Nachnamen im Mittelalter?

3 Antworten

Ursprünglich hatten im Mittelalter ab etwa dem 8. Jahrhundert nur Adelige Nachnamen (der Hochadel schon etwas früher) und die bezogen sich oft auf das Gebiet, welches sie jeweils beherrschten oder die Stammburg von der sie regierten. Sowie vom Vornamen des Stammvaters, siehe Merowinger, Ottonen, Welfen.

Da die Herrschaft an die Söhne vererbt wurde, erbten diese auch oft die Titel und Nachnamen mit. Das war jedoch kein extra Gesetz, sondern ergab sich meist einfach so, jedoch nicht immer. Dazu ein historisches Beispiel:

Adalbero Azzo II. (ca.1009-1097) von Este war zuerst mit der Welfin Cuniza (Kunigunde) (+1050) verheiratet, ihr gemeinsamer Sohn war Welf I. von Bayern, welcher der Stammvater der späteren Welfen wurde. Er erbte also nicht den Titel seinen Vaters von Este, sondern den bedeutenderen Welfentitel seiner Mutter.

Adalbero Azzo II. heiratete nach dem Tod der Cuniza ein 2. Mal, diesmal Garsende von Maine. Der eine Sohn wurde Fulco I. von Este, der andere Hugo V. von Maine. Du siehst der Nachname wurde danach gegeben, welcher Sohn was vererbt bekam.

Im deutschsprachigen Bereich kommen im 12. Jahrhundert erstmals in den Städten Köln und Regensburg, bei nicht Adeligen, Beinamen vor. Die sich dann zu Nachnamen entwickelten. Noch bis zurzeit durch die Eroberungen durch Napoleon konnten diese Beinamen jederzeit geändert werden. Das bekannteste Beispiel ist der Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg. Sein Vater war Friele (Friedrich) Gensfleisch und seine Mutter Else Wirich.

Die Preußen setzten fest, dass der Nachname mit immer gleicher Schreibweise ein fester Bestandteil des Namens ist und vom Vater auf die ehelichen Kinder vererbt wurde. Auch bekam die Frau mit der Heirat nun den Namen des Mannes. Vor der ehe geborene Kinder erhielten den Nachnamen der Mutter. Um fast vollwertige Familienmitglieder zu werden, musste der Ehemann diese nach der Heirat adoptieren, selbst wenn er der leibliche Vater war und sich bei der Geburt auch schon dazu bekannt hatte.

Woher ich das weiß:Hobby

CyberSamurai  02.09.2024, 15:12

Deine Beiträge sind immer wieder sehr lesenswert und machen so mancher Enzyklopädie Konkurrenz. :-)

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Nachnamen sind in Deutschland erst vor 600 bis 800 Jahren entstanden, und anfangs hatte nur das Bürgertum welche. In bäuerlichen Gegenden haben die Leute oft bis ins 17. oder 18. Jahrhundert keine gehabt. Vorher hatten die Menschen einfach keine, da hat also logischerweise die Frau auch keinen angenommen. Der Familienname war zudem lange nichts Festes, und konnte sich ändern, wenn man umgezogen ist oder einen anderen Beruf ergriffen hat.

Sobald Nachnamen aber aufkamen, haben Frauen den Namen des Mannes angenommen. Oder konkreter: sie hat den Namen der neuen Familie angenommen, in die sie eingeheiratet hat.

Nachnamen sind im damaligen Deutschland erst so im Spätmittelalter aufgekommen (als es immer mehr Städte gab und diese weiter anwuchsen) im einfachen Volk, aber auch nicht überall. Auf Dörfern z.B. wurde weiterhin oft nur der Vorname verwendet, auch noch bis in die Neuzeit hinein. Erst so im 18. Jahrhundert (teilweise auch später, je nach Region) setzte sich der Nachname durch. Meistens übernahm die Frau den Nachnamen des Mannes, es war aber in den Anfängen auch durchaus üblich die Nachnamen innerhalb der Familie quasi mal zu tauschen oder diese auch von Familie zu Familie zu tauschen.