Ungebildete Eltern. Was würdet ihr tun?

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Ich kann dein Problem insgesamt nachvollziehen - es ist schade und bedauerlich, wenn man nicht von einem Umfeld umgeben ist, in dem man optimal gefördert werden kann. In deinem Fall wirst du also von deinen Eltern kognitiv nichts Neues mehr dazulernen können, weil du bereits auf einem höheren Level bist, was (Allgemein-)Bildung angeht.

Dieser Aspekt ist aber nur einer von vielen, die im Leben wichtig sind, und gerade Bildung wird meist von anderen sozialen Umgebungen als vom Elternhaus vermittelt (Schule etc.). In der Kindheit ist z. B. Geborgenheit, Wärme und auch das Gefühl der Stabilität gefragt, und wenn dir deine Eltern all das gegeben haben, haben sie schon sehr viel richtig gemacht. Oft muss man sich auch die Geschichte seiner Vorfahren ansehen, um zu erkennen, dass sie teilweise zwar sehr intelligent waren, ihnen aber aus irgendwelchen Gründen der Zugang zu Bildungseinrichtungen verwehrt oder unmöglich gemacht worden war.

Du bist jetzt vermutlich gerade auf dem Weg zum Erwachsenwerden: Auf der einen Seite das Elternhaus, das sich um dich kümmert, das dich aber nur noch begrenzt fördern kann, auf der anderen Seite die große weite Welt, die wie ein Abenteuerspielplatz vor dir liegt und in der du unendlich viele tolle Sachen kennenlernen kannst, die dich faszinieren und beeindrucken werden, die aber deinen Eltern und vielen anderen Menschen völlig egal sein werden.

Was du machen kannst: Entwickle dich weiter - am besten gelingt dir das in der Schule. Und später an einer Universität, dem besten Spielplatz, um sich geistig auszutoben. Bleib wissbegierig - wenn dich immer wieder neue Dinge in ihrem Bann ziehen, wirst du sehr viel Spaß und Freude an deinem Leben haben. Achte gar nicht auf die Leute, die den Begriff "Doppelhelix" nicht kennen oder es nicht schaffen, irgendwelche Weltstädte auf einem Globus zu finden. Von diesen Leuten kannst du (kognitiv) nichts Neues hinzulernen, und wahrscheinlich kannst du mit ihnen auch nicht über politische oder philosophische Themen diskutieren. Das heißt aber nicht, dass man diese Menschen nicht als Freunde haben kann oder dass man sie sich nicht anderweitig zum Vorbild nehmen kann. Für die eigene geistige Weiterentwicklung muss man sich eben andere Leute als optimales Umfeld suchen, und das sollte als Erwachsener nicht schwer sein, weil man selbst Herr der Lage ist.

Du musst dich also noch etwas gedulden, um gedanklich völlige Freiheit genießen zu können, du bist nunmal noch nicht selbständig. Wenn du aber motiviert bleibst und einen guten Abschluss erreichst, wird die Zeit schnell da sein, in der du dir dein Umfeld selbst zurechtlegen kannst. Dann wirst du auch Leute finden, mit denen du stundenlang über Themen diskutieren kannst, die viele Menschen nicht interessieren, weil sie ihnen egal sind oder weil sie sich lieber irgendeinen sinnlosen Mist reinziehen, der ihnen nicht von Nutzen ist. Aber gut, das ist ihr Leben und muss dich nicht länger beschäftigen. Und soll es auch nicht, denn solange sie sich nur selbst schaden, ist das ihr Problem. Konzentriere dich auf dich!

Was mir an deiner Frage sehr gefällt: Du gibst Bildung einen hohen Stellenwert und Vernunft hat bei dir oberste Priorität. Das ist eine tolle Einstellung, denn du nimmst dir vor, nie unvernünftig zu denken und zu handeln. Beispiele: Du wirst nie offensiv Gewalt anwenden, du wirst weder rauchen noch saufen und immer gründlich überlegen, bevor du etwas in die Tat umsetzt. Du lässt dich weder von Stimmungsmache noch von irgendwelchen überholten Traditionen überzeugen, sondern gehst immer deinen eigenen Gedankengang und Weg. Solche Leute haben wir viel zu wenig auf der Welt. Oder warum machen Menschen etwas nur deshalb, weil es ihre Vorfahren vor 1000 Jahren auch gemacht haben? Oder warum denken manche Menschen immer noch, Gewalt sei die beste Lösung? Behalte deine Einstellung also unbedingt bei - und vergiss aber nicht, den Menschen Dankbarkeit zu erweisen, die dich dahin gebracht haben, wo du jetzt bist (also auch und vor allem deinen Eltern)!

P. S. Suche in deinem Leben immer Kontakt zu denen, die klüger und weiser sind als du, denn nur von ihnen wirst du etwas lernen - dann wirst du dich bestmöglich entwickeln!


mia68  22.07.2012, 16:53

...bei allem, was ich ganz gut und richtig finde, bei diesen Zeilen:

Auch "Unvernunft" darf gerne mal dabei sein. Und ist wichtig und "gesund".

Ein nur allzu "linearer" Weg, ohne jegliche Brüche (und womöglich "der Vernunft" als einzigem und/oder wichtigstem "Wegweiser"), lässt oft auch so manche Erfahrungswerte auf der Strecke bleiben - paar Schrammen und auch mal ´ne blutige Nase find´ ich insofern schon nich´ so verkehrt.

Muss man ja nicht "anstreben" (sich die irgendwo "zu holen") - aber ich fänd´es realistischer und (insbesondere auch diesem jungen Mann hier gegenüber, dessen Ansprüche -an sich und andere- ohnehin schon bisschen verzerrt zu sein scheinen, in so manchem Punkt) angemessener, hier auch mal anzumerken, dass das Leben doch sehr gerne mal paar "Knüppel" zwischen jene Beine schmeißt, die da so zielgestebt "ihres Weges" gehen..... da also darf man (bei allen Worten, die grad so voll des Lobes scheinen) ebenso gerne drauf gefasst sein.

Und das soll nicht infrage stellen, dass "eigene Wege" (sowie auch: hohe Ansprüche) etwas grundsätzlich "Gutes" sind.

Sondern es hat vielmehr was mit dem Begriff "Demut" (jenem Leben gegenüber) zu tun, wenn man sich (auch) diese Dinge bewusst macht.

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Draschomat  22.07.2012, 17:54
@mia68

Letztlich beschreibt meine Antwort sowieso nur einen Idealzustand, weil man in der Realität nie immer nur vernünftig sein kann. Es gibt Zeiten, in denen man der Vernunft weniger oder gar nicht folgt - ich orientiere mich nur gerne an Idealen und versuche, sie so gut wie möglich umzusetzen. Wenn man nämlich alles schleifen lässt, wird die eigene Entwicklung stagnieren. Ein paar Abstecher in abgelegenes Gelände können sicherlich auch mal abwechslungsreich und spannend sein, und das sage ich nicht nur als Bergsteiger... ;-)

Ich finde es jedenfalls bemerkenswert, wenn ein Mensch schon in recht jungen Jahren besonders der Vernunft anhängt. Viele folgen ihr erst später, und manche noch nicht einmal im hohen Alter. Deshalb ist diese Frage in meinen Augen eine sehr schöne, auch wenn man sie bzgl. der evtl. fehlenden Dankbarkeit gegenüber den Eltern auch negativ auslegen könnte.

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mia68  22.07.2012, 18:03
@Draschomat

...tatsächlich lässt sich hier (für mich), und an den paar Zeilen da ganz oben (abgesehen von der schon irgendwie seltsam anmutenden Haltung den eigenen Eltern gegenüber) auch von "Vernunft" (als einer "Lebens-Maxime", der man "anhängig" sein soll) nur wenig (bis gar nichts) erkennen.

Woran bitte machst du das denn grad so fest...!?

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mia68  22.07.2012, 18:13
@mia68

...achso.

Ich sehne mich nach Kontakten zu Menschen, die sich von ihrer Vernunft leiten lassen

...jetzt seh´ ich, woran wohl.

Wobei so eine Aussage (in dieser Kürze) nun ja nicht grad ´ne "epische Herleitung" darstellt (und somit: nicht sonderlich "begründet" erscheint).

Ob man das demnach wirklich ernsthaft als "richtungsweisendes Statement" nehmen darf, das weiß ich nich´....

Ich würde mich da (insbesondere auch mit Hinblick auf alles andere hier Stehende!) bisschen schwerer tun.

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Draschomat  22.07.2012, 20:04
@mia68

Wenn man selbst ungemein wissbegierig ist und ständig von Wissbegierigen umgeben ist, kann es schon passieren, dass man stutzig wird, wenn ein Erwachsener eine Weltstadt nicht findet oder noch nie den Begriff "Doppelhelix" gehört hat. Es gibt nunmal eine Art "Weltwissen" oder "Allgemeinbildung", die fast schon notwendig ist, um Vorgänge richtig einordnen oder Neuigkeiten in den Nachrichten überhaupt ansatzweise verstehen zu können. Vielseitiges Denken und angewandtes Wissen war schon immer wichtig und in Zukunft wird ihre Bedeutung weiter steigen, weil sich die Welt als immer komplexer gestaltet.

Angesichts vieler irrsinniger Äußerungen und Handlungen von Jungen und auch Alten im Netz und im Alltag stört mich diese Frage hier nicht, weil sie von einem denkenden jungen Menschen stammt, der in seinem Leben vermutlich mehr zustande bringen wird als der Großteil der Masse. Die mitschwingende Undankbarkeit gegenüber den Eltern kann man so einem Jungen nachsehen, früh genug wird sich diese Einstellung ändern. Dass er aber so massiv und auch hart angegangen wird, kann ich nicht verstehen. Es ist ungemein schwer zu ertragen, wenn man sich Wissen aneignen oder diskutieren will, beides aber nicht so recht geht, weil die entsprechenden Leute fehlen. Das ist bitter und sorgt für Unmut.

Kurz gesagt: Ich glaube, die heftigen Kritiker tun dem Jungen hier Unrecht. Ich hoffe zumindest, dass die Kritiker die Frage negativer interpretieren, als sie gemeint ist. Ich denke jedenfalls, dass mich der Fragesteller nicht enttäuschen wird. ;-)

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mia68  22.07.2012, 20:23
@Draschomat

...glaube, du weißt, dass ich nicht zu jenen gehöre, die übermäßig hart (wenn überhaupt) "urteilen" würden.

Das Gegenteil dessen (mehr oder weniger "fraglos" also anzunehmen, dass sich in jenem nur "das Allerbeste" , sprich:

vermutlich mehr (...) als (beim) Großteil der Masse

entfalten wird), das allerdings fällt mir auch nicht ganz leicht.

Und eine Art "verkanntes Genie" (welches für seine Bedürfnisse so gar kein adäquates Gegenüber finden kann) vermag ich ebenfalls nicht so wirklich zu sehen.

Finde also, dass weder das eine noch das andere (Extrem) so wirklich passend, in einer "Beurteilung" - "Schimpf und Schande" muss nich´ sein, aber "Loben über den grünen Klee" irgendwie auch nicht.

Trotzdem hoff´ ich ja gern mit dir - wer mag schon gern enttäuscht werden!?

;-)

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Draschomat  22.07.2012, 20:48
@mia68

Achso, du bist also für die "Goldene Mitte". Die ist mir, muss ich sagen, äußerst sympathisch, geht sie doch auf einen lateinischen Dichter zurück. tsts, doch nicht so tot und unwichtig, dieses vermeintlich sinnlose Latein... ;-)

Ab und an bin ich aber auch Optimist, weil ich hoffe, dass jeder das Beste aus sich macht. Im Fragesteller steckt sicher viel kognitives Potential, das er hoffentlich bald abrufen kann. Dann kann er genau so zufrieden sein wie der einfache Handwerker, der im Herstellen von fein polierten Möbeln seine Erfüllung gefunden hat. Wobei ich grundsätzlich der Meinung bin, dass eine gute Allgemeinbildung aller Menschen der Welt sehr gut tun würde. Ohne Expertenwissen gäbe es keinen Fortschritt, und die Allgemeinbildung sorgt dafür, dass jeder das Nötigste auf jedem Gebiet verstehen und Neuigkeiten nachvollziehen kann. Das wäre einfach zu schön... ;-)

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auchmama  23.07.2012, 00:38
@mia68

@mia68 & @Draschomat - Euch Beiden ein DH!

Diese Frage, wird für mich, erst duch die Antworten und Kommentare zur guten Frage!

Und ja, Bildung ist wichtig und wer sie ohne Stolpersteine in sich aufsaugen kann - ist ein Glückspilz. Dieses Glück sollte man sich aber immer mal vor Augen halten und nie vergessen, wer den Weg geebnet hat...;-)

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Leider weiß ich nicht, wie alt Du bist. Doch wenn Du unter diesen Zuständen bei Dir zu Hause so sehr darunter leidest, benötigst Du dringend große Hilfe! Gerade als junger Mensch ist es wichtig, die Umwelt auf einen aufmerksam zu machen, wenn irgendwas familiär nicht stimmt. Ich rate dazu, die Lehrer anzusprechen, die Pfarrer und Notfalls auch dem Doc Eures Vertrauens.Wenn das nichts hilft, dann wende Dich bitte an das zuständige Jugendamt! Nichts beschönigen, sondern mit der Wahrheit voll raus! Und nicht nachlassen! Mit 14 Jahren hatte ich meinen ersten Suizidversuch. Niemand hat mir geholfen. Nach 6 Wochen kam ich in die Hölle meiner Eltern die alles beschönigt und kleingeredet haben zurück. Dir wünsche ich sehr viel Glück! Setz Dich bitte durch! Suche Hilfe auch von staatlicher Seite her! Egal wie! Rufe die Telefonseelsorge oder sonstwen an. Aber teile Dich mit!

Du solltest nie vergessen, dass deine Eltern, egal wie gebildet oder ungebildet sie letztendlich sind, dich großgezogen und zu dem gemacht haben, was du bist.

Wieviele Tropfen aus dem Ozeans des Wissens hast du dir im Laufe deines Lebens angeeignet?

Selbst wenn es zehnmal mehr als das Wissen deiner Eltern darstellt, weißt du im Prinzip genauso wenig wie sie, denn ob es nun 5 oder 20 Tropfen eines Ozeans sind, spielt in der Gesamtrelation keine große Rolle.

Du solltest dir also nicht allzu viel auf deinen minimalen Wissensvorsprung einbilden, denn bekanntlich kommt Hochmut noch immer vor dem Fall.

Wenn du dich in deiner Umgebung unwohl fühlst, spricht allerdings nichts dagegen, den Kontakt zu Gleichgesinnten zu suchen, um dein Wohlbefinden zu steigern.

Wenn es suboptimal läuft, kann es allerdings sein, dass du dabei an Leute gerätst, die noch eingebildeter als du sind und die dich dann in etwa so behandeln wie du deine Eltern behandelst. So etwas musst du dann wohl unter "ausgleichende Gerechtigkeit" verbuchen ...

Hallo,

ja das kenne ich, ist bei mir genauso! Ich kann mit meinen Eltern nicht über Geschichte oder Politik sprechen, weil sie sich einfach überhaupt nicht für sowas interessieren. Sie gehen auch nicht Wählen, was für mich ein No-Go ist. Das finde ich sehr traurig, und ich habe mir schon oft, andere Eltern gewünscht. Ich denke mir auch immer, dass ich gar nicht wirklich zu dieser Familie gehöre, aber was willst du machen. Wenn deinen Eltern irgendwann nicht mehr da sind, wirst du sehr traurig sein, sie sind immer noch deine Eltern. Also ich umgebe mich mit einerseits gebildeten Freunden aber auf Partys auch mit anderen. LG. Mach das beste draus^^


Buenoriegel  22.07.2012, 17:36

Wer interessiert sich schon für Politik?

In der Nähe niemand....

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Kann auch sein das du keine Ahnung von Malen hast., zudem seine Eltern als Ungebildet darzustellen ist wirklich naja...

Dein Vater hat vilt anderes Wissen ich will dich in 30Jahren mal fragen wo dieses und dieser Ort liegt.. Has du das gefühl wenn man nicht mehr zur Schule geht trozdem noch alles weiss? Mein Vater ist und bleibt immer ein Vorbild für mich, er gibt mir Ratschläge für später hilft in jeder erdenklichen Situation da er elter ist und mehr erfahrung hat.

Es gibt auch eine Menschliche seite bei deinen Eltern wie auch bei deinen Freunden, wenn du deine Freunde nur nach ihrer Intelligenz suchst, dann wirst du viel in deinem Leben verpassen und falsch machen.