Stumpft man ab, wenn man als Sanitäter/Arzt häufig mit Schwerstverletzten/Sterbenden zu tun hat, oder als Polizist oft mit häuslicher Gewalt konfrontiert wird?

4 Antworten

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Im Bezug auf Schwerverletzte/Sterbende kann ich sagen: Man stumpft definitiv nicht ab. Schwerstverletzte und Todesfälle sind zumindest im Polizeiberuf eine Ausnahmesituation und ich kann nur jedem dringend empfehlen, den Anblick zu vermeiden und sich von solchen Sachen fernzuhalten (wenn möglich).

Das heißt natürlich nicht, dass man nicht zu so einem Einsatz fährt, wenn er kommt. Aber wenn man mit drei Streifenwagen zu einer Person fährt, die gerade von der Bahn überfahren wurde und schon gemeldet wird, das sind Verletzungen die nicht mit dem Leben vereinbar sind, die Person also bereits verstorben ist, sehe ich keinen Grund darin, dass da noch mal alle hingehen. Hier gillt es ganz klar, unnötigen Anblick vermeiden und sich davon fernzuhalten... man kann sowieso nichts mehr machen.

Auch wenn viele meinen, sie können das ja ab... man wäre nicht der erste, der 20 Leichen gesehen hat und bei der 21. Leiche etwas im Kopf einen Trigger auslöst und man den (Außen)dienst quittieren kann.


Gulpitdown310 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 02:38

Bei der Kollision eines Esels mit einem nicht mal schnell fahrenden Zugs fliegen buchstäblich die Fetzen. Wenn das bei Menschen auch so ist, sollte man sich den Anblick unbedingt ersparen

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peti12314  05.07.2024, 03:08
@Gulpitdown310

Ja, den Anblick sollte man sich ersparen. Wobei ich sagen muss, dass man es nicht immer davon abhängig machen kann.

Einsätze mit der Bahn laufen was sowas angeht meistens ganz „ruhig“ ab, weil man meistens sowieso nichts mehr machen kann. Auch wenn der Anblick natürlich nichts für schwache Nerven ist.

Ich hatte mal einen Einsatz, da waren wir das erste Fahrzeug vor Ort. Da sah die leblose Person nicht ansatzweise so schlimm aus, wie bei einem Unfall mit der Bahn. Aber aufgrund der Gesamtumstände, ist dem Kollegen und mir jede Farbe aus dem Gesicht geglitten. Wir konnten einfach nicht glauben, dass das jetzt wirklich real ist, was dort passiert ist. Da habe ich auch Wochen später noch drüber nachgedacht. Deshalb… jeder Todesfall birgt seine eigenen „Gefahren“.

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Viele sagen Ja. Ich kann das für mich persönlich nicht bestätigen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich in einer etwas ruhigeren Gegend von NRW arbeite und noch nicht „oft genug“ schlimme Einsätze erlebt habe… oder meine Selbstreflexion ist im Eimer.

Wenn ich belastende Einsätze erlebe, ist mir das auf jeden Fall nicht egal. Mir raubt es zwar auch nicht den Schlaf, aber das hat es von Anfang an nicht und sollte es meiner Meinung auch nicht.

Gruß, B.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – seit 2016 bei der Polizei NRW.

Ja, das ist so. Allerdings schaffen es nicht alle in diesen Berufen, diese Dinge als gegeben hinzunehmen. De Facto ist das Auftreten von Alkoholkrankheiten und Tabletten- Drogenkonsum gerade in den Berufszweigen der Ärzte und Polizei sehr stark verbreitet.

Jap, definitiv.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungssanitäter und Calltaker auf der Rettungsleitstelle