"Sturm & Drang" - "Empfindsamkeit" - Unterschied?

3 Antworten

Die Empfindsamkeit hat den aufklärerischen, einseitigen Blick auf den Menschen als rein rationales Wesen erweitert und das Gefühl mit ins Spiel gebracht. Sie stand dann für eine Ausgewogenheit zwischen Verstand und Gefühl, d.h. die Emotionen waren immer noch moralischen Normen unterstellt.

Der Sturm und Drang dagegen steht für eine Emotionalität, die sich vollkommen von allen Vorgaben löst und sich unabhängig von der Vernunft im Gefühl des Einzelnen nach Belieben entfalten kann.

"zwischen den beiden Zeiten" ist  nicht gerade gut gesagt, da die beiden stark auf irrationalem Gefühl basierenden  Gegenströmungen zu Rationalismus und   vernunftbetonter Aufklärung zeitlich ja  ziemlich parallel verlaufen sind. Es sind eben 2  verschiedene Seiten des Gefühls, denn gerade auch die wilde "Sturm und Drang"-Bewegung, als  jeder meinte,  ein  Genie ähnlich Shakespeare zu sein, das sich nicht um Regeln und Vorschriften kümmern müsse ("Geniezeit"), hatte sehr wenig mit Vernunft im Sinn.  Geh doch auf Wikipedia und gib die beiden Begriffe ein.


Koschutnig  08.10.2015, 18:05

Und ein Tipp: Schreib künftig  im Voraus mit nur 1 R (vor + aus!)

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Sturm und Drang war die Gegenbewegung der jungen Genies (Goethe, Schiller) und der nicht ganz so großen (Lenz, Klinger, ...) zur Aufklärung, die sich dann aus dem "wilden Most" zur Klassik klärte.

Die Empfindsamkeit war weniger eine Übergangsperiode. Ihre Vertreter hielten stärker an den Haltungen ihrer Jugend fest, verloren aber an Kreativität (recht pauschal ausgedrückt).

Ausführlicher dazu die Wikipedia, die Goethes Werther sowohl Empfindsamkeit als auch Sturm und Drang zuordnet:

"Um die Jahrhundertmitte entdeckte der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau in seinem Briefroman Julie ou la nouvelle Héloïse (1761) eine „unberührte“ Natur als Gegenbild zur (höfischen) Zivilisation. Auch dessen Vorläufer, der sentimentale Briefroman Pamela or Virtue rewarded (1740) von Samuel Richardson hatte mit seinen sozialkritischen Tendenzen großen literarischen Einfluss.

Der Musiker und Verleger Johann Christoph Bode übersetzte Laurence Sternes Roman A Sentimental Journey Through France and Italy unter dem Titel Yoriks empfindsame Reise 1768 ins Deutsche und hatte damit großen Erfolg. Das Wort „empfindsam“ war ein Neologismus, zu dem Gotthold Ephraim Lessing geraten hatte und der in der Folge auf die ganze Epoche übertragen wurde.

Deutsche Dichter, die der Empfindsamkeit nahestehen, waren Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803), Christian Fürchtegott Gellert(1715–1769) und Sophie von La Roche (1730–1807), die erste Autorin eines Briefromans in deutscher Sprache. Johann Timotheus Hermes hat mit seinem Roman Sophiens Reise von Memel nach Sachsen ein erfolgreiches Werk dieser Literaturepoche verfasst. Der Einfluss der Empfindsamkeit zeigt sich noch in Goethes Jugendwerk Die Leiden des jungen Werthers (1774), einem Hauptwerk desSturm und Drang. Der Roman ist der literarische Höhepunkt des „Zeitalter[s] der Empfindlichkeit“ (Renate Krüger) und der Beginn ihres Rückganges als Kunstepoche (Goethe in „Dichtung und Wahrheit“)."