Umgang mit bettelnde Menschen? (Schweiz)?
Ich (w28) werde in letzter Zeit immer öfters von (scheinbar) Obdachlosen Menschen angesprochen. Sie fragen nach einer Schlafstelle, um ein teures Zugticket, oder eben nur Geld. Manchmal gebe ich etwas Geld, oder gebe ihnen eine paar Adresse von Notschlafstellen. Oder ich biete ihnen an, mit mir ein paar Lebensmittel kaufen zu gehen. Manchmal lehne ich aber auch ab. Darauf werde ich dann beschimpft, oder mir werden Bilder von der Familie gezeigt um mein Mitgefühl zu wecken.
Ich bin mir da immer so unsicher, wieviel Vertrauen ich diesen Personen geben soll. Vorallem dann, wenn sie scheinbar doch sehr gepflegt sind, gesund aussehen, recht neue/saubere Klamotten anhaben. Klar ist das sehr oberflächlich gedacht.
Einmal hat eine jüngere Frau ganz fest geweint. Sie wollte das ich ihr Geld twinte (schnelle Geldüberweisung via Handy) für ein Hotel, etwa 80.-CHF. Als ich ihr dann einfach 20.- bar gab, hörte das weinen direkt auf. Sie schaute genervt und ging weg. Niemand der wirklich in Not ist reagierte so.
Wie reagiert ihr in solchen Situationen?
8 Antworten
Ich würde sagen 95% schenken Dir keinen Wein ein. Manchmal geht ein ganzer Clan (die weiblichen Mitglieder) betteln in einem Wohngebiet mit "leidendem Madonnenblick" und wird anschließend von einem Auto der Oberklasse (männlicher gut genährter Fahrer) eingesammelt.
Einzelne Männer haben meist ein Drogenproblem, erbetteln sich so ihren Nachschub. Ich gehe davon aus, wenn sie sich sehr nervös und hektisch verhalten. Standard am Bahnhof: kannst Du mir das Geld für ein Ticket geben?
Die Probe ist gut: komm wir gehen dorthin zum Kiosk und ich bezahle für Dich ein belegtes Brötchen. Kaum jemand wird darauf eingehen.
Es ist natürlich schade, dass darunter vielleicht 5% wirklich unverschuldet in Not sind.
Ansonsten belohne ich gerne jeden, der dem Publikum eine kleine Leistung in der Fußgängerzone anbietet und sei es, dass er nur Blockflöte spielt.
Ui, nach deiner Erzählung scheint es mir durchaus so, dass du zu leichtgläublig und gutgläubig bist.
Denke nicht, dass du einem davon geholfen hast, sondern dich abzocken lässt, wenn ich ehrlich bin.
Da gibt es ja ganz große "Banden" die organisiert vorgehen und gibst zu viel.
Frage dich ehrlich und mutig, warum du ihnen so viel gibst.
Frage dich ebenso, wobei du selbst gerne Hilfe hättest.
Aber höre auf, so Menschen zu unterstützen, das finde ich für alle sehr ungünstig.
Ich bin mir da immer so unsicher, wieviel Vertrauen ich diesen Personen geben soll.
Glaube ich dir dir gar nicht mal .... ;-)
Ich glaube, dass du sehr wohl weißt, dass sie alle betrügen, aber irgendwas macht dir Sorgen und hält dich von einem klaren Nein ab.
Hinterfrage das und versuche Lösungen dafür zu finden.
Wie reagiert ihr in solchen Situationen?
Ablehnend, klar, deutlich, gefestigt, willensstark.
Das ist keine Hilfe, sondern hier unterstützt mal das Falsche, wie ich finde.
Ok.
Dann würde ich mich an deiner Stelle mit meinem schlechten Gewissen, mit eigenen Schuldgefühlen auseinandersetzen, um das Ganze aufzulösen, um damit ins Reine zu kommen, um inneren Frieden zu bekommen.
Persönlich finde ich, dass wir alle so unsere Herausforderungen haben, auch wenn wir gut versorgt leben gibt es da noch genügend.
Und wenn du einen Blick in die Welt wirfst, dann könntest du quasi nie wieder ohne Schuldgefühle leben.
Aber stimmt es, dass du für alle verantwortlich und schuldig bist?
Für alle Notleidenden, nicht nur für jene, die du siehst?
Und welche Nöte plagen dich selbst?
Wobei hättest du gerne Hilfe?
Wem oder wobei helfen Schuldgefühle? Oder bewirken / ändern Schuldgefühle in Wirklichkeit gar nichts?
Wie wertvoll und hilfreich kann ein Geben augrund von Schuldgefühlen sein?
Sind deine Schuldgefühle davon wirklich gegangen? Oder sind sie dennoch geblieben?
Gäbe es andere Möglichkeiten und Stellen, wo du sinnstiftender geben und helfen könntest?
Möchtest du in einem Lebensbereich etwas verändern, um dich besser zu fühlen?
Wäre es besser zu fragen, was schuld ist, nicht wer?
Wann und wo immer bist du selbst trügerisch anderen ggü? Willst du daran etwas ändern?
Glaubst du selbst daran, betrügen zu müssen, um zu etwas zu kommen oder eher das Gegenteil - fehlt es dir an Moralfreiheit? Kannst du dir nicht nehmen, was du brauchst?
Ich gebe aus Prinzip nichts. Es gibt genug Angebote für notleidende Menschen.
Wenn man caritativ tätig sein möchte kann man sich monatlich z.B einen definierten Spendenbetrag an eine beliebige Organisation überlegen, aber auf der Straße spontan Nein.
Wie du, mit der Zeit entwickelt man ein Gespür für Betrüger.
Ich bin zu 90% überzeugt das die mich verarschen. Ich glaub ihnen auch die Geschichten nicht die sie mir erzählen. Wenn sie sehr aufdringlich sind, biete ich zuerst andere Optionen an. Allein durch das ablehnen von diesen Möglichkeiten merke ich, diese Menschn sind nicht wirklich in Not. Geld habe ich bis jetzt sehr selten gegeben. Aber auch nur desshalb, damit ich mich selbst gut fühle bzw. kein schlechtes Gewissen habe.