Wahlerfolg der AfD seit 2014 (Cleavage Modell)?

4 Antworten

Zitat Wikipedia: "Der Cleavage-Ansatz ist ein erfolgreiches Instrument, um die Entstehung der Parteisysteme in den europäischen Industriestaaten zu erklären. In einer Phase großer Stabilität der Mehrheitsverhältnisse der Parteien in den demokratischen Staaten besaß er eine hohe Erklärungskraft. Seit den 1980er Jahren lässt sich allerdings ein Umbruch in den Parteiensystemen verzeichnen, wobei die langfristige Bindung an bestimmte Parteien empirisch nachweisbar immer geringer wird."

Mit diesem Modell kann man zwar die historische Herausbildung sozialistischer bzw. sozialdemokratischer, liberaler und konservater Partein bis in Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erklären, nicht aber aktuelle Enwicklungen. Weder AfD, Piraten oder "Die Partei". Zumal völlig unklar ist, inwieweit die AfD eine langfristige Erscheinung ist. Meine Prognose: Sie wird sich irgendwann zwischen dem sextremistischen Flügel und eher recht-konservaten Mitgliedern gespalten werden.


Am deutlichsten zeigt Wolfgang Merkel ("Ist die Krise der Demokratie eine Erfindung" in ders. (Hrsg.) "Demokratie und Krise...", S. 473-498) die "Cleavage" Konfliktbrüche auf wenn er schreibt:

"Eine der größten Herausforderungen der gegenwärtigen Demokratien ist die Erosion des politischen Gleichheitsprinzips. Die seit über drei Jahrzehnten wachsende sozioökonomische Ungleichheit in den Gesellschaften der OECD-Welt könnte sich in politische Ungleichheit übersetzen. Geschähe dies, müsste sich das vor allem in den demokratischen Teilregimen der Wahlen und der politischen Partizipationsrechte und Teilnahmechancen bemerkbar machen." (S.475 ff.)"

Um Dir aber die Arbeit nicht abzunehmen empfehle ich folgende Studie für Dich, die den Blickwinkel noch stärker ausweitet als es Wolfgang Merkel tut:

https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/2018-04-13_Falkner-Kahrs_AFD_Literaturbericht_Deutungsmuster.pdf

Der Gegensatz Zentrum gegen Peripherie kann herangezogen werden.

Die AfD vertritt die Interessen von Unter- und Mittelschichten, die von der Globalisierung bedroht werden und im Nationalstaat dem letzten Schutz sehen gegen die Konkurrenz von einwandernden Billiglöhnern und gegen sie Auflösung von allem historisch Gewachsenem.

Die Merkelfront von Union bis Grünen steht auf der Seite der "Zentrale" im Sinne von Kapitalgruppen, EU, Multis, die für die Dekonstruktion der Nationalstaaten und für die Durchkapitalisierung des Lebens sind sowie Nationen, Traditionen, Ehe und Geschlecht auflösen wollen.


Gungrasshopper  12.09.2019, 19:16

Dieser Erklärungsansatz beszieht sich nicht auf gesellschaftliche Unterschiede sondern den Gegensatz zwischen Region und Zentralstaat. Regionale Parteien wie Bayernpartei, vielleicht auch CSU, könnte man damit erklären. Die AfD hat meines Wissens nirgends einen betont regionalen Anspruch, außer vielleicht in den neuen Bundesländern, was durch ihr westdeutsches Führungspersonal allerdings adabsurdum geführt wird.

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Die Hausaufgabe ist nicht zu machen. Man kann mit dieser Theorie den Wahlerfolg der Afd nicht erklären. Diese Theorie versucht dauerhafte Wahlerfolge zu erläutern. Und zwar jenseits von ein paar Jahren...