Wäre das angebracht (FSJ, Probleme, Hilfe, Eltern)?
Hey!
Ich habe vor zwei Jahren ein freiwilliges soziales Jahr an einer Förderschule absolviert. Dabei habe ich eine sehr sehr enge Bindung zu den Kindern aufgebaut und war für viele von ihnen eine enge Vertrauensperson.
Leider habe ich während dieser Zeit viel unschönes aus dem Leben der Kinder erfahren - vor allem darüber, dass es bei ihnen zuhause oft sehr problematisch zugeht.
Nach Ende des FSJs habe ich einigen von ihnen meine Nummer gegeben - einfach nur, damit sie sich melden können, falls was ist oder sie was brauchen. Viele schreiben mir regelmäßig. Ich versuche, die Kinder noch so oft wie möglich in der Schule zu besuchen - leider ist dies aber neben meinem Studium und dem Privatleben nicht immer so einfach.
Nun gibt es da ein Kind, das mir besonders ans Herz gewachsen ist. Allerdings sind die Familienverhältnisse des Kindes wirklich sehr sehr schwierig und ich habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Das Kind und auch die Geschwister werden sehr stark von den Eltern vernachlässigt und ihnen wird regelmäßig gezeigt, dass sie eigentlich unerwünscht sind. Ich habe zwar bereits ab und zu Kontakt zu diesem Kind, aber mehr als schreiben und in der Schule besuchen ist leider nicht drin.
Nun habe ich mir überlegt, ob ich mich vielleicht mal an die Eltern wenden soll und meine Hilfe anbieten sollte. Ich habe jahrelange Erfahrung im Bereich Nachhilfe und Babysitting, mehrere ihrer Kinder kennen mich bereits sehr gut. Ich würde gerne bei einem privaten Gespräch den Eltern meine Hilfe anbieten - egal ob es ums Aufpassen, abholen/hinbringen zu Ereignissen, Hausaufgabenbetreuung, Unternehmungen, oder Ausflüge geht. Falls es irgendwas gibt, das sie unterstützen und den Kindern gut tun würde, würde ich mich sehr freuen, dies zu tun.
Wäre das angebracht oder zu übergriffig? Was könnte ich noch tun, um dem Kind zu helfen?
5 Antworten
Ich kenne deine Motivtion nur zu gut. Mir erging es so ähnlich wie dir, wobei ich dann die Erfahrung machen musste, dass die Eltern mein Angebot falsch aufgefasst haben.
Sie sahen es als Kritik an ihrem Erziehungsstil, Zweifel an ihren fürsorglichen Fähigkeiten, Unfähigkeit an ihren Tätigkeiten, ... also nur Negatives. Sie fühlten sich durch mich angegriffen und wollten, dass ich mich von ihrem Kind fern halte und den Kontakt abbreche. Ich habe also gerade das Gegenteil erreicht.
Daraufhin habe ich den Kontakt zum Jugendamt gesucht und erfahren, das die Familie bei ihnen schon aktenkundig wäre und unter Beobachtung stünde.
Nur so viel vorab, vielleicht hast du mehr Glück.
Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrung! Auch wenn es nicht so geklappt hat, wie du es dir vorgestellt hast, du hast dein Bestes gegeben. Auch das ist schon unglaublich viel wert.
Wenn du für solche Aufgaben Zeit hast, warum nicht? Allerdings würde ich da lieber das Jugendamt einschalten, weil es einfach nicht zu deiner Aufgabe gehört, dich um fremde Kinder zu kümmern während du studierst. Meine Meinung
das kann einem oder einer in deiner Situation leicht passieren; aber du hast schon gemerkt, wie du schon allein beim Zeitaufwand schnell an deine Grenzen kommst - geschweige denn bei dem, was dann alles auf dich zukommen könnte; daher ist professionelle Distanz das Erste, was man jetzt daraus lernen könnte und wie man sich selber vor Überforderung schützt …
erstmal mit den Lehrerinnen reden; diese sind in erster Linie für sowas zuständig …
Du schlägst also vor der FS soll wegschauen und die Kinder einfach ihrem Elend überlassen?
frag dich mal, warum die Lehrer, die ihre Schüler viel besser kennen dürften, dies und das nicht schon längst getan hätten …
Weil die nicht über das Privatleben jedes einzelnen Schülers Bescheid wissen? Und wenn sie es doch wissen sollten, wäre das auch schlimm, wenn sie nichts unternehmen.
glaubst du - da will das Ei mal wieder klüger sein als die Henne …
Tatsächlich sind die Klassen in dieser Schule sehr klein (ca. zehn Schüler pro Klasse) - da weiß man recht schnell sehr viel über das Privatleben jedes einzelnen Kindes.
Lehrern sind allerdings bei solchen Situationen meist die Hände gebunden. Wir hatten das schon öfter, dass das Jugendamt informiert wurde, und ein paar Tage später sind die Kinder weggezogen, untergetaucht oder der Lehrkraft wurde mit Anzeigen etc. gedroht.
In den meisten Fällen reagiert das Jugendamt sowieso viel zu spät (was vermutlich an dem massiven Personalmangel liegt) oder schaut so lange weg, bis den Kindern mal die Knochen durch die Schläge der Eltern brechen - kein Scheiß, das ist kein fiktives Beispiel.
Du kannst es vorsichtig versuchen, aber bedenke, dass viele der Eltern sich mit so was schwer tun. Sie denken, man wollte ihnen was böses und wollte sie als schlechte Eltern dastehen. lassen. Oder dass die Kinder dich toll finden und sie schlechte Eltern sind. Und dann machen sie zu.
Du musst es also sehr vorsichtig angehen. Sag, dass es die Spass macht und du gerne Nachhilfe geben würdest. Es wäre eine gute Übung für dich und deine Zukunft.
Du bist eigentlich in einer ganz guten Situation, weil du nicht mehr da arbeitest. Du bist nicht mehr gezwungen dich an offizielle Abläufe bei einer 8a Meldung zu halten.
Also informiere das Jugendamt, wenn du den Verdacht auf Vernachlässigung hast.
Und falls du irgendwas in die Richtung später beruflich machen willst: beschäftige dich mal mit dem Thema professionelle Distanz.
Das Jugendamt ist da schon involviert, allerdings wegen eines Sorgerechtsstreits. Und da passiert nicht viel, eigentlich passiert da sogar gar nichts. Die Eltern sind super gute Lügner, wie ich im Schulalltag auch schon öfter festgestellt habe.
Ja, professionelle Distanz ist natürlich super wichtig. Allerdings frage ich mich, wie man sich das so vorstellt: Sollte man einfach ständig wegschauen und nichts unternehmen, weil man ja eine professionelle Distanz wahrt?
Ich glaube, da muss man schon eine klare Grenze ziehen, vor allem, wenn es um Kinder geht. Ich persönlich finde nicht, dass man bei solchen Themen immer eine professionelle Distanz wahren sollte - die Kinder sind schließlich komplett hilflos.
Ich möchte nicht die Person sein, die am Ende wie alle anderen auch weggeschaut hat, obwohl offensichtlich ganz viel schief läuft.