Tipps für das Arbeiten im Labor?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
habe ich mir alles aufgeschrieben, was ich noch im Kopf behalten habe (wie gehe ich mit einem Rotationsverdampfer,

Das klingt sehr nach jemandem, der lieber auswendig lernt als zu verstehen. Und das erklärt vielleicht auch Deinen Misserfolg: Eine unverstandene Vorschrift nachzukochen ist ein Glücksspiel. Wenn Du einmal verstanden hast, wie man die Geräte bedient, und warum man es genau so macht, dann brauchst Du dafür keinen Aufschrieb mehr.

Zum Warum der Reinheit: Wie bei allen anderen Studieninhalten, die über das Abiturwissen hinausgehen, sind die deshalb wichtig, weil der Lehrer etwas mehr können und verstehen sollte als der Schüler.

Ohne Euer OC-Praktikum zu kennen: Reinheit bestimmen, (Schmelzpunkt, Brechungsindex, GC) und wenn unzureichend erneut umkristallisieren oder destillieren oder eluieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

DieChemikerin 
Beitragsersteller
 12.07.2019, 17:12

Danke. Ja, das ist ein ganz großes Problem, das ich im Chemiestudium habe. Ich lerne eher auswendig, anstatt es wirklich verstehen zu wollen. Warum? Weil ich schlichtweg keine Zeit für den Verstehensprozess habe. Ich studiere zwei Fächer, die es zum wirklichen Verstehen eigentlich bräuchten, jeweils einzeln studiert zu werden. Und dadurch muss ich Abstriche machen - die gibt es dann zwangsläufig in diesem wichtigen Schritt, was ich sehr sehr schade finde.

Und am Ende - stimmt so: Wir müssen den Brechungsindex/Schmelzpunkt bestimmen und auch angeben, bezüglich der Reinheit.

Und ich schreibe mir das nicht auf, weil ich es auswendig lernen will, sondern weil ich in einem Jahr sicherlich nicht mehr weiß, wie ich mit dem Schmelzpunktmessgerät umgehen muss. Da gibt es nichts zu verstehen wie bei Reaktionsmechanismen oder so.

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TomRichter  12.07.2019, 18:37
@DieChemikerin

> Weil ich schlichtweg keine Zeit für den Verstehensprozess habe

Aber wie willst Du Chemie unterrichten, wenn Du den Stoff nicht verstanden, sondern nur auswendig gelernt hast? Chemie lebt halt, anders als Mathe oder Latein, von Experimenten.

> wie ich mit dem Schmelzpunktmessgerät umgehen muss. Da gibt es nichts zu verstehen

Falls Ihr einen Automaten dafür haben solltet, stimme ich Dir zu. Die aus Kostengründen wie auch aus didaktischen Gründen zu bevorzugenden klassischen Verfahren dagegen kann man verstehen.

Wie man ein Schmelzpunktröhrchen füllt, lernt man nicht auswendig - wenn man es einmal gemacht hat, vergisst man das nicht wieder. Und dass man langsam aufheizt, muss man auch nicht auswendig lernen, wenn man bedenkt, dass die Wärme Zeit braucht, um von der Quelle zum Thermometer und zur Substanz zu gelangen.

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DieChemikerin 
Beitragsersteller
 13.07.2019, 08:09
@TomRichter
Wie man ein Schmelzpunktröhrchen füllt, lernt man nicht auswendig - wenn man es einmal gemacht hat, vergisst man das nicht wieder. Und dass man langsam aufheizt, muss man auch nicht auswendig lernen, wenn man bedenkt, dass die Wärme Zeit braucht, um von der Quelle zum Thermometer und zur Substanz zu gelangen

Das sind dann eher Trivialia, die man natürlich nicht wieder vergisst.

Chemie lebt halt, anders als Mathe oder Latein, von Experimenten.

Da stimmt ich dir vollkommen zu. Sag das aber bitte den Leuten, die die Regelstudienzeit auf sechs Semester festgelegt haben und nicht mir.

Ich bin auch einfach demotiviert, weil man mich nur wegen der Reinheit hat durchfallen lassen. Den Rest hatte ich im Praktikum sogar verstanden (sonst habe ich ziemlich gut abgeschnitten, selbst in der Laborpraxis, die ebenfalls bewertet wurde). Dadurch habe ich jetzt ein Semester fast komplett weg geschmissen...

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TomRichter  13.07.2019, 13:53
@DieChemikerin

Deinen Frust kann ich verstehen.

Passend zur Praxis, immer mehr Experimente von den Schülern fernzuhalten, müsste man eigentlich auch die Lehrerausbildung umstellen auf "Experimente" am PC. Die gelingen besser, und in kürzerer Zeit.

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DieChemikerin 
Beitragsersteller
 13.07.2019, 19:45
@TomRichter

Keine Sorge, ich möchte die Experimente nicht von meinen SuS fernhalten, im Gegenteil. Mir macht es großen Spaß, mit den SuS zu experimentieren. Bezüglich der Sicherheit etc kenne ich mich natürlich aus (und man informiert sich, bevor man sowas mit den SuS macht, eh nochmal). Aber es ist doch etwas anderes, ob ich in der Uni mit elementarem Brom arbeite oder in der Schule ein galvanisches Element bauen lasse, ganz salopp gesagt. An meiner alten Schule wurde bspw. Brom verboten, weil einem Lehrer ein Fläschchen mit 40 (!) mL Brom aus der Hand fiel und der ganze Neubau dann evakuiert werden musste. Für sowas finde ich das Praktikum super, da man einerseits lernt, wie man mit gewissen Stoffen umzugehen hat und andererseits seine Angst verliert und das eher in Respekt umschlägt, was für sicheres Arbeiten sorgt.

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Ich war zwar nur Lehramtsstudent mt Chemie als Nebenfach und will's nicht schönreden, inzwischen ist das knapp 40 Jahre her, nicht mehr gut 30.

Jedenfalls kann ich mich an einen Kochkurs erinnern, wo ich anfang ganz locker im Plan lag, jede Synthese klappte, bis dann die eine kam, wo dann nichts mehr klappte. Keine Ahnung, ob das einfach Pech war, oder Schlampigkeit gepaart mit Arroganz oder ein nur tiefenpsychologisch erklärbarer Akt der Selbstsabotage.

Dass die Stoffe im Kolben nichts gegen dich als Person haben, weißt du, und mit dem dummen Spruch "Kaum macht man's richtig, schon klappt's" brauch ich dir auch nicht kommen. Es helfen Sorgfalt und Respekt, aber ohne Angst! Einfach mal mit den anderen sprechen oder ihnen auf die Finger schauen kann auch nicht schaden.

Keine Ahnung, ob dir das irgendwie hilft, jedenfalls wünsche ich dir viel Erfolg und das bisschen Glück, das vielleicht doch eine Rolle spielt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung