Von welcher Perspektive schreibe ich ein Buch?

KatieElder  25.06.2024, 21:56

Kannst du etwas mehr über den Protagonisten sagen?

Brauchofthilfe 
Beitragsersteller
 25.06.2024, 22:00

Der Protagonist ist ein einsamer Jäger und der einzige Kontakt den er mit anderen hat ist die Antagonistin, eine Hexe. Und 2 one time Charaktere, die Mutter und ein Postbote.

1 Antwort

Die Idee klingt jedenfalls interessant! Hier sind die Vorteile der Perspektiven:

- Ich-Perspektive eignet sich besonders gut, wenn dein Charakter eine sehr einzigartige Stimme hat. Wenn er Worte benutzt, die ungewöhnlich sind, wenn er die Welt durch eine ganz spezifische Linse sieht (bei einem Jäger kann ich mir das gut vorstellen), wenn er schrägen Humor hat usw. Die ungewöhnliche Wortwahl kann ihn für den Leser dann schnell greifbar machen.

- Personaler Erzähler in der 3. Person gibt eine gewisse Distanz, was besonders dann gut sein kann, wenn die Geschichte sehr gedankenfokussiert ist und eher wenig Action hat. Wenn der Protagonist über sich und die Welt nachdenkt, nennt man das "Navel gazing" und das kann bei einem Ich-Erzähler schnell passiv und daher eher langweilig wirken.

Als Faustregel würde ich sagen: Wenn es eine einzigartige Stimme ist oder es viel Action gibt > Ich-Perspektive. Viel Nachdenken > Er-Perspektive.

Zu den Zeitformen - das ist tatsächlich nicht leicht, fällt mir auch immer schwer, das auszuwählen.

Ich-Erzähler in der Vergangenheit: Gibt einen sehr eigenen Vibe. Kommt nicht mehr oft vor und wirkt daher eher altmodisch, manche Leute mögen das aber. Es schränkt insofern ein, als dass vorher klar ist, dass der Protagonist die Handlung überlebt. Außerdem wird eventuell durch die Erzählstimme die Charakterentwicklung gespoilert. (Also wenn sich z.B. der Protagonist von einem fröhlichen zu einem mürrisch Menschen entwickelt, könnte die Erzählstimme (die ja der Protagonist nach Ende der Handlung ist) das vorwegnehmen.) Das kann man aber natürlich auch mit Absicht machen.

Ich-Erzähler in der Gegenwart: Sehr häufig in modernen Büchern, vor allem YA. Kann man nicht viel mit falsch machen, transportiert einen direkt ins Geschehen.

Er-Erzähler in der Vergangenheit: Klassisch für den personalen Erzähler in der 3. Person. Sehr schön zu lesen, die meiste Erwachsenenliteratur ist wohl in dieser Form, bei Rückblenden allerdings schwierig zu schreiben, weil man dann mit dem Plusquamperfekt arbeiten muss.

Er-Erzähler in der Gegenwart: Wirkt fast immer trivial, ich rate eher ab, außer es gibt einen sehr spezifischen künstlerischen Zweck dahinter.

Was zu deiner Geschichte am besten passt, musst du natürlich selbst entscheiden, aber vielleicht hilft meine Antwort ja ein bisschen. Du kannst natürlich deiner Fantasie freien Lauf lassen, den Haupttext in der 1. Person im Präsens schreiben und Rückblenden in der 3. Person Präteritum oder umgekehrt...

Viel Spaß!

Katie :)

Woher ich das weiß:Hobby – Schreibe selbst schon viele Jahre.