wann wurde Genesis 1 verfasst?

8 Antworten

Ich weiss, dass Genesis 2 ca 950 v.chr. geschrieben wurde..

Das kannst du nicht wissen. Du kannst höchstens einer Hypothese glauben, dass es so war, die sich aber weder beweisen noch widerlegen lässt.

Aber wann wurde Genesis 1 geschrieben ?,

Schwer zu sagen. Es gibt Texte in Genesis, die Verhältnisse im 2. Jahrtausend v.Chr. beinhalten und demnach älter als 950 v.Chr. sein dürften. Aber wo in Gen 1 ein Anhaltspunkt wäre, das zu datieren, sehe ich nicht. Also ist der Text vermutlich irgendwann zwischen 1500 und 500 v.Chr. entstanden. Jeder Versuch, das näher einzugrenzen, muss von unbewiesenen Hypothesen ausgehen (genauso wie die dir bekannte Datierung von Gen 2).


XXholditXX  03.12.2014, 08:20

Alle Achtung! Du kannst ja auch sehr sachlich sein!

DH

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Die Datierung von Gen. 2. basiert auf dem naiven Vorurteil, dass die Paradiesgeschichte ein zweiter, aber älterer (!) Schöpfungsbericht sein soll. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich beide Texte allerdings als einheitliche, (chrono-)logische Schilderung aufeinanderfolgender Ereignisse. Im Sechstagewerk bis Gen. 2.4 geht es um "Schöpfung", also die Entstehung der Welt, das stimmt soweit. Aber in der Paradiesgeschichte (Paradies = eingegrenzter Bereich) kommt nichtmal das Wort "erschaffen" (bara) vor, und sie betrifft auch nicht mehr die ganze Erde. Stattdessen wird die Kultivierung eines bestimmten Gebietes im jungsteinzeitlichen Südmesopotamien beschrieben (siehe Edenbeschreibung).

Aus diesem Grund ist es absurd zu glauben, die Fortsetzung sei älter als der Bericht, dem sie sich anschließt. Ich empfehle dir dazu das Buch "Die Entstehung der Genesis" von J. Wiseman. Zu den verschiedenen "Gottes"namen, auf die sich die herkömmliche Datierung hauptsächlich abstützt, liefert Paul Hengge in seiner "Bibelkorrektur"-Reihe brillante Ansätze.

Die Frage wann genau die ersten Bücher des ATs verfasst worden sind, ist kaum seriös zu beantworten, meist spielt da eher ein gewisses Wunschdenken eine wesentliche Rolle als ernsthafte Argumente (z.B. ist das älteste bisher gefundene Fragment der Bibel auf ca. 300 v.Chr datiert). Interessant ist allerdings, dass man offenbar einige sehr alte Tontafeln gefunden und man einige sehr interessante Parallelen zur biblischen Schöpfungsgeschichte festgestellt hat, nur dass die Texte aus Ugarit deutlich älter sind als die biblischen (was ja auch z.B. für den Sintflutmythos zutrifft... Gilgamesch-Epos). (Buch mit Diskussion zu den Funden: "Adam, Eve and the devil", Korpel und de Moor, 2014)



sofia121299 
Beitragsersteller
 01.12.2014, 15:26

Erst einmal dankeschön ;) Aber ich finde auf dieser Seite keine genaue Jahreszahl oder das ungefähre Datum..

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andreasolar  01.12.2014, 15:29
@sofia121299

Das ist ja das Problem - die Datierung ist mittlerweile völlig unsicher...

"- Das Alter des Jahwisten. Die Datierung in das 9.Jh. ist aufgegeben worden, man setzt diese Quelle jetzt vielfach kurz vor dem Exil, exilisch oder noch später an."

"Die Existenz einer Quelle "Elohist" = Gen.1. Die früher der Quelle E zugeschriebenen Texte werden von den meisten Forschern nicht mehr als Hinweis auf ein eigenes Werk gesehen, sondern als eine Ergänzungsschicht zu J aufgefasst, wobei auch hier wieder ältere Stoffe aufgenommen wurden."

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Warum sollte Genesis 2 ca. 950 v. Chr. geschrieben worden sein? Die Bibel sagt auch im Neuen Testament an mehreren Stellen, dass Mose der Autor der Mose-Bücher war. Lediglich die letzten Kapitel nach seinem Tod wurden wahrscheinlich von Josua geschrieben. Dazu die Aussagen zweier bekannter Bibelkommentatoren:

John MacArthur (Studienbibel): "Obgleich 1.) der Autor sich selbst nicht erwähnt und 2.) das 1. Buch Mose fast 3 Jahrhunderte vor der Geburt Moses endet, schreiben sowohl das AT (2Mo 17,14; 4Mo 33,2; Jos 8,31; 1Kö 2,3; 2Kö 14,6; Esr 6,18; Neh 13,1; Dan 9,11.13; Mal 3,22) als auch das NT (Mt 8,4; Mk 12,26; Lk 16,29; 24,27.44; Joh 5,46; 7,22; Apg 15,1; Röm 10,19; 1Kor 9,9; 2Kor 3,15) die Verfassung Mose zu. Angesichts seiner hohen Bildung (vgl. Apg 7,22) ist er ein geeigneter Autor. Es wurden keine überzeugenden Gründe vorgebracht, weshalb Mose nicht der Autor sein sollte. Das 1. Buch Mose wurde nach dem Auszug aus Ägypten (ca. 1445 v.Chr.) geschrieben, aber vor Moses Tod (ca. 1405 v.Chr.). Ein kurzer biografischer Abriss des Lebens Moses findet sich in 2Mo 1-6."

Dr. John Walvoord (Bibelkommentar): "Sowohl andere biblische Bücher als auch die jüdische Tradition schreiben den Pentateuch (1.Mose - 5.Mose, penta = fünf) Mose zu. Dies reichte für die meisten Leute in den Synagogen und Kirchen durch Jahrhunderte aus, um 1.Mose mit Sicherheit Mose zuzuschreiben.

Tatsächlich hätte auch niemand eine bessere Qualifikation zum Schreiben des Buches gehabt. Da Mose »in aller Weisheit der Ägypter gelehrt« wurde (Apg 7,22), mußte ihn sein literarisches Können dazu befähigen, die Traditionen und Berichte Israels zu sammeln und daraus ein Buch zusammenzustellen. Seine Gemeinschaft mit Gott am Horeb und während seines ganzen Lebens konnte ihm Hinweise für diese Aufgabe geben. 1.Mose stellt die theologischen und historischen Grundlagen für den Auszug (Exodus) und den Bund am Sinai dar.

Die mosaische Autorschaft der Genesis und des ganzen Pentateuch wird jedoch von kritischen Forschern verneint. Das ist kein moderner Standpunkt, denn schon in der frühesten Zeit des Christentums konnten sich einige Theologen nicht zwischen Mose und Esra als Autor entscheiden. Aber die moderne Ansicht, daß der Pentateuch aus verschiedenen Quellen zusammengestellt wurde, scheint ein Ergebnis des rationalistischen Skeptizismus zu sein.

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In neuerer Zeit wird daher immer häufiger von dem vorliegenden hebräischen Text ausgegangen. Stilunterschiede, Wiederholungen und Variationen erscheinen dann plötzlich als typisch altorientalisch und werden zu Argumenten für die Einheit der Texte. Die traditionelle Sicht des 1.Buch Mose und des Pentateuch überhaupt geht von der sinnvollen Einheit des Textes aus, die auf Mose zurückgeht und bis heute erhalten geblieben ist. Alle Belege weisen auf ein hohes Alter der endgültigen Texte hin.

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Die Annahme tiefgreifender Umarbeitungen und Umdeutungen ist jedoch überflüssig. Der Text will tatsächlich passierte Ereignisse (oft mit Datum, Ort, Zeugen und Beteuerungsformeln) berichten und diese im Lichte der Offenbarung Gottes deuten."