Vegleich: Epikureismus und Kant?

2 Antworten

Dass es diesen Vergleich nicht gibt, hängt ein wenig damit zusammen, dass Epikur vor allem in Deutschland als "Glücksphilosoph" verniedlicht wird und nicht als monistischer Aufklärer seiner Zeit Beachtung findet. Bestenfalls ordnet man ihn als Lebensphilosoph ein, auch wenn Lebensphilosophie der Kern nahezu aller antiken Philosophen war.

Wenn Kant z.B. in den Prolegomena zu seiner Kritik der reinen Vernunft erklärt, dass ihn David Hume aus dem dogmatischen Schlummer geküsst habe, dann ahnt kaum jemand, dass David Hume dem Epikureismus sehr nahe stand, meiner Meinung nach sogar ein überzeugter Epikureer war, dies aber nur verdeckt angedeutet hat, weil er sonst erhebliche Nachteile durch die Macht der Kirche und der Feudalherren befürchten musste. Der Unterschied zwischen Kant und Hume zeigt auch den Unterschied zwischen der Aufklärung durch Epikur und Kant an. Kant beginnt in der Kritik der reinen Vernunft als Empiriker und gleitet langsam in den Idealismus, lehnt Humes Einschätzung der Emotionen ab. Wenn sich z.B. die Frankfurter Schule niedergeschlagen über das Scheitern der deutschen Aufklärung äußert, dass sie weder die Gröfatzigkeit des Kaiserreichs und erst recht nicht Hitler verhindert hätte, dann wandelt auch sie auf den Pfaden der hohen Geistigkeit, der Vernunftsteuerung und beklagt die Macht der Emotionen.

Hätte man sich mehr mit der Aufklärung Humes und des Epikureismus befasst, die eine ganzheitlichere Sicht des Menschen in den Mittelpunkt ihrer Aufklärungsbemühungen stellen, wäre die Geschichte evtl. anders verlaufen. Kants Aufklärung ist vernunft- und geistesbetont und hebt damit von den Wirkkräften in dieser Welt ab, wozu auch die Emotionen gehören. Kein Wunder also, dass sie versagt hat. Für den Epikureismus ist Aufklärung ein "Hilfsmittel", Menschen zu einem selbstbestimmteren Leben zu verhelfen. Die Eudaimonia (einen guten Geist haben - ist mir Glück total verkürzt übersetzt) ist für Epikur kein Ziel, das man anstreben kann, sondern die Frucht, die einem in den Schoß fällt, wenn man sich erfolgreich um ein selbstbestimmtes Leben in Gelassenheit bemüht.

Dabei hat Epikur zwei Lebensempfindungsskalen im Auge, die über Körpersignale vermittelte von Lust bis Schmerzen und die emotional in Gefühlen vermittelte von Ekstase, überschäumender Freude bis Angst oder gar Panik. Selbstbestimmung über vernunftgesteuerte Wertung kann man umsetzen im "grünen Bereich" der Mitte der jeweiligen Lebensempfindungsskalen. Da ist einmal die Schmerzfreiheit der Bereich, in dem man über mehr Akzeptanz von Lust und Freude entscheiden kann wie auch über mehr Akzeptanz von Schmerz und Mühsal - z.B. ein Sportler, der Schmerzen bewusst in Kauf nimmt, um seinen Sieg zu erreichen. Genauso wichtig ist aber auf der Emotionsskala die Gelassenheit als "grüner Bereich", in der man weder von Ekstase, Gier nach Lust gezogen wird noch von Angst und Panik bedrängt ist, um ausgewogene Urteile zu fällen. Eine Erziehung im Sinne der epikureischen Aufklärung schließt immer die Formung der emotionalen Seite des Menschen hin zur Mitte ein, statt sie, wie der Vernunftfanatiker als emotional minderwertig zu verdammen.

Diese Einstellung Epikurs hängt auch mit seinem Monismus zusammen, die den Dualismus Platons, die Trennung des Seins in zwei Bereiche des Geistes und der Materie ablehnt, der kennzeichnend für allen Idealismus ist. Für Monisten ist das Sein ein einziges und Geist und Materie sind nur zwei Erscheinungsformen unter vielen. Der Mensch ist Teil dieses Seins und in die Wirkzusammenhänge eingebunden. Absolute Werte wie Freiheit bei Kant hält Epikur für einen Irrtum genauso wie einen absoluten Determinismus. Aufgeklärtes Leben heißt für Epikur, mit den Kräften der Natur und mit den selbstgesetzten Regeln der Menschengemeinschaft einen Weg zum möglichst viel Selbstbestimmtheit zu finden in einer möglichst „glücklichen Gemeinschaft“. Nach Epikur kann niemand für sich „glücklich“ werden, wenn um ihn alle unglücklich sind. Da ist auch der Egoismus Vorwurf eine Verzeichnung seiner Philosophie.


JohnnyJJ  08.11.2015, 15:32

Na da bleibt zu hoffen, dass der Lehrer hier nicht mitliest :D Eigentlich hätte anybruw die Hausaufgaben selbst machen sollen :)

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anybruw 
Beitragsersteller
 08.11.2015, 15:22

super! danke! Ich muss mich natürlich auf den allgemeinen Unterschied beziehen, aber va auch auf den Glücksbegriff der beiden. aber ist ja gutes dabei! vielen dank!

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Du findest leicht Dinge über den Epikureismus und genauso leicht Dinge über Kant. Wo genau ist das Problem?


anybruw 
Beitragsersteller
 08.11.2015, 14:32

Das stimmt, jedoch habe ich grade Probleme sie miteinander zu vergleichen. Da ist das Problem :)

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