Unterschied Naturwissenschaften vs Geisteswissenschaften?

2 Antworten

Hallo,

du schneidest eine komplexe, bisher nicht vollständig geklärte, wissenschaftstheoretische Frage an. Ich halte eine andere Einteilung für sinnvoller und versuche die Unterschiede daran zu erklären:

Naturwissenschaften: Das sind diejenigen Wissenschaften, welche die  Natur zum Gegenstand haben. z.B. Biologie, Chemie, Geologie, Physik...

In einem Naturwissenschaftlichen Studium lernst du eine Menge Theorie über das jeweilige Fach, erfährst etwas, über ungeklärte Fragen der Disziplin und darfst in Laboren experimentieren. Man muss meistens recht viel rechnen oder von Computern berechnen lassen.

Je nach dem, was man damit machen will, braucht man einen Bachelor- oder einen Masterabschluss für den Berufseinstieg.

Angewandte Naturwissenschaften: Das sind die Disziplinen, in denen naturwissenschaftliches Grundwissen genutzt wird, um konkrete Probleme zu lösen z.B. Medizin, die Ingenieurswissenschaften, Bioverfahrenstechnik...

Hier erwirbt man Grundwissen über die Naturwissenschaften (siehe oben), lernt aber dieses anzuwenden z.B. für die Frage, was man mit einem entzündeten Blinddarm machen soll oder wie man einen Elektromotor baut.

In den Ingenieurswissenschaften reicht meistens schon ein Bachelorabschluss für den Berufseinstieg, während ein Medizinstudium 6 Jahre dauert.

Kulturwissenschaften: Das sind diejenigen Wissenschaften, welche sich mit allem beschäftigen, was die Menschheit so hervorgebracht hat, was es ohne den Menschen in der Natur nicht gäbe und was nicht zu den Anwendungen der Naturwissenschaft gehört: Geschichte, Jura, Archäologie, konfessionelle Theologien, Religionswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften...

In den meisten Kulturwissenschaften liest man Texte als Zeugnisse der menschlichen Kultur und andere Texte, welche Theorien über größere Zusammenhänge auf dem Gebiet darstellen. Teilweise hat man auch viel mit Statistiken zu tun.
In denjenigen Kulturwissenschaften, mit denen man gute Changen auf dem Arbeitsmarkt hat, lernt man auch das Wissen praktisch anzuwenden (z.B. in den Wirtschatswissenschaften, in Jura oder in den Theologien).

Von den Wirtschaftswissenschaften abgesehen, braucht man fast immer einen Abschluss auf Master-Niveau für den Berufseinstieg, oft sogar eine Promotion. 

Grundlagenwissenschaften: Das wären Mathematik und Philosophie. Ohne die beiden, ginge weder in den Naturwissenschaften, noch in den Kulturwissenschaften etwas. Beides sind sehr theoretische Studiengänge.

Sprachwissenschaften: Sprache ist die primäre und grundlegende Ausdrucksform der menschlichen Kultur, ohne die alle anderen Kulturleistungen unmöglich wären. Daher kann man die Sprachwissenschaften gesondert betrachten.

In dem einem ist man mit Master für viele Stellen überqualifiziert, in dem anderem ist eine Promotion kein ungewöhnlicher Abschluß. Dementsprechend ist eines auch mehr zeitaufwendig ;)


Elbenlord 
Beitragsersteller
 05.11.2017, 14:24

Jetzt sag mir noch bitte für welches was gilt.

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SelfEnergy  05.11.2017, 14:45
@Elbenlord

Naturwissenschaften sind längere Ausbildungen üblich. Je nach Fachbereich ist Master oder Promotion üblich. (Promotionsquote hängt vom Fach ab, Physik hat so 50%, Chemie 90%) 

Im sozialen Bereich, kann es dir passieren, dass du mit dem Master überqualifiziert bist. Mit Master findet man aber auch was, eine Promotion ist hier aber definitiv gewagt.

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Jerne79  05.11.2017, 15:21
@SelfEnergy

Das ist nur leider keine Aussage, die pauschal auf die beiden Bereiche zutrifft.

In den meisten Geisteswissenschaften, v.a. in den Kultur- und Geschichtswissenschaften ist schon ein Master in der Regel der zu kleine Abschluss, meist hat man selbst mit einer Promotion kaum Chancen auf eine Stelle.

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