Unterschied zwischen Cogito ergo sum und Dubito ergo sum?
Das erste Zitat stammt von Descartes in Anlehnung an das zweite von Augustinus von Hippo, rund ein Jahrtausend zuvor.
Aber was macht den Unterschied aus, ob ich denken oder zweifeln muss? Nur eine Art Plagiatschutz seitens Renés oder doch eine bedeutende philosophische Disparität? War der Skeptizismus des Augustinus im Vergleich radikaler? 🤔
2 Antworten
Bei dubito ergo sum geht es in erster Linie um eine negative Einstellung gegenüber allem, da man an allem so lange zweifelt, bis der Zweifel ausgetrieben ist. Übertriebene Vorsicht und Misstrauen sind die Resultate.
Bei cogito ergo sum wird gar nicht erst von einem Zweifel an einer Tat oder einer Aussage ausgegangen. Dies lässt einen positiveren Einblick auf die weitere Entwicklung zu.
Und letzten Endes greift jeder Wissenschaftler und auch Philosoph bekannte Themen auf und überarbeitet sie mit bestimmte feinen Veränderungen.
Descartes Aussage ist eher eine Erweiterung. Er hat nicht das Rad erschaffen, es aber aus Gummi gefertigt! (Um mal bei Metaphern anzukommen)
Deine Aussage ist richtig. Aber im Vergleich zur Aussage von Descartes definiert sich die Aussage über den Zweifel durch eine bittere Note.
Descartes Aussage hingegen lässt sowohl positive als auch negative, wie auch neutrale Erkenntnisse / Entdeckungen zu.
Die Tendenz des zweifelnden Denkers zum Negativen ist wahrscheinlicher als zum Positiven, daher spricht man ja auch vom Zweifel und nicht von der Gewissheit.
Wenn die Gewissheit (positive Argumentation) bei einer Argumentation nicht gegeben ist, wird die Tendenz zum Pessimismus deutlicher.
So wie bei einem Ausschlussverfahren mit nur einer von zwei Möglichkeiten.
Ich habe eigentlich gerade gelernt, dass der philosophische Skeptizismus deutlich von der ugs. Skepsis abzugrenzen ist und keine negative Einstellung ausmacht!
Du bist dir da aber schon sicher? :)
Beide Aussagen meinen im Prinzip dasselbe: der Mensch soll im Sinne Kants seinen Verstand benutzen.
Während Descartes sehr allgemein formulierte und einen positiven wie negativen Denkansatz offen ließ, geht Augustins Ansatz vom Negativen aus, vom Anzweifeln.
MfG
Arnold
Das Wort "radikal" in diesem Zusammenhang gefällt mir nicht. Vielleicht war die Weltsicht Augustins negativer - was man verstehen könnte: in seiner Zeit gab es erhebliche Unstimmigkeiten, ja heftigen Streit um Lehrsätze im Christentum; das römische Reich befand sich in einer erheblichen politisch-militärischen Krise.
Im Großen und Ganzen aber haben, könnte man sagen, Augustinus und Descartes in etwa gleich stark berechtigte Zweifel an der Existenz der Außenwelt geäußert, den sie durch die Suche nach einer Gewissheit im Allgemeinen auch einigermaßen parallel begründen. Korrekt? :)
Danke! Demnach könnte man also denn augustinischen (?) Skeptizismus als noch ein Stück weit radikaler bezeichnen? :)