auf den Inseln wird viel Musik gemacht und gesungen, über den Sommer verteilt gibt es oft mehrere Musikfestivals. Auch ist das Volk nicht fußballbegeistert, das Wort würde es nicht treffen, man muss sagen: fußballvernarrt. Neben jedem winzigen Dorf gibt es einen Fußballplatz, in Toftir und Tórshavn jeweils ein kleines, Fifa-taugliches Stadion. Hat man bei Fahrten über Land das Radio an, kommen häufig Übertragungen von Fußballspielen.

Die ev. luth. Kirche spielt nach wie vor in der Gesellschaft eine große Rolle, die Kirchen sind sonntags voll.

Wir haben tolle Wanderungen gemacht, 5-6 Stunden lang teilweise, und dabei sind uns dann vielleicht 2-3 andere Wanderer begegenet. Die Ausblicke und die schnellen Wetterwechsel sind sagenhaft. Meist haben wir in der Ferienwohnung selbst gekocht, ein paar mal sind wir von Quartiergebern bekocht worden (großartig) und ein paarmal waren wir in Restaurants. Das Essen ist stark von Schaf- und Fischprodukten geprägt. Der Ackerbau geschieht dort bei dem unwirtlichen, windigen und kühlen Klima unter schwierigen Bedingungen, weswegen auch einiges importiert werden muss. Das macht das ohnehin skandinavisch hohe Preisniveau noch höher. Alkohol ist wie überall im Norden sehr teuer. Restaurantbesuche sind im allgemeinen sehr teuer. Im SMS in Tórshavn, der damals einzigen Mall auf den Färöern, gab es aber auch einige Brötchen- und Fastfoodstände.

Die Regierung bemüht sich intensiv um Aufforstung mancher Gebiete. Das ist schwierig, weil Setzlinge oft beim erstbesten Sturm brechen oder wegfliegen. Aber mit ganz viel Mühe durch Schutzzäune und Mäuerchen entstehen immer mehr Wäldchen. Der Stadtwald von Tórshavn war bei meinem zweiten Besuch schon richtig schön geworden.

Was den Verkehr betriffft: Die Färöer haben ein sehr gut ausgebautes Straßennetz. Durch Brücken, Dämme und Tunnel verbunden sind die Inseln Streymoy (mit der Hauptstadt Tórshavn), Eysturoy, Bordoy, Vidoy, Kunoy, Vágar. Auf alle anderen Inseln geht es mit Fähren. Die Entfernungen sind nicht groß, von Tórshavn ist man auf diesem großen Inselverbund am abgelegensten Ort in etwas mehr als anderthalb Stunden. Zur südlichsten Insel Suduroy braucht man mit der Fähre etwa 2 Stunden.

Eine Besonderheit sind die vielen, oft kilometerlangen Tunnel, drei davon unter dem Meer, der vierte entsteht gerade und ist relativ kurz vor der Eröffnung. Man fragt sich manchmal schon, ob ihr Nutzen wirklich den Aufwand rechtfertigt. Der gerade im Bau befindliche von der Hauptinsel Streymoy zur Insel Sandoy zum Beispiel verursacht Kosten von etwa 80 Millionen Euro und es wird mit einem Verkehrsaufkommen von 300-400 Fahrzeugen am Tag (beide Richtungen zusammen) gerechnet. Aber das Tunnelbauen ist irgendwie eine Obsession dort. Toll finde ich die alten Tunnel aus den 1960er Jahren. Sie sind zwischen 3 und 5 km lang, einspurig, unbeleuchtet und bei Gegenverkehr muss immer einer in eine Bucht ausweichen. Das ist irgendwie urig. Ansonsten gibt es auf den Straßen oft großartige Landschaftseindrücke und tolle Serpentinenstrecken. Aufpassen muss man immer auf die Schafe, die plötzlich auftauchen, und manchmal versinkt alles im dichtesten Nebel. Man soll es nicht glauben, aber in der Rush-hour kann der Verkehr in und um die Hauptstadt Tórshavn mit ihren 20.000 Einwohnern sehr dicht werden. Da kriecht man sogar schon mal im Stop-and-Go (aber vermutlich nicht länger als 10 Minuten :) ) Die Landstraßen zum Flughafen und in die zweitgrößte Stadt Klaksvík können schon mal ein erhöhtes Verkehrsaufkommen haben und man hat viele Fahrzeuge vor und hinter sich, aber nicht annähernd so, dass es zum Stau kommt. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerorts beträgt auf den ganzen Färöern 80 km/h.

Die roten Tórshavner Stadtbusse, die teilweise über 10km weit aus dem Stadtzentrum herausfahren (Torshavn hat weitläufig eingemeindet), sind kostenfrei nutzbar. Das gilt allerdings nicht für die blauen Überlandbusse. Aber auch sie sind bezahlbar und haben ein dänisch/norwegisches Preisniveau. Zu den meisten größeren Orten gibt es mehrmals am Tag gute Busverbindungen. Bei einigen abgelegeneren muss man sich aber schon sehr nach dem Fahrplan richten, das gilt auch für die Fähren zu wirklich schwach besiedelten Inseln. Mykines, ein regelrechter Mythos, wo viele FO-Begeisterte mal hinwollen und viele es nicht schaffen, ist oft tagelang aufgrund der Witterungsbedingungen nicht per Fähre erreichbar. Es gibt einen Hubschrauber, der nach einem Linien-Rundkurs Tórshavn, Klaksvík den internationalen Flughafen und einige abgelegene Inseln verbindet. Aber der Sturm kann so stark werden, dass auch er nicht mehr fliegt. Überhaupt kann selbst im Sommer der Sturm schon mal so sein, dass das öffentliche Leben zum Erliegen kommt und alle zu Hause bleiben. Die Färinger bezeichnen ihr Land schon mal als "the Country of Maybe", weil man bestimmte Vorhaben einfach kurzfristig absagen muss. Daher war es beim Eintreffen des ersten Corona-Positiven auf den Färöern (ein Färinger, der von einer Konferenz in Paris nach Hause kam) für die Tórshavner Stadtverwaltung ein leichtes, alle Mitarbeiter sofort ins Homeoffice zu schicken. Die waren da schon total dran gewöhnt und hatten die nötige Homeoffice-Infrastruktur schon jahrelang zu Hause.

Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Anreise. Vom dänischen Hirtshals verkehrt 2-3 mal pro Woche die Fähre Norröna der Smyril-Line und braucht für die Strecke etwa 30 Stunden. In der anderen Richtung fährt sie weiter nach Island. Die See kann schonmal etwas rauer werden, aber oft ist die Überfahrt auch sehr chillig und in den Restaurants kann man sich schon auf färöisches Essen einstellen.


odinwalhall  23.01.2023, 12:21

Super Beitrag, Kompliment :)

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filmfan69  23.01.2023, 12:28
@filmfan69

Ich seh gerade in deinem Profil, du magst klassische Musik. Ich auch. Wenns dich interessierrt, google nach Musikfestivals auf den FO. Da gibt es Rockfestivals, aber auch klassische. Wir sind mal zufällig in eins für Neue Musik reingestolpert. Das war dann aber auch mir teilweise zu abgefahren, dagegen ist Schönberg völlig tonal. Auf den Färöern wollen viele Familien, dass ihre Kinder ein Instrument lernen. Daher gibt es in Tórshavn ein kleines Konservatorium und dessen Dozent*innen bilden ein Orchester. Auf besagtem Festival waren allerdings viele ausländische Ensembles.

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odinwalhall  23.01.2023, 12:42
@filmfan69

Oh ja, ich mag klassische Musik sehr. Danke für den Tipp. Ich werde dies bei Gelegenheit googeln und wenn es mich wieder mal in diese Gegend zieht, werde ich mich sicher deines Vorschlags erinnern.

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