Vater pfeift nach Tod der Mutter und neuer Frau auf Familie - Was ist los?
Hallo Zusammen,
erstmal ein paar Hintergrundinformationen. Wir sind drei Brüder Ü30, wohnen nicht mehr im Elternhaus und stehen fest im Leben. Vor knapp 3 Jahren ist unsere Mutter an Krebs gestorben. Sie war die gute Seele in der Familie, das Bindeglied zwischen allen, da wir doch alle unterschiedlicher nicht sein könnten. Unsere Eltern waren auch komplett unterschiedlich (Vater eher aktiv in Vereinen, Freizeitsport, etc.; Mutter eher klassische Hausfrau) aber augenscheinlich haben sie sich immer geliebt und waren füreinander da.
Seit ihrem Tod ist alles anders, vor allem von Seiten unseres 70-jährigen Vaters. Es ging damit los, dass er nur 2 Monate nach Mamas Tod eine neue, 10 Jahre jüngere Freundin hatte. Gut, ihr Mann ist Jahre zuvor auch an Krebs gestorben, von dem her gönne ich den beiden ja ihr Glück. Aber 2 Monate danach? Sie mussten sich eigentlich schon vorher gekannt haben... Das hat für mich schon mal einen sehr faden Beigeschmack. Auf jeden Fall war er dann auf einmal der glücklichste Mann der Welt. Dass unsere Mutter kurz davor gestorben ist, war gefühlt Schnee von gestern.
Seitdem will er sich gefühlt immer mehr von uns, seinen Söhnen, samt Familien entkoppeln. Wenn er sich meldet, dann nicht um sich zu erkundigen, was bei uns so läuft, sondern weil noch Sachen von uns im Haus sind, die wir schleunigst abholen/entsorgen sollen. So sollen wir nun auf einmal alle unsere damaligen Kinderzimmer auflösen. Gleichzeitig erzählt er uns, dass er und seine Freundin nächstes Jahr standesamtlich heiraten und in unserem Elternhaus zusammenziehen werden mit neckischen Kommentaren, dass so mancher von uns Söhnen sicherlich nicht glücklich wegen des Erbes sein wird…
Gefühlt macht er jetzt einen auf rebellischen Teenager (er hat unter anderem nach 40 Jahren wieder das Rauchen angefangen), der auf alles und jeden sch***t und nur noch mit seiner neuen Flamme durchbrennen will. Er hat kein Interesse an seinen Neffen und Nichten, dass er uns mal besucht ö. ä. Wie gesagt… Wenn er sich meldet, dann nur, weil noch irgendwelche Überbleibsel unseres Daseins im damaligen Elternhaus zu finden sind, denen er sich - warum auch immer - schnellstmöglich entledigen möchte. Er kappt einfach alle Verbindungen zu uns, seiner Familie.
Ich weiß einfach nicht, was mit unserem Vater los ist und warum er auf einmal so auf alles pfeift…
Habt ihr eine Idee, was der Grund für seinen plötzlichen Persönlichkeitswandel sein könnte und was würdet ihr in der Situation machen?
Danke schon mal!
8 Antworten
da ich Deinen Vater nicht kenne, kann ich auch nicht genau sagen, was ihn treibt.
- Es kann sein, dass er in der Ehe mit Deiner Mutter - vielleicht erst in den letzten Wochen, Monaten - vielleicht auch Jahren - auf viele Dinge verzichtet hat. Und nun will er "alles" nachholen. Man könnte das auch als eine Art Hunger nach dem unbeschwerten Leben verstehen.
- Es kann auch sein, dass er mit dem Versterben seiner Frau nicht klar kommt und sich mit einer neuen Frau ablenken will. Das wäre dann Flucht vor der Trauer. Nicht wenige Menschen, die einen geliebten Lebenspartner verloren, kommen mit dem "Leben ohne diesen Lebenspartner" nicht klar. Dann stürzen sie sich in eine neue Partnerschaft.... ohne wirklich darüber nachzudenken, ob man wirklich zusammen passt. Völlig übersehen wird dabei, dass der trauernde Mensch nicht gleich dem Menschen ohne Trauer ist. Das führt oft - mit zeitlicher Verzögerung - zu erheblichen Problemen in der neuen Partnerschaft. Aber das ist sicher nicht Dein Problem.
An Eurer Stelle würde ich gar nichts machen. Jedoch würde ich dem Vater immer die Türe offenhalten, denn eines Tages wird es ihn vermutlich reuen, wenn er die Beziehung zu Euch nicht gepflegt hat - sondern sogar Euch vor den Kopf gestoßen hat.
Ich kann mir vorstellen, dass Euer Vater nur darauf wartet, dass ihr laut protestiert, dass er sich so schnell in eine neue Beziehung stürzt und heiraten will und ... und ...
Wenn ihr etwas sagt, was gegen die neue Beziehung und sein Verhalten ausgelegt werden kann, wird er schon gepfefferte Reaktionen parat haben. Vermutlich rechnet er mit Eurem Widerstand. Also verhaltet Euch anders, als er es erwartet.
Mein Tipp: Lasst euch auf keinen Streit ein. Ihr müsst nicht jubeln, dass er eine neue Partnerin so schnell heiraten will. Aber dagegen Argumente auffahren, die ggf. sogar vernünftig sind, müsst ihr auch nicht, denn die will er sicher jetzt nicht hören. Rettet von den Andenken, was ihr retten könnt und verhaltet euch ansonsten immer - souverän - und nicht unterwürfig.
Spart euch Vorwürfe, wo immer das möglich ist. Das vereinfacht ein späteres Wieder-aufeinander-Zugehen und miteinander, denn er ist Euer Vater. Einen anderen habt ihr nicht.
Danke für die Perspektive! Genau denselben Gedanken hatte ich auch, dass unser Vater all diese neuen Dinge eventuell auch mit ein wenig Stolz/Trotz verfolgt („Ich mache jetzt was ich will, soll mir nur einer mit einem blöden Kommentar kommen“). Genau deswegen werde ich mich auch hüten, irgendetwas anzuprangern (eh nicht mein Recht) und von seiner Seite alles so hinnehmen, wie es kommt. Quasi jegliches Konfliktpotenzial ins Leere laufen lassen. Dann hoffe ich einfach mal, dass in ein paar Jahren vielleicht wieder Harmonie einkehrt, bis dahin habe ich ja mein eigenes Leben (und meine Brüder auch) ;)
Seit ihrem Tod ist alles anders, vor allem von Seiten unseres 70-jährigen Vaters. Es ging damit los, dass er nur 2 Monate nach Mamas Tod eine neue, 10 Jahre jüngere Freundin hatte.
Aber 2 Monate danach?
Ich kann dir nur sagen, wie ich das erlebt habe mit meinem jetzigen Partner:
wir haben uns nicht mal einen Monat nach dem Krebstod seiner Frau kennengelernt und sind seit 7 Jahren zusammen. Er war EINSAM; und kam mit der Situation nicht klar. Seine Frau hat er sehr geliebt, es war die Liebe seines Lebens. Ich konnte ihm unter die Arme greifen, gefühlsmäßig, weil ich einige Jahre zuvor meinen Mann verloren hatte und diese Situation sehr gut kannte.
Was ist so schlimm daran, wenn Vater eine neue Frau gefunden hat und sich damit wohl fühlt? Er ist nicht mehr einsam, kann mit ihr ggf. was unternehmen, was durch die Krankheit seiner Frau/eurer Mutter nicht mehr möglich war in der letzten Zeit.
Bei allem anderén, die Sache mit dem Ausräumen aus dem elterlichen Haus, halte ich es so wie kugel geschrieben hat. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen Ihr seid erwachsen und solltet dazu stehen eurem Vater den Rest seines Lebens so zu gönnen, wie er es gerne möchte. Er braucht keine Erziehungsmaßnahmen seiner Kinder!!
Das Problem "Zimmer" könnte auch mit der neuen Partnerin zusammenhängen. Möglicherweise will sie gar nicht, daß ihr dort wieder nächtigen könnt. Aber Das könnt ihr nur durch Gespräche herausfinden. Eurem Vater zuliebe und in Erinnerung eurer Mutter würde ich das Gespräch suchen.....egal, was dann dabei herauskommt. Dann seid ihr als Kinder möglicherweise etwas schlauer, wie man so sagt.
Man kann nicht in die Menschen hineinschauen, auch wenn es Familie ist. Ich selbst habe auch so einen Fall in meiner näheren Familie, daß derjenige sich von seiner Familie "losgesagt" hat, seit er seine Frau kennenlernte, auch von seinen Geschwistern und niemand weiß, warum. Seine Frau hat mit Sicherheit §die Hosen an", denn früher war er nicht so.
Stecke in einer ähnlichen Situation und kann dich daher gut verstehen
Bei uns sind noch andere Dinge passiert und der Mensch, mit dem unser Vater jetzt mit über 80 zusammen ist und SIE ihn unbedingt heiraten möchte , passt uns durch ihr Verhalten und Einmischen und sie Familie und Erbangelegenheiten gar nicht. Deshalb habe ich darüber mehrfach offen mit meinem Vater gesprochen.
Ende vom Lied ist, dass seine Neue sich zu tiefst verletzt fühlt u.a. weil ich sehr verletzt war, dass unsere Vater Schmuck von unserer Mutter an sie verschenkt und sie auch schon zur Familie zählt, und er nun nichts mehr von seiner "alten" Familie wissen möchte.
Also überlege Dir gut, wie Du damit umgehen möchtest. Auch wenn es mir sehr weh tut, fand ich es besser so, dass ich ihm die Wahrheit gesagt habe.
alles gute für euch.
aber augenscheinlich haben sie sich immer geliebt und waren füreinander da.
Unter der Prämisse, dass das hier stimmt, tippe ich auf Trauer. Trauer hat viele Gesichter. Manche sind schwerer zu sehen.
Die Familie hat ihren Zweck erfüllt. Die Kinder sind auf eigenen Füßen. Die Mutter, wie Du selbst schreibst, war das Bindeglied. Nun ist sie es nicht mehr, Ihr Kinder geht eigene Wege - und der Vater auch. Akzeptiert das und lebt eure Leben.
Vielen lieben Dank für die Schilderung deiner doch sehr ähnlichen Situation. Das mit der Einsamkeit verstehe ich und keiner von uns kritisiert im Geringsten, dass unser Vater eine neue Freundin / bald Frau hat. Nur die Geschwindigkeit hat uns überrascht (mein Vater nutze zu der Zeit nicht mal ein normales Handy, er kannte die Frau wohl schon länger), aber das ist natürlich nicht unser Bier, das verstehe ich schon…
Zu unseren Zimmern und dem Hausrat: Als unsere Mutter noch lebte hieß es immer, unsere Zimmer würden extra so gelassen wie zu dem Zeitpunkt als wir ausgezogen sind und dass wir bei einem Besuch jederzeit dort nächtigen dürften und willkommen sind. Wir haben die Zimmer also nicht wegen Faulheit o. ä. nicht geräumt. Nur deshalb war es einfach auch eine Überraschung, dass auf einmal alles raus muss. Das Räumen der Zimmer an sich ist ja kein Problem für uns…