Wann dürfen oder sollten Christen laut Bibel nicht an einem Abendmahl teilnehmen?

13 Antworten

Nirgendwo in der Bibel ist die Teilnahme am Abendmahl geregelt.

Das Abendmahl entwickelte sich erst aus dem Neuen Testament, genauer aus dem letzten Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern hielt.

Die Form des Abendmahles, wie es in den Kirchen gefeiert wird, ist Mensch gemacht, und Menschen machen die Regeln dazu.

Und "Christen" ist hier sehr mutig gewählt, weil es gewaltige Unterschiede beim Abendmahl von Katholiken und Protestanten gibt. Ich als Protestant (wenn auch nur auf dem Papier) darf nicht am katholischen Abendmahl teilnehmen.

Wobei es bei dem Ausschluß von Heuchlern vom Abendmahl wohl oft recht leer vor dem Altar wäre, oder es gar niemanden gäbe, der das Abendmahl spenden dürfte.


Hallo MarcoAH,

in der Alten Kirche durfte am Abendmahl nur teilnehmen, wer getauft (= eingeweiht ) war. Wer das Christentum noch erlernte (die Katechumenen), der musste den Gottesdienst vor dem Abendmahl verlassen. Denn die Heiligen Worte waren geheim (von einer Arkandisziplin geschützt – das Gegenteil von niedrigschwellig).

Und es gab die Möglichkeit, als eine sehr schwere Kirchenstrafe Menschen  vom Abendmahl und damit von der Sphäre des Heils auszuschließen (so etwas wie Stadionverbot für randalierende Fans heute). Dabei hat man  sich auf 1. Korinther 5 berufen: Paulus plädiert dort dafür, einen Mann, der mit seiner Stiefmutter Sex hatte, aus der Gemeinde auszuschließen.

Heute ist der Ausschluss vom Abendmahl eine eher theoretische Möglichkeit. Schließlich war das Abendmahl von Jesus als eine Art Party für Bankräuber praktiziert worden. „Dieser isst mit den Zöllnern und Sündern!“ (Lukas 15,2) – Dabei waren Zöllner noch etwas Schlimmeres: Räuber unter staatlichem Schutz. Die römischen Besatzer beschützen die Zolleinnehmer, die in ihrem Auftrag den eigenen Landsleuten die Kohle abknöpften. Beim Festmahl im Hause des Oberzöllners Zachäus gab es eine Demo vor der Haustür mit Sprechchören: „Jesus komm raus!“ (Lukas 19,7). Jesus ziemlich ungerührt: „Heute ist die Rettung zu diesem Haus gekommen.“ (Lukas 19,9)

Die letzte in der Reihe dieser unanständigen Mahlzeiten mit Menschen, die es nicht verdient hatten, wardas, woran wir heute noch beim Abendmahl erinnert werden: ein Festessenmit denen, die Jesus kurz darauf verraten, verleugnet und verlassen haben. Judas selbstverständlich auch dabei. Es scheint der Sinn dieses merkwürdigen Essens zu sein, dass man bekommt, was man nicht verdient hat. (Und auch nicht versteht. Es ist ein „mysterion“: kein Rätsel, das man lösen könnte, sondern ein bleibendes Geheimnis, das einem zu denken gibt.) Manchmal allerdings, im Rückblick, geht einem auf, wie gerade dies geholfen hat gegen die Angst und die Verzweiflung.

andreas@kirchenbotschafter



Paulus sagt in Korinther 1.11, dass der Mensch sich prüfen muss, bevor er den Leib und das Blut Christi empfängt, denn wer unwürdig davon isst und trinkt, isst und trinkt sich das Gericht.

Für Katholiken gilt, dass sie mit wissentlich schwerer Sünde nicht am Abendmahl teilnehmen dürfen. Wann das der Fall ist, muss jeder Einzelne nach seinem Gewissen entscheiden. Äußerlich ist ihm das nicht anzusehen und in das Innere eines Menschen kann man nicht schauen - außer Gott. Ob jemand heuchelt kann nur Gott wissen, deshalb kann ihm die Teilnahme nicht verwehrt werden. 

Lutheraner werden sich ähnlich prüfen müssen.

Deine Informationsquelle ist falsch. Die Kirchensteuer gibt es in deutschsprachigen Ländern als Entschädigung für die Enteignung von Kirchenland im Jahre 1803. Diese Maßnahme ist im Grundgesetz der BRD verankert und bereits seit 1919 verfassungsmäßig garantiert. Hitler hat nichts damit zu tun, sondern  eher an der Steuer Anstoß genommen. Mit Kirchen hatte Hitler nichts am Hut, er wollte sie wohl eher ausrotten statt ihnen Macht zu geben.

Wo hast du denn das Wissen her, dass die Kirchensteuer ein Gebot Jesu wäre? Keine Kirche hat das je behauptet.

Mir ist keine Kirche bekannt, wo es "Älteste" gibt, die über andere entscheiden, ob sie das Abendmahl empfangen können. Die kath. Kirche hat Priester, die ev. Kirche Pfarrer. Von welcher Glaubensgemeinschaft mit Kirchensteuer  sprichst du also ?

Heuchelei und Sünde sind für dich also zwei verschiedene Dinge. Nach allem, was du hier so erzählst, scheint es an deinem hohen IQ-Wert zu liegen, dass du vom Abendmahl ausgeschlossen bist.


MarcoAH 
Beitragsersteller
 27.07.2017, 16:42

Ich fang mal hinten an, die Frage zu beantworten: Ja, Heuchler und Sünder sind zwei unterschiedliche Dinge. Darüber habe ich mich ausführlich erkundigt. Sünder sind wir alle. Der Heuchler ist auch ein Sünder, aber mit dem Zusatz, dass er vorgibt, etwas zu sein, was er nicht ist. Z. B. ein frommer Christ, der seiner Frau während der Woche immer wieder fremd geht.

 

Diese Wissen hat nichts mit einem IQ, egal ob hoch oder niedrig, zu tun, sondern ich habe mich einfach erkundigt.

 

Ich sagte nicht, dass die Kirchensteuer ein Gebot Jesu wäre, sondern das Wissen bekam ich dadurch mit, dass sich zwei Menschen darüber unterhielten. Die andere Person sagte nur, dass das ja stimmte. Wieder eine Sache, dass man alles, was man hört, nicht unüberprüft übernehmen sollte, sondern sich erkundigen, ob das auch stimmt. Obwohl selbst da noch Zweifel bestehen. Das Grundgesetz, das ist schon ein wichtiger Anhaltspunkt.

 

Ich war in zwei christlichen Gemeinden. Die Gemeindeleiter sagten unabhängig voneinander, dass es ihnen lieber ist, dass ich nicht am Abendmahl teilnehmen sollte, da sie nicht wissen, wo ich im Glauben stehe. In einer der Gemeindenwurde ich von einem Mann, der regelmäßig am Abendmahl teilnimmt, belästigt. Ich will darauf nicht näher eingehen, aber ich habe mich an die Ältesten gewandt und mitgeteilt, dass wenn er mich weiter belästigt, ich die Gemeinde verlassen werde. Ich habe die Gemeinde verlassen. Meine Frage ist, warum wird mir nahegelegt, dass ich nicht zum Abendmahl gehen soll, aus dem eben genannten Grunde und ein anderer, der Nichtchristen belästigt, am Abendmahl teilnehmen?

 

Der erste Abschnitt, den du schriebst, hat mich sehr ermutigt.

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Raubkatze45  27.07.2017, 17:32
@MarcoAH

Heuchelei ist auch Sünde, nur wird sie nicht jedem sofort bewusst, wenn man sich bereits daran gewöhnt hat. Im Gegensatz zu anderen Sünden geht es bei Heuchelei auch darum, etwas vorzugeben, was man nicht ist ohne sich bewusst zu machen, dass Gott alles durchschaut. Was Christus von Heuchlern hält, hat er ja deutlich gesagt. Aber so ganz frei sind wir wohl alle nicht davon, wenn wir versuchen, uns etwas besser hinzustellen, wie wir sind.

Offenbar meinst du Freikirchen oder ZJ , deren Gemeindeleiter man auch als Älteste bezeichnet. Die Frage ist für mich als Katholikin schwer zu beantworten, da schon das Glaubensverständnis vom Abendmahl verschieden ist. Es ist auch für mich schwer zu verstehen, warum man sich dir gegenüber so verhalten hat und anderen gegenüber nicht. Es ist überhaupt für mich schwer zu verstehen, dass Älteste über das Gewissen einzelner zu entscheiden haben und befugt sind, jemanden vom Abendmahl auszuschließen.

Jeder muss sich prüfen und entscheiden, ob er sich in irgendeiner Weise schwer versündigt hat (wie z.B. Ehebruch). Wenn ihm das egal ist und er Frömmigkeit vortäuscht, muss er das vor Gott verantworten - egal, was der Gemeindeleiter ihm genehmigt hat.

Ich könnte mir allerdings einen Grund vorstellen, der von der Zulassung zum Abendmahl abhält. Du schreibst, man müsse erst wissen, wo du stehst. Ohne den Glauben an das, was Abendmahl bedeutet, sollte man es nicht empfangen. In der kath. und ev. Kirche gibt es ja immer auch eine lange Vorbereitungszeit vorher und in der kath. Kirche dürfen Christen anderer Konfession (z.B. Protestanten) die Kommunion auch nicht empfangen, weil sie ein anderes Glaubensverständnis haben. Vielleicht hast du nicht deutlich genug gemacht, warum du welcher Gemeinde angehören willst. Solange es nur eine Prüfungszeit ist, um herauszufinden, welche Gemeinde für dich die richtige ist, wirst du wahrscheinlich noch warten müssen.

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Raubkatze45  27.07.2017, 17:37
@Raubkatze45

Ich habe jetzt erst mitbekommen, dass du kein Christ bist. Dann kannst du auch nicht zum Abendmahl gehen, sondern müsstest erst die Taufe empfangen und deinen Glauben bekunden.

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In der Bibel gibt es zu Deiner Frage keine Regularien.

In Matthäusevangelium heißt es an einer Stelle: "Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,

so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe." Hier spricht Jesus zwar noch nicht vom heiligen Abendmahl, aber die Stelle lässt sich natürlich darauf übertragen.

Orientierung hierzu bietet die Überlieferung jedoch durchaus. Voraussetzung für den Kommunionsempfang ist in jedem Fall die Taufe. Je nach Konfession gibt es auch Regularien im Kanonischen Recht. Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung.

http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/abendmahl-und-eucharistie-wer-darf-wo

Ein Katholik darf kein evangelisches Abendmahl einnehmen und umgekehrt ein evangelisch-reformierter Christ kein katholisches Abendmahl. Das hat mit dem Abendmahlsverständnis der beiden Kirchen zu tun. 

Einzig die  Lutherische (reformierte)  Kirche ist beim Abendmahl "katholisch" geblieben. 

Für die evangelisch-reformierten Christen nach Calvin und Zwingli sowie die Freikirchen ist das Abendmahl ein Gedächtnismahl in Erinnerung an das letzte Essen von Jesus vor seinem Tod. Eine biblisch begründeter Verzicht für Menschen gibt es da nicht.