Waren die Menschen früher kräftiger gebaut?
Auf Bildern des späten Mittelalters oder der Renaissance sehe ich oft, dass die Menschen bzw. vorallem Frauen viel kräftiger aussehen, also nicht im Sinne von übergewichtig sondern einfach kräftiger als viele Frauen die ich heute sehe. War das wirklich so?
5 Antworten
Damals mussten die Menschen viel härter arbeiten (auch die Frauen, in mancher Hinsicht gerade die Frauen. Aber viele Bilder waren auch weniger abbildend als idealisierend.
Und deine Beobachtung entspricht auch nicht den Tatsachen. Das Idealbild der Frau im Mittelalter war sehr schlank, zierlich mit kleineren Brüsten.
Darstellung aus dem frühen 13. Jahrhundert
So werden die Frauen im Mittelalter auch stets dargestellt. Da wir keine andere Quellen zur Verfügung haben und auch Grabfunde deine These nicht bestätigen, gehen wir also von einer eher schlanken Bevölkerung aus. Ebenso weisen alle erhaltenen Kleider auf eher schlanke Figuren hin.
Bei Männern gilt ähnliches. Das Idealbild eines Ritters war ebenso schlank, aber sportlich, trainiert. Dies wird nicht nur durch Bildquellen, sondern auch durch erhaltene Rüstungen bestätigt. Es waren eben Hochleistungssportler.
Neuzeitliche Rüstung
Die arbeitende Bevölkerung, insbesondere Handwerker und Bauern, werden ebenfalls schlank aber kräftig dargestellt:
Hochmittelalterliche Bauern bei der Entrichtung ihrer Abgaben
Die Annahme, das Mittelalter wäre entbehrungsreich und von knapper Nahrung geprägt ist trotz gelegentlicher Notzeiten falsch. Das wärmere Klima (über das 1,5°-Ziwl der heutigen Klimaängstlichen) begünstigte die Landwirtschaft und Erträge erheblich. Zu Essen war in der Regel stets ausreichend vorhanden.
Körperliche Arbeit bewirkt natürlich entsprechenden Muskelaufbau auch die viele Bewegung an der frischen Luft wird positive Auswirkungen gehabt haben, wenn man von einigen schwerstarbeitenden Berufen (Bergbau) absieht. Man hat ausgerechnet, daß ein Bauer im Mittelalter gut 6000 Kalorien zu sich genommen und verbraucht haben muss. Kräftig ja, aber eben nicht besonders kräftig gebaut in deinem Sinne.
Hier einige Irrtümer anderer Antwortgeber:
Kleiner wegen der schlechteren Ernährungslage. Und muskulöser, weil sehr viel mehr körperliche Arbeit
Die durchschnittliche Körpergröße war gar nicht so viel kleiner, 170, soweit ich mich entsinne. Außerdem passen Mangelernährung (die es nur selten gab) und Muskelaufbau nicht zusammen.
Die beschwerliche Reise mit der Postkutsche von Frankfurt nach Stuttgart dauerte 24 Stunden
Postkutschen kamen erst im 17. Jahrhundert auf. Im Mittelalter reiste der Adel mit zu Pferd. Zu Fuß ging man häufiger, allerdings gab es meist überall Unterkünfte für die Nacht, zumeist Klöster, Anteilen usw. Für unsere Verhältnisse sehr beschwerlich. Ich wandere aber viel, auch mit Gepäck. Es ist also eine Frage der Gewohnheit.
Ja, m.W. schon.
Grund war wohl das sehr früh beginnende harte tägliche "Training", d.h. die selbstverständliche Arbeitslast erforderte und erzeugte diese Muskeln (und Knochen etc.). Menschen sind da anpassungsfähig. Und umgekehrt verschwinden Muskeln die nicht verwendet werden.
Es war in der Renaissance ein modisches Ideal; dementsprechend haben gerade wohlhabende natürlich diese Statur teilweise angestrebt, sie viel öfter aber durch Kleidung unterlegt und sich so darstellen lassen.
Die Menschen waren kleiner und sehr viel muskulöser.
Kleiner wegen der schlechteren Ernährungslage. Und muskulöser, weil sehr viel mehr körperliche Arbeit anfiel und die Menschen oft lange Strecken zu Fuß oder Pferd zurücklegen mussten.
Die beschwerliche Reise mit der Postkutsche von Frankfurt nach Stuttgart dauerte 24 Stunden - und war nur etwas für Betuchte. Wer nicht adlig war oder zum wohlhabenden Bürgertum gehörte, ging solche Strecken zu Fuß.