Voraussetzungen um, Chemielehrer zu werden?

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Hallo IceDragon,

also außer den oben angegebenen fachlichen Voraussetzungen, also ein erfolgreich abgelegtes Staatsexamen, gibt es natürlich keine weiteren äußeren Voraussetzungen, um Chemielehrer zu werden.

Sollte Dein Notendurchschnitt ausreichen, um direkt übernommen zu werden, steht einer Laufbahn als Chemielehrer am Gymnasium nichts im Wege. Ein guter bis sehr guter Notenschnitt ist in den meisten Bundesländern inzwischen Voraussetzung, das musst Du auch noch beachten.

Aber: um diesen Weg als Chemielehrer dann auch auf Dauer beschreiten zu können, brauchst Du vor allem eines: ganz viel Geduld. Du musst damit rechnen, dass ganz viele Schüler dem Fach Chemie negativ gegenüberstehen, und nichts kapieren und nichts kapieren wollen. Du musst also in der Lage sein, Dinge, die Dir selbstverständlich erscheinen, immer und immer wieder zu wiederholen und mit den unterschiedlichsten methodischen Tricks in den Köpfen der Schüler zu verankern.

Und Du musst damit rechnen, dass Deine Arbeiten immer wieder schlecht ausfallen und du immer wieder von vorne anfangen musst. Das musst Du immer wieder wegstecken und positiv weitermachen.

Und dann brauchst Du noch ganz viel Kreativität, um die Schüler, zumindest einige, für Dein Fach trotzdem zu begeistern. Dann macht Dir das Unterrichten bestimmt auch Spaß.


holodeck  08.07.2012, 19:24

Menno, bin ich sauer ..
bei Dir hätte ich bestimmt was lernen können.

Aber so hat sich meine Begeisterung für Chemie leider in Salzsäure aufgelöst ;-))

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Entdeckung  08.07.2012, 19:59
@holodeck

Auch Salzsäure hat ihre Berechtigung ... und ... was machst du mit deiner?

;-)

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holodeck  08.07.2012, 22:37
@Entdeckung

Meine Salzsäure?
Die verspritze ich hin und wieder ;-))

Ach nee, ich finde anorganische Chemie echt spannend.
Da machte es ständig puff, paff, zisch. Ich hab nur nie kapiert wieso, weshalb, warum.

Seltsamerweise gab es diese Probleme bei Biochemie überhaupt nicht. Und das war derselbe Lehrer. Jetzt weiß ich nicht, ob die einfacher ist, oder ein Fall von selektivem gerne Lernen.

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valentin301  09.07.2012, 19:12
@willi55

Danke für den Stern, und danke, dass Ihr Euch soviel Gedanken um Salzsäure macht!

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valentin301  08.07.2012, 09:56

Auch am Experimentieren solltest Du Spaß haben, leider gibt es viele Chemielehrer, die vor allem "Kreidechemie" machen, das ruft auch nicht gerade Begeisterung bei den Schülern hervor. Wenn Du dann noch einigermaßen geschickt bist im Umgang mit den Geräten, solltest Du eigentlich gar keine Erste-Hilfe-Ausbildung brauchen. ;-)

Um die "Erste Hilfe" würde ich mir da jetzt keine Sorgen machen, das ist erstens in den Bundesländern unterschiedlich geregelt und wird evt. im Referendariat angeboten, aber das merkst Du dann schon.

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Entdeckung  08.07.2012, 10:33
@valentin301

Wunderbar deine Antwort ... und am besten gefallt mir:

° ganz viel Geduld ... mit deiner Begründung warum

° die Aussage, dass es nötig sein wird, immer wieder von vorne anzufangen

° der Hinweis auf Kreativität und Experimentierfreudigkeit.

Denn ... wenn jeder angehende Chemielehrer (und nicht nur ein solcher) sich diese Punkte wirklich und das täglich vor Augen führt, dann gäbe es viel mehr zufriedene Schüler und Lehrer.

Die zu hochgesteckten Ziele und Erwartungen, die sind es in der Regel, welche viele Menschen nach einiger Zeit resignieren lassen und in die innnere Emigration drängen ... und damit sind die Weichen gestellt, um Frust auf allen Seiten zu verbreitenm und sich selbst "unglücklich" zu machen.

lg

e

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Ich habe hierzu einen Beitrag verfasst, den ich Ihnen ans Herz liegen möchte; er ist hier zu finden:

http://www.gutefrage.net/frage/studium-und-beruf-naturwissenschaften#answer38970380

Nun noch etwas zum Beitrag von valentin 301:

Auch am Experimentieren solltest Du Spaß haben, leider gibt es viele Chemielehrer, die vor allem "Kreidechemie" machen, das ruft auch nicht gerade Begeisterung bei den Schülern hervor.

Bitte bedenken Sie, dass Sie als experimentierfreudiger Chemielehrer für gleiches Geld erheblich mehr arbeiten müssen als viele andere Kollegen. Wenn der Pausengong ertönt, die Schüler die Klasse verlassen, klappt der Englisch- oder Lateinlehrer das Buch zu und regeneriert sich in der Pause. Sie stehen vor einem Berg Gerätschaften und Chemikalien, die gesäubert, weggeräumt, manchmal fachgerecht zu entsorgen sind. Das ist in der Kürze der Pause, wo bisweilen auch noch Schülerfragen zu beantworten, Absprachen mit Kollegen zu treffen sind oder Aufsicht zu führen ist, gar nicht zu schaffen. Da müssen die Nachmittage heran, und Gnade ihnen Gott, sie überziehen die Arbeitszeit der wichtigsten Person der Schule, nein nicht des Schulleiters, sondern des Hausmeisters, der ihnen bald klarmachen wird, dass Sie nicht auf Kosten seiner Arbeitszeit in der Schule herumgeistern können, außerdem steht schon die Reinigungsfachkraft mit ihrem Wagen vor der Tür, was die Arbeitsmöglichkeit nochmals einschränkt.

Das ist keine Entschuldigung, aber eine Erkärung dafür, dass mancher Kollege resigniert zu Kreide, Overheadfolie und wenn's hoch kommt, Powerpointpräsentation greift und die große Experimentiershow der Lehrprobe überlässt, nach der Definition eines klugen Schülers von mir eine Stunde, die nie zuvor so gehalten wurde und nie mehr danach so gehalten wird.


valentin301  08.07.2012, 13:34

Danke für den Bezug zu meiner Antwort, allerdings sehen Sie die Sache mit den Experimenten viel zu negativ, man muss das nur etwas geschickt anfangen.

Als Entgegnung:

Wenn der Pausengong ertönt, schiebt der Chemielehrer seinen Vorbereitungswagen in den Vorbereitungsraum und regeneriert wie der Englischlehrer in der Pause.

Wenn der Englisch- und Lateinlehrer am Nachmittag an der mühsamen Korrektur seiner Schulaufgaben sitzt, findet der Chemielehrer genügend Zeit, seine Experimente ab- und für die nächste Stunde wieder aufzubauen, denn Chemiearbeiten sind viel schneller korrigiert.

Mit dem Hausmeister gibt es dabei keinerlei Probleme, denn er ist ja nicht verpflichtet, anwesend zu sein, während Lehrer in der Schule sind, wo kämen wir denn da hin. Außerdem ist Nachmittag regelmäßig Unterricht.

Und mit der Putzfrau hat das auch nichts zu tun, die ist flexibel und putzt dort, wo gerade niemand ist.

Alles das ist überhaupt kein Grund, zur Kreidechemie zu greifen, es ist schlicht und ergreifend die Bequemlichkeit des betreffenden Chemielehrers, der damit eine wichtige Gelegenheit freiwillig aus der Hand gibt, etwas von der Faszination dieses Faches auch auf seine Schüler zu übertragen.

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KHLange  09.07.2012, 15:37
@valentin301

Keine Frage, es gibt bequeme und es gibt engagierte Lehrer, warum sollten sie anders sein, als der große Durchschnitt der Gesellschaft! Zur Frage der Korrekturen, ich war 35 Jahre Lehrer am Berufskolleg und habe davon 17 Jahre die Chemie-Abteilung geleitet. ich kenne den Arbeitsaufwand auch der Korrekturen; die sind für einen Chemie-Lehrer, der in einem Schwerpunktbereich Chemie unterrichtet, keineswegs geringer als im Sprachbereich eines Gymnasiums, wobei ich die Korrektur der aufwändigen Deutsch-Aufsätze der gymnasialen Oberstufe bewusst ausgeklammert habe.

Die sehr unterschiedliche Arbeitsbelastung der Lehrer einzelner Fächer bei identischer Bezahlung ist ein glühend heißes Eisen, das keine Gewerkschaft, kein Lehrerverband anfasst, das aber Fakt ist. Ich war stets mit Freude Chemielehrer, wollte aber doch einmal die Praxis ansprechen und den Fragesteller fair, keineswegs negativ, aufklären, was ihn erwartet.

Zu guter Letzt, Chemie-Unterricht ist nicht nur eine Folge spektalärer Show-Elemente, wo es kracht und zischt und stinkt, sondern das Experiment muss stets im Dienste der Kenntnis- und Kompetenzförderung stehen. Das Risiko der Kreidechemie liegt selbstverständlch darin, dass man sich viel zu schnell in Bereiche versteigt, in die viele Schüler nicht mehr folgen können und vielleicht auch nicht immer wollen.

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Den Erste-Hilfe-Lehrgang kannst du auch noch machen, wenn du im Dienst bist. Der muss regelmäßig aufgefrischt werden. Einige wenige Unis wollen ein phoniatrisches Gutachten oder einen Sprecherziehungskurs. Dein polizeiliches Führungzeugnis, darf keine Einträge vorweisen.

Absolut wichtig ist, dass du dir vorher die Frage stellst, ob du unterrichten willst. "Interesse für Chemie" oder "Ich mag Kinder" wird nicht ausreichen. Du solltest stressresistent sein und ein Talent dafür haben, mehere Dinge gleichzeitig zu tun.

Sehr gute Nerven, die Fähigkeit, verschiedene Farben klar voneinander unterscheiden zu können, eine gewisse Frustrationstoleranz und vor allem der Wille, anderen was beibringen zu wollen...

Man muss seine Fächer und vor allem Kinder mögen. Viel Geduld haben und Freude am Vermitteln von Kenntnissen und Fertigkeiten. Zudem sollte man viel Phantasie mitbringen und sich in die verschrobenen Gedanken von Pubertierenden hineindenken können. Dazu kommt noch ein Dickes Fell, noch dickere Nerven, eine Portion Durchsetzungsvermögen, eine unerschütterliche Ruhe, Rückrad - auch und vor allem der Behörde gegenüber und keine Angst vor 15 Stunden Arbeitstagen. Ferien - ja die soll es auch geben habe ich gehört. Es ist aber trotzdem ein toller Job!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Gelernt ist gelernt