Unglück meiner Mutter belastet mich?
Hallo,
Ich kann nicht gut schlafen, weil ich an meine Mutter denken muss. Sie ist eine wirklich gutherzige Frau, die alles für uns geben würde. Leider ist sie aber auch relativ schwach und kann nicht wirklich für sich selbst einstehen. Sie ist in einer sehr unglücklichen Ehe und hat sich immer für uns als Familie aufgeopfert. Sie ist sehr unzufrieden mit ihrem Leben.
Mein Stiefvater ist Alkoholiker und nach der Arbeit den ganzen Tag nur in seinem Raum und kommt nicht raus. Erst abends, nachdem er schon getrunken hat. Sie kocht und er isst erst viel zu spät, weil er nicht rauskommt und trinkt. Manchmal isst er auch gar nicht, weil er schon zu voll vom Alkohol ist. Egal was die beiden unternehmen, sie müssen sich an einen kurzen Zeitplan halten, weil er wieder in seinen Raum saufen muss ab einer gewissen Zeit. Außerdem ist er sehr penetrant und lässt sich von ihr bedienen. Er sagt oft wirklich gemeine Sachen. Nicht aus böswilligkeit, er kann irgendwie nicht anders. Andererseits liebt er sie wirklich von Herzen.
Ich bin wirklich machtlos dagegen. Ich wohne zwar schon lange alleine, trotzdem bekomme ich es mit. Jetzt ist sie wirklich ganz alleine. Freunde hat sie nur eine, die weit weg wohnt. Ich möchte ihr helfen, aber ich weiß absolut nicht wie. Es macht mich wütend, wenn mein Stiefvater respektlos spricht. Wenn ich etwas sage versteht er gar nicht was ich meine. Er versteht nicht mal was er falsch macht und kann es deswegen auch gar nicht ändern.
Mein leibliche Vater ist schon tot und war noch viel schlimmer. Er war auch Alkoholiker und zusätzlich gewalttätig. Nicht gegenüber meiner Mutter und meiner Schwester, aber mir gegenüber. Meine Mutter leidet immer noch unter starken selbstvorwürfen, weil sie nicht früher gehandelt hat. Sie hat es erst mental geschafft sich zu trennen als ich 11 war. Sie leidet darunter mich damals nicht genug geschützt zu haben und gibt sich die Schuld für meine psychischen Krankheiten. Sie hat so ein schlechtes Gewissen, dass sie manchmal deswegen weint und selbsthass dadurch entwickelt. Ich weiß einfach nicht wie ich mich davon lösen soll. Ich liebe meine Mutter, fühle mich aber so machtlos. Was kann ich tun?
Wegen meinem Autismus kann ich sie leider nicht richtig umarmen (ich hasse Berührungen) und bin total ungeschickt darin ihr Liebe zu zeigen. Beziehungsweise kann ich das bei ihr nicht ausdrücken, ich weiß nicht wie ich sie aufmuntern soll.
Habt ihr versucht mit deinem Stiefvater an seiner Sucht zu arbeiten? (Vielleicht auch mit professioneller Hilfe) Oder lässt sich da nichts machen?
Ich glaube nicht daran. Er hat noch nie professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Er weiß aber von seinem Problem. Immerhin trinkt er nicht mehr so viel wie früher.
Wenn er weiß dass er ein Problem hat kann man vielleicht daran arbeiten. (Ich kenne ihn natürlich nicht persönlich und kann somit nicht sagen ob es etwas bewirken wird)
Er trinkt seit dem er anfang 20 ist. Jetzt ist er 61. Ich denke nicht, dass sich da noch viel ändern wird in seiner Einstellung, auch wenn ich es mir wünschen würde.
5 Antworten
einem nassen Alkoholiker kann man erst mal nicht helfen, es sei denn, er will es selbst.
Die Angehörigen von Alkoholikern arbeiten sich in aller Regel einen Wolf an seiner "Trockenlegung". Vergebens in aller Regel.
Aber es gibt für die Angehörigen und Kinder von nassen Alkoholikern eine Selbsthilfeorganisation, die Al-Anon für die Angehörigen und die Al-Ateen für die Kinder.
Den Zugang zu beiden findet man im Internet unter den Namen.
Beide haben reale Gruppen und Internetgruppen.
man kann davon ausgehen, dass beide, Alkoholiker und Angehörige, krank sind. Nur dass die Angehörigen nicht trinken.
Ich weiß das, weil ich selbst trockener Alkoholiker bin (seit 34 Jahren) und auch Al-Anon kenne.
Danke für deine Antwort. Bei Al-Anon war ich mal wegen meinem leiblichen Vater angemeldet, um besser mit seinem Tod umzugehen
Oh Gott.
Du hast gut daran getan, dort auszuziehen.
Leider kannst du vermutlich nichts tun außer dir selbst eine Therapie zu suchen, in der du lernst, damit umzugehen, es auszuhalten, dass deine Mutter eigens ihr selbstzerstörerisches Leben ausgesucht hat und nicht anders kann. Sie sollte sich auch dringend eine Therapie suchen, um für sich selber ein ganz anderes Leben zu finden. Aber das wird sie wohl von selber nicht, da sie ja jetzt jemanden hat, der zwar auch Alkoholiker ist "aber wenigstens nicht schlägt"...
Vielleicht kannst du ihr immerwieder eindringlich erklären, dass DU sehr darunter leidest, dass es ihr nicht gutgeht und dass sie bitte eine Therapie machen soll. Dass es dich kaputt macht. Aber ich fürchte, deine Mutter ist wirklich viel zu schwach dazu, sonst hätte sie dir soetwas garnicht erst zugemutet als Kind.
Tut mir sehr leid für dich.
Sie ist schon seit über 30 Jahren in Therapie und nimmt Medikamente, weil sie selbst Krankheiten hat.
Beide wissen ganz genau und klar über ihre Probleme bescheid, finden sich aber damit ab.
Sie soll sich jetzt einen letzten Plan machen, das Geld zusammensuchen und die Koffer packen. Sie soll alles hinter sich lassen was schlecht ist und alles mitnehmen was gut ist. Tut sie es nicht wird sie unglücklich sterben.
Die kann versichen IHN zu entwöhnen aber warum Zeit verschwenden, er wird eh Rückfällig wenn er die Welt nicht so haben kann wie sie ist...wer weiß war er erlebt hat.
Selbstzweifel und Vorwürfe deiner Mom, alles Unsinn, man kann sich das Lebenn auch schwer machen. Es gibt nur JETZT und sie sollte das beste draus machen und zwar Jetzt.
Alkoholiker sind so. Völlig beknacktes verhalten. Sie lieben aber ausnutzen, beschimpfen, sich bedienen lassen alles Schwachsinn. Die Situation ist gelinde gesagt ganz schlecht.
DIE, also dein Dad (mein Beileid) und dein Stiefdad sind der Alkoholsucht verfallen und ich sage dir eins...da ändert sich bei deinem Stiefdad NICHTS. Ich habe mal ein Jahr auf der Alkoholentzug-Station gearbeitet. Das ist einfach nur nervig...vertane Zeit ein Trauerspiel.
Sucht ist stark, die Flucht aus der Realität durch Alkohol und alle dürfen gratis unter deren Wahnsinn leiden. "Nein, Mann! oder Mädel!"...
Einfach weg. Im Rausch bekommt der das vermutlich gar nicht mit oder säuft sich ins Grab....irgndwas davon. Was auch "schön" ist, das Korsakov-Syndrom oder anders Hirn-Organisches-Psychosyndrom (H.O.P.S.)...die Leute sind quasi durch den Alkohol geistig behindert geworden, erkennen niemanden mehr, können nichts mehr allein, inklusive Windelhose und sabbern.
Besser wirds nur mit nem einschlägigen Erlebnis...oder Alkoholentzug.
Ich habe aber auch wirklich starken Rückhalt von beiden. Sie würden wirklich alles tun, damit es mir gut geht und unterstützen mich in jeder Situation. Zusammenhalt ist schon gegeben.
Ich kann nicht einfach so aus deren Leben verschwinden. Das möchte ich auch nicht. Es ist nur schwierig zu sehen wie sie in ihrem Unglück leben.
Also wenn dein Stiefdad versteht, dass du vermutlich unter der Situation, dass er säuft leidest und mit deinem richtigen Dad schon ein Trauma hast...würde er ggf. aufhören zu trinken. Er muss verstehen was er da tut und wie das auf dich wirkt...Vorbildfunktion und so...keine Schwäche zeigen...und er ist offenbar schwach.
Deine Mutter ist wirklich in einer schlimmen Situation. Es ist eine häufige Beobachtung, dass Alkoholiker soziale Beziehungen, vor allem familiäre, zerstören. Ist keine Einsicht in die Sucht vorhanden, kann man nur bleiben und sich mit runterziehen lassen - oder aussteigen. Mehr Möglichkeiten gibt es in so einer Situation nicht. Es ist an Deiner Mutter, ihre Entscheidung "ich bleibe und halte alles aus" immer wieder zu bestätigen oder den Mut zu finden, ihren Ausstieg vorzubereiten.
Wenn Du ihr Gutes tun willst und Dir das in der direkten Begegnung schwer fällt - vielleicht schreibst ihr einen lieben Brief?
Er weiß selbst von seinem Problem, kommt aber nicht davon los. Sie leben jetzt schon seit vielen Jahren so zusammen und haben sich an die Situation gewöhnt. Ertragen beide ihr Unglück ohne etwas dagegen zu unternehmen.
Ja, wenn sich beide entschieden haben, so zu leben, dann ist es eben so.
Wenn er von seinem Problem loskommen soll, muss er es 1. ernsthaft wollen und 2. in eine Entziehungskur gehen und 3. eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen.
Bleib in SMS und Telefonkontakt und erzähl ihr von dir und deinem Leben.
Dann freut sie sich, nimmt daran teil. Das wird sie aufrecht halten.
Sie müsste ausziehen, sich dem Alkoholiker entziehen, da er keinen Entzug macht.
Das wird aber nicht passieren. Ich kann wie gesagt nicht diesen Schritt für meine Mutter gehen. Und ich kenne sie und weiß: Sie wird ihn nicht gehen. Deswegen frage ich mich was ich als Sohn jetzt tun kann.
Bei meinem Stiefvater ist das Trinkverhalten ganz anders, er kann sogar ganz normal und unauffällig jeden Tag arbeiten. Er hat natürlich ein deutliches Problem, aber nicht auf die Art und Weise die du beschreibst