War Hitler ein Freund der Polen und von Pilsudski?

6 Antworten

Tatsächlich gab es solche Pläne. Hitler wollte ursprünglich Polen zu einem deutschen Satellitenstaat machen und mit polnischer Hilfe die Sowjetunion angreifen. Die Polen sympathisierten tatsächlich aufgrund ihrer geopolitisch aussichtslosen Lage auch mit den Deutschen. Allerdings machte vor allem die polenfeindliche Rassenpolitik Hitlers und die Solidaritätsbekundungen der Westmächte gegenüber Polen diese Pläne zunichte. Was-wäre-wenn Szenarien sind in der Geschichte immer kritisch zu betrachten, aber ich gehe davon aus selbst wenn Pilsudski 1939 noch gelebt hätte wäre es zu einem Angriff auf Polen gekommen. Im anderen Falle hätte Polen nämlich massive Gebietsverluste hinnehmen müssen, dass hätte auch Pilsudski nicht mitgemacht.


Dagobert1372 
Beitragsersteller
 29.10.2018, 22:09

Jedoch war polenfeindliche Politik erst später der Fall und das mit dem Satellitenstaat ist eine Interpretation, Hitler wollte das Polen Preußen freiwillig an Deutschland überlässt, die Polen wollten das aber nicht. Hitler wünschte sich mehr „Kooperation“ was in seinem Kopf wohl einfach selbstverständlich war, für einen gesunden Verstand aber unrechtmäßiger Besitzanspruch ist.

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DerKnopp  29.10.2018, 22:22
@Dagobert1372

Was Hitler unter Kooperation verstand, konnte man ja sehr gut an den Beispielen auf dem Balkan, der Tschechoslowakei, Österreich oder z.B. die Vichy-Regime in Frankreich sehen. Klar das die Polen von einer Kooperation nur mäßig begeistert waren, vor allem nach der Münchner Konferenz und dem Anschluss Österreichs war klar, dass Hitler auf internationale Vereinbarungen pfeift.

Das mit Preußen ist auch verständlich. Polen hätte nämlich Westpreußen, Danzig, Ostoberschlesien und Posen abtreten müssen, damit das alte Preuße wiederhergestellt worden wäre. Damit hätten die Polen einen Großteil ihres Landes verloren. Natürlich hätten sie einer Gebietsabtretung niemals freiwillig zugestimmt.

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Niconasbeznas  29.10.2018, 23:08
@DerKnopp

Alles richtig, aber ein kleiner Fehler, Danzig gehörte nicht zu Polen. Polen erledigte nur bestimmte Verwaltungsaufgaben, wie die Post. Auch durfte Polen begrenzt Truppen stationieren. Aber Danzig war sonst unabhängig.

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Niconasbeznas  29.10.2018, 23:10
@Dagobert1372

Polen hätte auch nur ein Bündnis auf Augenhöhe akzeptiert. Nicht vergessen, Polen hat den Krieg gegen die Bolschewisten 1920/1 gewonnen.

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DerKnopp  29.10.2018, 23:12
@Niconasbeznas

Du hast Recht. Danzig galt als Freie Stadt und stand unter der Aufsicht des Völkerbunds. Habe sie jetzt aber einfach trotzdem genannt, da polnische Truppen in der Stadt stationiert waren und sie auch als erstes im Zweiten Weltkrieg angegriffen worden ist.

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Niconasbeznas  30.10.2018, 05:54
@DerKnopp

...als erstes im Zweiten Weltkrieg angegriffen worden...?

Wenig bekannt! Sorry, schon wieder nicht richtig, denn... der Luftangriff auf Wieluń wurde am frühen Morgen des 1. September 1939 in drei Wellen zu jeweils 29 Stukas vom Stuka-Geschwader 76 und Stuka-Geschwader 2 Immelmann der deutschen Luftwaffe durchgeführt, wobei die militärisch unbedeutende polnische Kleinstadt Wieluń größtenteils zerstört wurde und schätzungsweise bis zu 1.200 Menschen getötet wurden. Der Angriff wird von Historikern als erstes Kriegsverbrechen beim deutschen Überfall auf Polen angesehen und ist nach Zeugenaussagen zeitlich vor dem Beschuss der Westerplatte erfolgt und damit die erste militärische Aktion im Zweiten Weltkrieg. Der Angriff begann laut Zeitzeugen gegen 4:37 Uhr Ortszeit. Die erste Angriffswelle machte das Krankenhaus der Stadt dem Erdboden gleich. Die völlig überraschten Einwohner wurden aus Bordwaffen gezielt beschossen.Bei insgesamt drei Bombenangriffen im Lauf des Tages starben bis zu 1.200 der damals etwa 16.000 Einwohner.Die Gebäude der Stadt wurden zu 70 Prozent und der Ortskern durch Brände zu 90 Prozent zerstört

Dabei feuerte das zu dieser Zeit im Danziger Hafen befindliche Linienschiff SMS Schleswig-Holstein völlig überraschend um 4:47 des 1. September 1939 etwa 10 Minuten lang Salven ihrer schweren Schiffsgeschütze auf ein kleines befestigtes Munitionslager Polens auf der Westerplatte,

Zur Erinnerung Hitler: Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen

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DerKnopp  31.10.2018, 09:13
@Niconasbeznas

Das war mir bekannt ist allerdings umstritten siehe Wikipedia und ob diese 7 Minuten so ein Unterschied machen... Ich wollte eher darauf hinaus, dass die Stadt Danzig einen wichtigen Streitpunkt zwischen Polen und dem Deutschen Reich darstellte.

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Niconasbeznas  31.10.2018, 20:40
@DerKnopp

Der Streitpunkt war nicht mehr wirklich aktuell. Polen hat sich damit abgefunden, dass Danzig in absehbarer Zeit nicht zu Polen gehören würde. Deshalb hat Polen einen eigenen Tiefseehafen in Gdynia errichtet.

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Du musst grundsätzlich eines verstehen: Hitler hat jedem nach dem Mund geredet, Lug und Trug war seine Geschäftsgrundlage... Ebenso diese ganzen Nazis...

Im 25 Punkte Programm von 1919 der NSDAP steht schon drinnen, dass sie Expansion Deutschlands nach Osten wollen, das betraf insbesondere Polen, und dass sie nicht alle Menschen als "gleichwertig" betrachteten.

d.h. die Idee, Polen zu kolonisieren und die Polen zu Sklaven zu machen und auszuplündern, die hatte die NSDAP praktisch schon seit Gründung.

Aber die Nazis liebten Betrug, d.h. sie redeten den Leuten nach dem Mund, so dass sie ihnen freiwillig einen Teil dessen gaben, was sie wollten, und den Rest holten sich die Nazis dann mit Gewalt.

Siehe z.B. das berühmte "Münchener Abkommen", bei dem die Deutschen das Sudetenland bekamen und dafür hoch und heilig versprachen, keinen krieg zu beginnen, keine territorialen Ansprüche mehr zu stellen.

Haben sie sich daran gehalten? Nein, und sie hatten von vornherein nicht die Absicht, sich daran zu halten. Sie haben sich ins Fäustchen gelacht, wie blöd doch die Engländer und Franzosen sind, an ihre gute Absicht zu glauben, das Sudetenland und ganz Tschechien eingesackt, in der Slowakei eine Marionetten-Regierung eingerichtet, und ein paar Monate später haben sie Polen überfallen.

Dasselbe habne sie mit der UdSSR gemacht, siehe "Nichtangriffspakt".

De facto hatte die Nazis ein Motto, "Lug und Trug, keine Ehre, keine Treue, Mord, Raub, Plünderug und Versklavung".

Speer erzählt, dass Hitler laut herausgelacht hat, als ihm jemand gesagt hat, dass er kaum ein internationales Abkommen gefunden hat, das Deutschland nicht gebrochen hat. Die fanden das toll. Das war ihre Überzeugung.


Dagobert1372 
Beitragsersteller
 30.10.2018, 08:15

Ich frage mich nur wieso Hitler ein Portät von Pilsudski in seinem Büro hatte und weshalb er sich schon Jahre so positiv über ihn geäußert hatte.

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Zu Pilsudski kann ich nichts beitragen. Aber folgender Artikel zeigt, dass Hitler Polens größter Feind war (entnommen aus „The Forgotten Holocaust“ [Der vergessene Holocaust] von Richard C. Lukas, und aus „Erwachet“ 89, 1.4., S.9):

>Als Hitlers Armeen im September 1939 in Polen einmarschierten, hatten sie den Auftrag, Hitlers Politik der Lebensraumgewinnung für das deutsche Volk in die Tat umzusetzen.

Lukas sagt: „Für die Nazis waren die Polen Untermenschen, die Land besetzt hielten, das Teil des Lebensraumes war, den die überlegene deutsche Rasse begehrte.“ So beauftragte Hitler seine Truppen, alle Männer, Frauen und Kinder polnischer Abstammung oder Sprache ohne Gnade oder Mitleid zu töten, da nur so der benötigte Lebensraum zu beschaffen sei.

Mit dem September 1939 begannen die unbarmherzigen Greueltaten am polnischen Volk. Hitler betonte, der Krieg sei ein Vernichtungskrieg; und sein Handlanger Heinrich Himmler erklärte, daß alle Polen von der Erde verschwinden würden; es sei für das große deutsche Volk notwendig, die Vernichtung aller Polen als vorrangige Aufgabe zu betrachten. Der Holocaust zielte also nicht nur auf die polnischen Juden ab, sondern auf alle Polen.

„Alle besetzten Länder wurden terrorisiert. . . . Aber in Polen hatte jeder unter dieser Brutalität zu leiden, und Massenhinrichtungen nach dem Prinzip der Gemeinschaftsschuld gab es hier weit häufiger, da jeder Pole ungeachtet seines Alters, Geschlechts oder Gesundheitszustandes Angehöriger einer verdammten Nation war — verdammt von den Führern der Partei und der Regierung“, schreibt Catherine Leach, die das Buch Values and Violence in Auschwitz aus dem Polnischen ins Englische übertragen hat. Himmler betrachtete, wie sie sagt, die Polen als eine niedere Rasse, die in Sklaverei zu halten sei.

„Selbst nach der Unterwerfung Polens [28. September 1939] nahm die Wehrmacht weiterhin Hitlers Auftrag vom 22. August 1939, alle Männer, Frauen und Kinder polnischer Abstammung oder Sprache ohne Gnade oder Mitleid zu töten, ernst.“

Wie konnte die deutsche Armee und die SS zu einem solch erbarmungslosen Morden bewogen werden? Ihnen war immer wieder die Lehre von der Überlegenheit der „arischen Rasse“ und der Unterlegenheit aller anderen eingetrichtert worden.

Lukas schreibt daher in dem Werk The Forgotten Holocaust: „Die NS-Theorie bezüglich der Kolonialherrschaft über Polen basierte darauf, daß den Polen, die Hitler nach den Juden am meisten haßte, abgesprochen wurde, Menschen zu sein.“

„Umsiedlungspolitik“

Im Vorwort der englischen Ausgabe des Buches Kommandant in Auschwitz schrieb Lord Russell of Liverpool: „Während des Krieges wurden von den Deutschen wahrscheinlich nicht weniger als zwölf Millionen Männer, Frauen und Kinder aus den überfallenen und besetzten Gebieten getötet; von diesen kamen nach vorsichtigen Schätzungen acht Millionen in Konzentrationslagern um. Unter den Ermordeten waren mindestens fünf Millionen Juden. . . . Die wirklichen Zahlen werden jedoch immer unbekannt bleiben.“ Allein aus den vorliegenden Zahlen geht hervor, daß mindestens sieben Millionen Opfer keine Juden waren.

Ein weiteres Zeugnis liefert Catherine Leach: „Polen war das erste Land, das der ‚Umsiedlungspolitik‘ Hitlers unterworfen wurde, deren Ziel es war, die riesigen Gebiete ‚im Osten‘ für die deutsche Neubesiedlung vorzubereiten. Polen erlitt von allen besetzten Ländern den größten Verlust an Menschenleben — 220 von 1 000 Einwohnern. Gemäß polnischen Quellen verloren nicht weniger als 6 028 000 Polen . . . ihr Leben.“ Von diesen waren 3 200 000 Juden. Das bedeutet, daß fast 50 Prozent der getöteten Polen Nichtjuden waren.

Ohne Zweifel gab es einen „vergessenen Holocaust“, dem Millionen von Nichtjuden — insbesondere Slawen — zum Opfer fielen. Eingeschlossen darin sind die Millionen Russen, die von den Nationalsozialisten abgeschlachtet wurden. Diesen Russen blieb keine Wahl; aufgrund der NS-Rassenlehre waren sie unausweichlich zum Tode verdammt.

In diesen Statistiken wird jedoch versäumt, die Tausende von nichtjüdischen Deutschen zu erwähnen, die ebenfalls als Opfer des Holocaust litten, weil sie es gewagt hatten, sich Hitler und seiner Rassenphilosophie zu widersetzen.

Unter ihnen befanden sich Tausende Zeugen Jehovas, die es ablehnten, die militärischen Absichten Hitlers zu unterstützen. Ja, über Deutschland und die besetzten Gebiete verstreut, gab es Tausende, die bewußt eine Entscheidung trafen, die für viele das Konzentrationslager und den Tod als Märtyrer bedeutete.<

LG ...

es gilt als historische Tatsache, dass Hitler großen Respekt vor Marschall Pilsudski hatte, wegen seiner Teilnahme im 1.Weltkrieg an der Seite des österreichischen Kaisers (die Polnische Legion gegen das zaristische Russland)

Hitlers strategische Ziele waren ja auch nicht der Angriff auf Polen, sondern der Raubkrieg gegen die Sowjetunion. Polen war ihm dabei nur im Weg, mit seiner Weigerung, ihm einen Durchgang (polnischer Korridor) nach Ostpreussen als Aufmarschbasis zu gewähren.

Hitler war niemandes Freund. Der hat alles umschmeichelt, von dem er dachte, dass er davon profitiert und auf jeden eingedroschen, der ihm im Weg stand.

Das schließt nicht aus, dass der erst umschmeichelt und dann draufhaut. So hat er es nicht nur mit Polen gemacht, sondern auch mit Russland und England.