War der Luftangriff der Alliierten auf Dresden vom 13. bis 15. Februar 1945 ein Kriegsverbrechen?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das sehe ich so.

Die Bombardierung der Zivilbevölkerung in Dresden, sowie der Feuersturm von Hamburg waren imo Kriegsverbrechen der Briten.

"Bomber Harris" ist für mich ein Kriegsverbrecher.

P.S. Ich bin nicht politisch rechts eingestellt und weiß, dass das Thema gerne von Neonazis instrumentalisiert wird. Aber ich erlaube mir trotzdem meine ehrliche Meinung dazu zu veröffentlichen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Bronzezeitler  30.05.2024, 18:57

@vanOoijen

Sehe ich genau so.

3
Waldmeister1234  03.06.2024, 18:05
@Bronzezeitler

Pforzheim wird immer vergessen. Es ist eine Stadt im Nordschwarzwald, die am 23. Februar 1945 bombardiert wurde und etwa 17.600 Todesopfer zu beklagen hatte. Im Vergleich zur Einwohnerzahl hatte sie die größten Verluste noch vor Dresden oder Hamburg. Ich wohne nur einige Kilometer entfernt. Siehe: Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 – Wikipedia

Ich sehe etwas anders.

Festzustellen bleibt, dass Arthur Harris geschichtlich sehr schlecht weg kommt. Er hat eigentlich nur die Befehle von Winston Churchill ausgeführt. Es war zum größten Teil Winston Churchill, der eine gnadenlose Bombardierung der deutschen Städte wollte. Heute wird Winston Churchill überaus positiv gesehen, während über Arthur Harris sehr kritisch geurteilt wird. Hier hinkt sicherlich der Vergleich.

Es ist nun fast achtzig Jahre her und wohl die wenigsten können sich in diese Zeit hineinversetzen. Damals war eine völlig andere Zeit. Zudem weiß keiner was im britischen Verteidigungsministerium hinter den Kulissen gelaufen ist.

Bedauerlicherweise hatte auch die Royal Air Force sehr hohe Verluste zu beklagen und etwa 55.000 Männer des Bomber Commands sind gestorben. Es waren viele überaus feine Jungs dabei. Man sagte aber, dass man diese Verluste in Kauf nehmen muss und dadurch viele Leben gerettet werden, wenn die Alliierte den deutschen Boden betreten. Also dadurch die Verluste der Bodentruppen bei Weitem nicht so hoch sein werden.

Wahrscheinlich war es von allem etwas. Rache für die deutschen Angriffe, Angst vor hohen Verluste der Bodentruppen oder davor, dass Hitler noch eine Geheimwaffe hatte. Sicherlich wollte man auch die Moral der Deutschen brechen und für spätere Kriege herausfinden, welche Zerstörungen die Bomben anrichten können. Es wird von jedem etwas gewesen sein.

Aber dies war vor fast achtzig Jahren und keiner wird sich wohl in diese Zeit hineinversetzen können.

Im Jahr 1996 machte ich meine Berufsausbildung als Verwaltungsfachangestellter in einer Stadtverwaltung, die nur wenige Kilometer von Pforzheim entfernt war. Der alte Kämmerer sprach immer darüber, wie die Briten es den Deutschen in Pforzheim so richtig gezeigt haben, sah es recht positiv und machte sogar einige Späße darüber. Irgendwann erzählten mir die anderen Mitarbeiter, dass der Kämmerer bei dem Angriff seine komplette Familie verloren hat und keiner richtig versteht, warum er deswegen Witze macht. Es war eben eine andere Zeit, über die man heute wohl nicht ganz leicht urteilen kann.

0
ThisIsJustMeDE  30.05.2024, 22:26

Tja so sieht halt die Rechnung aus wenn eine Gesellschaft beharrlich versagt.

0
vanOoijen  02.06.2024, 01:21

Herzlichen Dank für den 🌟.

0
zetra  02.06.2024, 16:04

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/bombardierung-von-dresden-1945.html

Somit ist das blanke Rache für Coventry gewesen, denn der Krieg ist ja fast zu Ende gewesen. Demgegenüber nenne ich aber mal den eigenen Nero-Befehl von Adolf, somit muss man wieder auf diese Mördertruppe zurückkommen.

Er besagt, dass sämtliche Einrichtungen in Deutschland, d. h. alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte, "die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann", beim Rückzug zu zerstören seien.

Nero-Befehl - Chotzen.de

2
vanOoijen  02.06.2024, 16:14
@zetra

Das muss nicht im Zusammenhang beurteilt werden.

Um ein Kriegsverbrechen als solches zu erkennen muss vielmehr seziert werden.

2

Nach heutigem Rechtsstand ist diese Art von Bombardierung - Flächenbombardements mit bewusst einkalkulierten und mindestens billigend im Kauf genommenen großen Opfern unter der Zivilbevölkerung ohne ein nennenswertes Verhältnis zum militärischen Nutzen - ein Kriegsverbrechen. Der Luftkrieg gegen Deutschland und Japan war daher ein Kriegsverbrechen aus heutiger Sicht.

Verurteilt werden kann dafür dennoch niemand, denn in Deutschland gibt es das Rechtsprinzip, dass man nicht rückwirkend für neue Gesetze gegen die man zu einem Zeitpunkt verstieß, als es diese noch nicht gab, verurteilt werden kann.

Problematisch ist aber, dass Völkermord damals auch kein Straftatsbestand war und niemand wegen Völkermord hätte verurteilt werden können - was auch niemand wurde. Allerdings hat man sich da dann dessen bedient, was man „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ nannte. Und damit wären wir wieder bei Doppelmoral und Siegerjustiz.
Dass Rechte heute die Bombardierung Dresdens für sich instrumentalisieren, macht diese nicht weniger zu einem Kriegsverbrechen. Ebenso die Atombombenabwürfe über Nagasaki und Hiroshima. Der Einsatz von Atomwaffen gegen Menschen ist mindestens ebenso ein Kriegsverbrechen, eher sogar ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Da gibt es aber dann Leute, die das gerne verharmlosen würden.

Im Gegensatz zu den Terrorangriffen Russlands in Tschetschenien, Syrien und der Ukraine auf Zivilisten war das damals vom Kriegsrecht gedeckt. Es war ja auch nur eine Reaktion auf vergleichbare Aktionen der Deutschen, die damals vor allem von den Engländern nachgeahmt wurden.

Aleppo:

Bild zum Beitrag

Auch in Dresden wird noch heute von Stalinisten und Faschisten gern vom "angloamerikanischen" Angriff gesprochen. Wohl wissend, dass im Deutschen das zweite Wort einer Zusammensetzung den Gegenstand bezeichnet. Tatsächlich war es ein wenig anders. Die Amis griffen im Gegensatz zu den Briten gezielt Industrieanlagen an. In Hamburg, wo es deutlich mehr Opfer als in Dresden gab, war es übrigens ebenso.

 - (Geschichte, Krieg, Europa)

JohannDoukas  16.06.2024, 10:43

Nicht durchwegs. In Dresden haben sich auch die Amerikaner zu reinem Terror herabgelassen und bei den Bombardierungen der japanischen Städte ohnehin. Beim Angriff auf Tokio drei Wochen später starben über 100.000 Menschen - mehr als doppelt so viel noch wie beim Angriff auf Dresden.

0
Geraldianer  16.06.2024, 11:45
@JohannDoukas

Naja, da meine Mutter als Kind den Luftangriff erlebt hat, habe ich die Überlieferungen in Dresden besichtigt.

Es ist mir aber aufgefallen, dass man sich dort viel mehr als beispielsweise in Hamburg als Opfer sieht, die USA verantwortlich machen möchte und keinen Bezug zur Massenbombardierungen von Zivilisten heute aufzeigt.

Nirgendwo ein Hinweis auf Aleppo, Homs oder Mariopol. Obwohl es heute nach dem Kriegsrecht nicht mehr zulässig ist.

0
JohannDoukas  16.06.2024, 12:21
@Geraldianer

Offensichtlich deshalb, weil die Sache halt bis heute ein Politikum ist und die in Dresden zahlreichen nationalen Leute es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese in ihrem Sinne zu verwenden.

Der Bombenterror gegen die Japaner, Franzosen und Deutschen im zweiten Weltkrieg verstieß übrigens auch damals schon gegen die Genfer Konvention des Roten Kreuzes.

1

Ich sehe es so, militärisch war er jedenfalls überflüssig, reiner Terror.

Unter den Toten waren viele Flüchtlinge.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich befasse mich gerne mit solchen Themen