Überschätzen viele Deutsche die Lebensqualität in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?
Viele Deutsche raten mir vom Auswandern in die USA ab, weil die Lebensqualität in Deutschland besser sei. Begründet wird das unter anderem mit dem Sozialsystem und den Waffengesetzen.
Ich hatte Gespräche mit Menschen, die in beiden Ländern gelebt haben. Manche davon finden Deutschland besser, andere die USA. Es ist also nicht so, dass die Lebensqualität in Deutschland objektiv besser ist.
Bei den meisten Menschen, die andere Länder im Vergleich zu Deutschland schlecht reden, habe ich das Gefühl, dass sie selbst noch nie dort gelebt haben. Sie selbst würden nicht in einem bestimmten Land leben wollen, was möglicherweise unter Berücksichtigung ihrer Lebensumstände auch Sinn ergibt. Dann stellen sie aber ihre eigenen Umstände als Tatsachen dar und tun so, als wäre es für niemanden sinnvoll, in dieses Land auszuwandern.
Wenn wir beim Beispiel Sozialsystem bleiben, kann ich verstehen, warum die meisten Deutschen das deutsche System gut finden: Man muss sich keine Sorgen machen, wenn man krank wird, etc. Das bedeutet aber nicht, dass dieses System objektiv das beste ist. Für Menschen mit einem hohen Einkommen ist das deutsche Sozialsystem zum Beispiel zu teuer. Sie würden vom System in den USA profitieren.
In dieser Frage geht es nicht konkret um die USA bzw. das Sozialsystem. Das war nur ein Beispiel, um die Sichtweise vieler Deutscher zu erklären, die vielleicht zur Überschätzung der Lebensqualität in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern führt.
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8 Antworten
Ja, absolut. Und das liegt daran, dass die allermeisten Deutschen nie in einem anderen Land leben. So ist Deutschland beispielsweise im Vergleich zu den skandinavischen Ländern höchstens ein Entwicklungsland.
So pauschal sicher nicht, aber gerade die USA sind nicht unbedingt in einer besseren Lage als wir. Das ändert nichs daran, dass es bessere Länder als Deutschland zum Leben gibt: Schweiz, Norwegen, um nur zwei zu nennen. Bei einerm davon brauchts du noch nicht einmal eine andere Sprache zu lernen, nur den Dialekt zu verstehen.
Die Sprachwissenschaft hat sehr genaue Kriterien, wie sie zwischen Dialekt und Sprache unterscheidet. Das führte hier zu weit, aber es gilt als eine Varietät (der Fachasudruck) des Deutschen.
Trotzdem ist es 1. kein Dialekt sondern ein Überbegriff für mindestens ein dutzend Dialekte, die in der Schweiz gesprochen werden und 2. kenne ich keine erwachsene Person die in der Schweiz lebt, aber in Deutschland aufgewachsen ist, die Schweizerdeutsch spricht. Schweizerdeutsch ist nicht so einfach zu lernen, wie man sich das vielleicht vorstellt.
Die Sprachwissenschaft hat sehr genaue Kriterien, wie sie zwischen Dialekt und Sprache unterscheidet.
Das interessiert mich jetzt aber doch sehr. Bill Bryson ist in Mother Tongue genau der gegenteiligen Meinung.
Ich liebe die Texte von Bill Bryson, aber da verwendet er vielleicht seine eigene Definition, und nicht die gängige.
Naja, ich hab aber auch schon an anderer Stelle gelesen dass man z.B. das Niederländische durchaus auch als einen Dialekt des Niederdeutschen betrachten kann. Und in Schottland gibt es auch die Ansicht von einigen das Scots nur ein Dialekt des Englischen sei und von Anderen dass es sich um eine Sprache handele.
Der wichtigste Unterschied ist, dass Dialekte phonologische und lexikalische Besonderheiten haben, aber um eine Sprache zu sein, müsste es gravierende Unterschiede in der Grammatik geben.
aber um eine Sprache zu sein, müsste es gravierende Unterschiede in der Grammatik geben.
Hmm...dann komm ich aber bei der großen Ähnlichkeit zwischen dänisch, schwedisch und norwegisch ins schleudern (Muttersprachler dieser Sprachen können sich problemlos unterhalten). Aber dass führt an dieser Stellen dann warscheinlich doch zu weit. Vielleicht mach ich da mal eine eigene Frage zu auf. Dennoch danke für deine Einschätzung.
Stimmt nicht, Schweden und Dänen verstehen sich kaum. Außerdem gibt es auch noch die politische Entscheidung, was eine Sprache ist, aber die hat eben nicht die gleiche Bedeutung. Außerdem können Portugiesen und Spanier sich verstehen, und da behauptet nun wirklich keiner, dass eines ein Dialekt vom anderen wäre.
Es tut mir nicht leid, dein Bild von in der Schweiz lebenden Deutschen etwas anzukratzen. Meine Schwägerin hat die ersten 18 Jahre ihres Lebens in Deutschland verbracht, ist dann zum Studium in die Schweiz gegangen, hat dort ihr Diplom gemacht, ihren Mann kennen gelernt, ihre Kinder zur Welt gebracht und überhaupt ihr ganzes weiteres Leben verbracht. Du kannst mir glauben, dass sie schon als Studentin vor etwa 50 Jahren perfekt Schwyzerdütsch sprach.
Ich schätze mich glücklich, in Deutschland geboren zu sein. Es gibt einige europäische Länder, in denen der Lebensstandard höher ist und möglicherweise die Lebensqualität auch. Letzteres müsste ich erst ausprobieren, um das beurteilen zu können.
Generell bin ich froh, in Europa zu leben. Ich sage das im Vergleich zu einigen außereuropäischen Ländern, in denen ich schon gelebt und gearbeitet habe. Natürlich kenne ich die meisten außereuropäischen und auch die meisten europäischen Länder, in denen ich war, nur als Tourist. Aber das reicht für ein grobes Bild und um zu wissen, dass es uns hier verdammt gut geht.
Deutschland überschätzt sich gern in allen möglichen Bereichen. Das betrifft zum Beispiel auch die Energiepolitik, wo Deutschland selber denkt super fortschrittlich zu sein, aber der Rest der Welt schüttelt über Deutschland nur den Kopf.
Die Lebensqualität in anderen Ländern ist teilweise besser als in Deutschland. In vielen Bereichen ist Deutschland nämlich nicht an der Spitze, sondern nur im Mittelfeld.
Es gibt nicht viele Länder der Größe von D, wo man besser leben kann.
Und was sind diese Länder wo ein man ohne Kinder als Software Ingenieur besser leben kann?
Es kommt nicht auf die Größe an. Beim Happiness Index ist DE wo? Platz 30 oder so?
Das liegt aber wohl auch daran, dass Deutsche gern auf hohem Niveau jammern.
Schweizerdeutsch könnte man auch als eigene Sprache bezeichnen. Das ist nicht einfach nur Hochdeutsch mit Helvetismen und -li hintendran.