Trennung wegen Selbstfindung nach 6 Jahren?

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Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Jenny.

zuerst möchte ich dir sagen, dass ich deine Geschichte mit viel Mitgefühl und Verständnis gelesen habe. Es ist mutig und stark von dir, deine Erfahrungen und Gefühle hier zu teilen. Es tut mir sehr leid zu hören, dass du und dein Partner diese schwierige Zeit durchmachen. Es ist verständlich, dass sich deine Welt durch seine Entscheidung, die Beziehung zu beenden, auf den Kopf gestellt fühlt. Hier sind einige Gedanken und Tipps, die dir helfen können, diese schwierige Zeit zu überstehen.

Es ist wichtig, dass du die Gründe deines Partners für seine Entscheidung verstehst und respektierst. Er scheint sich in einer tiefen Identitätskrise zu befinden und braucht Zeit und Raum, um sich selbst zu finden. Es ist keine leichte Entscheidung für ihn, und es erfordert viel Mut, sich einzugestehen, dass er nicht weiß, wer er ist und was er im Leben will. Seine Entscheidung, sich zurückzuziehen, um sich selbst zu finden, ist ein Zeichen dafür, dass er dich und eure Beziehung genug respektiert, um ehrlich zu sein. Es ist verständlich, dass diese Situation für dich sehr schmerzhaft ist, besonders nach so vielen gemeinsamen Jahren und der Verlobung.

In dieser Phase ist es wichtig, dass du auch auf dich selbst achtest. Du hast schon schwierige Zeiten durchgemacht und bist gestärkt daraus hervorgegangen. Jetzt ist es an der Zeit, diese Stärke wieder zu nutzen und für dich selbst da zu sein. Gönne dir Momente der Ruhe und des Nachdenkens. Es ist in Ordnung, traurig, verwirrt und wütend zu sein. Diese Gefühle sind ein natürlicher Teil des Heilungsprozesses.

Du erwähnst, dass er in Kontakt bleiben möchte und dass ihr euch sehen und sprechen könnt. Das kann in vielerlei Hinsicht hilfreich sein, birgt aber auch die Gefahr, den Heilungsprozess zu verlängern oder zu erschweren. In deiner Situation würde ich mich eher schlecht fühlen, wenn ich ständig Kontakt zu meinem Ex hätte, und das würde meinem eigenen Heilungsprozess schaden. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und sicherzustellen, dass der Kontakt für euch beide gesund und unterstützend ist. Es kann hilfreich sein, feste Zeiten für Gespräche oder Treffen zu vereinbaren, um sicherzustellen, dass du auch genug Raum für dich selbst hast.

In der Zwischenzeit könntest du versuchen, dich auf deine eigenen Interessen und Hobbys zu konzentrieren. Dinge zu tun, die dir Spaß machen, kann dir helfen, dich abzulenken und wieder zu dir selbst zu finden. Du kannst auch darüber nachdenken, professionelle Hilfe in Form von Therapie oder Beratung in Anspruch zu nehmen, um durch diese schwierige Zeit zu kommen. Ein neutraler Dritter kann dir oft neue Perspektiven aufzeigen und dir helfen, mit deinen Gefühlen umzugehen.

Es ist auch wichtig, dein Unterstützungsnetzwerk zu nutzen. Du hast erwähnt, dass sich eure Familien gut verstehen und ihr einen starken Freundeskreis habt. Trau dich , sie anzusprechen und um Unterstützung zu bitten. Oft kann es sehr heilsam sein, einfach mit jemandem zu reden, der dich versteht und dir zuhört.

Und schließlich: Lass die Hoffnung nicht sterben, aber behalte sie auch nicht als einzigen Halt. Es ist möglich, dass ihr nach dieser Zeit der Selbstfindung wieder zueinander findet. Aber es ist auch wichtig, dass du dich auf deinen eigenen Weg konzentrierst und dafür sorgst, dass du unabhängig und stark bleibst, egal was die Zukunft bringt.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft und alles Gute auf diesem Weg. Es ist ein schwieriger Prozess, aber du hast schon so viel geschafft und wirst auch diese Herausforderung meistern. Bleib stark und pass gut auf dich auf.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

JennyL97 
Beitragsersteller
 11.07.2024, 13:11

Vielen Dank für deine lieben Worte und die Zeit, die du dir genommen hast um meine Geschichte zu lesen uns so ausführlich darauf zu antworten. 🙏

Ich habe Verständnis für seine Situation und akzeptiere natürlich seine Entscheidung. Ich sehe ja wie leer und verloren er gerade auch wirkt. Was mir zusätzlich natürlich weh tut ihn so leiden zu sehen.

Ebenso bin ich mir bewusst wie viel Überwindung ihn das gerade alles kostet. Über seine Gefühle und Gedanken zu reden...er meinte selbst zu mir 'jedes Wort fühlt sich wie ein Stein an, den ich hochwürgen muss'

In seiner Familie hat er immer die Rolle des Starken übernommen, allgemein hat er nach außen immer so für alle gewirkt. Aber das war nur eine Maskerade. Das wusste ich schon länger, weil ich ebenso eine andere Seite von ihm kenne...die weiche Seite, die in den Arm genommen, gekuschelt und gestreichelt werden will.

Was das mit dem Kontakt betrifft bin ich auch eher deiner Meinung. Sicher gibt es in nächster Zeit erstmal einiges zu klären wegen der gemeinsamen Wohnung, die wir nun abgeben müssen, da keiner von uns allein darin leben möchte. Es war halt UNSER Zuhause. Aber alles drumherum möchte ich versuchen so gut es geht ruhen zu lassen, zumindest bis ein wenig Zeit vergangen ist.

Mit Freunden und Familie bin ich bereits auch viel in Kontakt. Auch mit seinen Eltern, eben weil auch hier das Verhältnis sehr stark war. Genauso ist er mit meinen Eltern in Kontakt. Auch für die war es ein Schock und sie müssen das verarbeiten.

Ich danke dir von Herzen!

Liebe Grüße

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Hi du.

Ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen.

Ich bin mit meiner Frau seit 16 Jahren zusammen und wir haben beide auch schon einiges durch. Meine erste Therapie hatte ich vor 12 Jahren, 3 Jahre später hatte ich eine Depression, es folgten weitere Jahre verschiedener Therapieformen, in denen ich auch zu mir selbst fand, mir dabei klar wurde was ich eigentlich brauche, fühle und dass ich in den Jahrzehnten zuvor eigentlich nur in der Anpassung lebte. Da meine Frau in all den Jahren weder in Form einer Therapie noch in sonst einer Art und Weise ihre Persönlichkeit versuchte zu entwickeln, entstand da wie so eine Art von Kluft zwischen uns, die es vorher nicht gab.

Einerseits habe ich das Gefühl, dass diese Beziehung nicht mehr zu mir und meinem Leben, wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat, passt. Andererseits weiß ich, dass meine Frau mich über alles liebt, voll hinter mir und auch hinter der Beziehung steht, mir hundertprozentig vertraut, immer möchte dass es mir und auch der Beziehung gut geht und so gesehen ja auch keinen Fehler oder mir Unrecht getan hat.

Hierdurch bin ich gerade sehr unschlüssig wie ich mich entscheiden soll, da ich, egal wie ich mich entscheide, einen hohen Preis dafür bezahlen werde. Es fühlt sich auch aktuell so ein wenig an, als würde ich ein Doppelleben führen.

Nun... Was kannst du tun...?! Vor allem ehrlich zu dir selbst und auch zu ihm sein. Falls er klar weiß und kommuniziert was er braucht, dann kannst du schon sagen oder zeigen was das mit dir macht oder was du darüber denkst, solltest aber vermeiden ihn zu irgendetwas überreden. Wie heißt es so schön... Hör auf tote Pferde zu reiten. Andererseits hat er sich bisher ja auch nicht gegen die Beziehung ausgesprochen, sondern so gesehen nur für sich.


JennyL97 
Beitragsersteller
 11.07.2024, 12:58

Vielen Dank für deine Antwort und dass du auch von deiner Geschichte berichtet hast.

Glücklicherweise sind wir beide sehr kommunikativ und haben gestern viel geredet und uns auch gegenseitig gesagt, dass wir kommunizieren wenn wir Redebedarf haben. 🙏

Überreden würde ich ihn zu nix, weil ich absolut weiß, dass das nix bringt oder die Situation verschlimmert.

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