Verhalte ich mich widersprüchlich?
Ich würde von mir selbst behaupten, Atheist zu sein, da ich kein bisschen an einen Gott, höchstens an Schicksal oder ein Leben nach dem Tod glaube. Von letzterem bin ich auch nicht völlig überzeugt, kann es mir allerdings genauso gut vorstellen, wie das Nichts, was folgen könnte, sobald man gestorben ist. Mein "Nicht-Glaube" bezieht sich auch eher auf einen Gott an sich, sprich auf eine Person, welche jegliches im Universum steuert.
Nun das Pawadoxe: Ich LIEBE Kirchen. Egal, welche Art, egal wie groß oder wie gestaltet, sobald ich einmal eine betreten habe (was ich genau deshalb oft mache, obwohl ich nicht gläubig bin), verspüre ich ein unbeschreibliches Gefühl der Zuversicht. Als gäbe es eine absolute Sicherheit dafür dass alles gut wird und mir sowie geliebten Menschen nichts passieren kann. Ich könnte dann immer Stunden darin sitzen, um die Atmosphäre zu genießen.
Wie kann das sein, obwohl ich an keine Religion glaube?
6 Antworten
Ich finde das nicht paradox. Viele Kirchen sind sehr schöne Gebäude, die man auch als Atheist bewundern kann. In Kirchen ist es außerdem schön ruhig. Wenn man in eine Kirche kommt, kann es sich anfühlen, als würde man eine andere Welt betreten, einfach weil man den Straßenlärm hinter sich lässt und in so einen großen, stillen Raum kommt. Wahrscheinlich gibt dir das auch dieses Gefühl der Sicherheit. In Kirchen ist außerdem das Licht durch Kerzen und so meistens sehr atmosphärisch.
Aus christlicher Sicht würde ich sagen, dass Kirchen absichtlich so gebaut sind, dass sie einen zum Nachdenken über Gott einladen.
In den Kirchen lebt der Geist vieler hl. Messen die über Jahrhunderte von frommen Mönchen bzw. Priestern gehalten wurden. Dieser Geist wirkt natürlich auf Menschen. Außerdem befindet sich in der Kirche im Tabernakel das Allerheiligste was Gott in Person ist. Jeh nach dem, wie ein Mensch veranlagt ist spürt er die Gegenwart Gottes in einer Kirche.
Gott ist. Das ist das Ur-Faktum. Da ein göttliches Merkmal die Immanenz ist, ist er in allem gegenwärtig. Auch in Dir, und zwar unabhängig von Deiner Einstellung. Wenn Du nun diese besondere Atmosphäre und die damit verbundenen Erlebnisse in Kirchen schätzt, handelt es sich um das unschätzbare Erlebnis der Nähe, vielleicht sogar der Liebe Gottes. Auf die Dauer sind Erlebnisse, gerade solche dieser Intensität, stärker als Gedanken, Meinungen und Einstellungen, weil sie das Leben selbst sind.
Kirchen wurden bewußt so gebaut, um das einfache Volk zu beeindrucken. Das gleiche Gefühl würden Dir vermutlich die Mega-Bauten faschistischer Regimes geben, sie sind einfach "überlebensgroß". Da fühlt sich das kleine Menschlein doch gleich beschützt und sicher, ganz unreflektiert.
Wenn Du das Feeling über die Leinwand machen willst, empfehle ich Dune - Teil 2, Science Fiction im XXXL-Format, läuft gerade im Kino, vor allem die Harkonnen-Architektur hätte jedem Albert Speer (berühmter Nazi-Architekt) das Herz höher schlagen lassen.
Dieses Empfinden in Kirchen kommt nicht von dir, sondern von Gott, der damit sagen will, daß er dich liebt, auch wenn du nicht an ihn glaubst.