War das Schulsystem in der DDR effizient?
Guten Abend,
das Bildungssystem in der DDR unterschied sich ja durchaus sehr stark von dem in der BRD. Ich wollte mal aus Neugier fragen, ob es von der Qualität her gut oder eher schlecht war.
10 Antworten
Ja.
In der DDR gab es landesweit gleiche Schulbücher, die kostenlos waren.
Nach dem ersten Schuljahr konnten die Kinder kleine Texte selbst lesen. Es gab Kopfnoten und in jedem Schuljahr eine Beurteilung durch den Klassenlehrer. Der Klassenlehrer wechselte nur einmal in der 5. Klasse. Zum Lehrertag bekam er/sie immer Berge von Blumensträußen. Bei Krankheit wurden diese auch bis in die Wohnung gebracht.
In einer Klasse waren um 25 Schüler.
Der Hort war kostenlos, Schulspeisung kostete die Woche 2,75 DDR Mark.
Der Unterricht begann um 7 Uhr, es gab auch Sonnabends bis mittags Unterricht. Schule schwänzen gab es faktisch nicht. Das hätte weitreichende Konsequenzen bedeutet, auch für die Eltern.
Im Erdkundeatlas hatte die DDR westlich keine Nachbarn. Staatsbürgerkunde war ein Fach, in dem auch die Lehrer aufpassen mussten was sie sagen. Geschichtsunterricht hatte viele Lücken. Was man nicht kennt, vermisst man nicht. Ab 5. Klasse wurde Russischunterricht Pflichtfach.
In der 7. Klasse konnte man fakultativ am Englischunterricht teilnehmen, das war nachmittags, nach dem Unterricht.
Es wurden regelmäßig in allen Schuljahren Wandertage abgehalten. Bei uns an der Schule fuhren alle FDJ ler kurz vor der Jugendweihe zum Konzentrationslager Buchenwald, um sich vor Ort zu informieren.
In der 8. Klasse wurde UTP eingeführt, ein Unterrichtstag in der Produktion. Die Schüler arbeiteten einen Tag pro Woche mit. (Chemiewerk, Kuhstall, Leiterfabrik, Schlosserei....war interessant)
In der 8. Klasse konnte man sich entscheiden und auf das Gymnasium gehen. Abitur nach 12 Jahren. Oder halt in der Oberschule bleiben bis zur 10. Klasse.
Es gab auch Lehre mit Abitur. Dann hatte man halt gleich mehr Praxis und die Berufsrichtung war grob vorgezeichnet. Dauerte so 13 Jahre bis zum Abitur.
Man war 10 Jahre in der gleichen Klasse, mit den gleichen Mitschülern, wenn die Eltern nicht gerade umzogen.
Es gab in allen Schuljahren regelmäßig Elternabende, bei denen mindestens ein Elternteil je Schüler anwesend war.
In der Schule wurden die Kinder geimpft, und auch der Zahnarzt kam vorbei um die Zähne anzuschauen. (Meistens waren beide Eltern werktätig und hatten wenig Gelegenheit, mit den Kindern zur Vorsorge zu gehen)
Die Schulbücher waren nicht kostenlos, aber im Paket mit ca. 15.- Mark relativ billig. Sozial schwache Familien konnten Freiexemplare bekommen, die die Kinder nach dem Schuljahr zurückgeben mussten (außer Arbeitsmaterialien).
Schulbücher waren nicht kostenlos. An meiner Schule konnte man Freiexemplare erwerben, die man nach dem Schuljahr zurückgeben konnte. Das wollten aber die meisten gar nicht, da man die in der 10. Klasse nochmal zur Prüfungsvorbereitung gebrauchen konnte.
In meiner Klasse wollte plötzlich keiner mehr Freiexemplare haben, denn die Bücher kaufen war spottbillig, das konnte sich jeder leisten. Scheinbar hatte man im Handel nicht genügend neue Bücher, was in der Mangelwirtschaft nicht verwunderte. Da reagierten die Klassenlehrer und änderten eigenmächtig die Bücherzettel. Plötzlich hatte ich zwei Freiexemplare, die ich gar nicht wollte. Ich konnte aber im Handel dieses Bücher später trotzdem noch kaufen und verwendete dann diese. Die Freiexemplare legte ich dann bis zum Schuljahresende in die Ecke und gab sie wieder ab.
Eigentlich wurde das meiste schon geschrieben. Es war in gewisser weise sehr effizient, weil genau die Inhalte zentral gefördert wurden, die gebraucht wurden. Das machte es auf der anderen Seite aber auch sehr ineffizient, wenn man sich in der Politik verkalkulierte. Hinzu kommt natürlich die sehr starke politische Komponente, die auch in Schulen dazu führte, dass in entscheidenden Positionen eher nach Parteibuch als nach Eignung entschieden wurde. Das heißt nicht, dass im Westen immer die geeignetsten Leute auf entsprechende Positionen gekommen wären.
Ähnlich konnte es ja auch bei der Zulassung zu Studium sein. Auch ein Schüler mit besten Noten konnte nur einen Platz bekommen, wenn die Eltern als politisch zuverlässig angesehen wurden. Einer meiner Professoren hat aus diesem Grund Jahre lang als Rangrierer bei der Reichsbahn gearbeitet.
Insgesamt glaube ich aber nicht, dass sich das Schulsystem in der DDR schlecht war. Es hatte deutliche Vor- und Nachteile.
Noch etwas: Weil die Schulbücher erwähnt wurden. Die zentralen, gleichen Schulbücher hatten auch einen deutlichen Nachteil: Es musste immer zentral entschieden werden, wenn wie genau was gebraucht wurde. Funktionierte das nicht, gab es eben keines. An den Hochschulen gab es solche Probleme beispielsweise bei Anatomiebüchern für Zahnmediziner.
War es wohl. Besonders in Mathe und den Naturwissenschaften eher besser als im Westen.
Das Schulsystem basierte eben nicht auf dem Prinzip: "Wünsch dir was", sondern auf "So isses!"
Und wer nach der 8. Klasse in der Schule nicht mehr weiter gefördert werden konnte, wurde zur weiteren Förderung an Industrie oder Landwirtschaft übergeben. Und diese rückten dann den Eltern auf die Pelle, wenn auch dort geschlunzt wurde.
Merkwürdig, nicht?
Klappte aber.
Das Bildungssystem der DDR war gut und konsistent.
Es gab natürlich ideologische Einflüsse, Staatsbrügerkunde, FDJ Mitgliedschaft, gegen Ende der DDR die paramiitärische Ausbildung (GST).
Die naturwissenschaftlichen Fächer waren ideologiefrei und vermiittelten eine gute Allgemeinbildung.
Die anschließende Lehrausbildung war betrieblich organisisiert.
Der höhere Bildungsabschluss EOS (Abitur) war regelementiert.
Fomal war ein guter Notenabschluss 8.Klasse das Auswahlkriterium, jedoch wurden Linientreue bevorzugt.
Abitur in den 80ern aber nur mit Jugendweihe und bei Jungen Verpflichtung zu 3 Jahren Armee.
Mir fehlten in der DDR noch mehr Angebote zum Fremdsprachenunterricht. Und wir Mädchen mussten an die Schraubstöcke, während kein Junge zum Nähen musste.
Stimmt nicht ganz, denn der Handarbeitsunterricht (bei uns in der 3. und 4. Klasse) war auch für Jungen verplichtend. Nur fehlten dann später die Lehrer, so dass dieser Unterricht in den 80ern dann wohl ganz wegfiel.
Meine Mutter in den 50ern hatte noch Handarbeit. Aber dieser Unterricht war nur für Mädchen.
Wie konservativ! Ich bin in den 60ern zur Schule gegangen, aber, wie schon gesagt, damals ging es bereits gleichberechtigter zu, zumindest in unserer Stadt. In der 4. Klasse mussten wir alle eine Schürze mit der Hand nähen, die Jungen nahmen dann blauen Stoff für eine Handwerker-Schürze.
Wir hatten unsere POS in der Nachbarstadt, das war eine Kleinstadt. Auffällig war da in den 80ern, dass die Stadtkinder in den Hort gingen, von uns Dorfkindern aber neimand. Da wurde ein Jahr in der Unterstufe mal Nadelarbeit als AG nach der Schule angeboten, das war aber nur für die, die nicht in den Hort gingen. Das Angebot bekamen aber nur die Mädchen.
Ab der 7. Klasse mussten wir in einen Produktionsbetrieb, alle ein und dieselbe Arbeit an Schraubstöcken.
Ab der 9. Klasse gab es dann Wahlmöglichkeiten. Für Jungen und Mädchen zugelassen war aber nur ein Metallbetrieb. Sonst hiess es: die Jungen in die Maschinenfabrik, die Mädchen an die Nähmaschinen.
auch der hiesige Geschichtsunterricht weist beachtliche Lücken auf, das sage ich dir als ehemaliger Schüler, der hier 13 J. lang die Schulbank drückte.