Stumpft die heutige Gesellschaft immer mehr ab?
Guten Morgen zusammen, ich hatte letztens Besuch von meiner Tante und wir hatten einige sehr emotionale Gespräche gehabt. Kindheit, Eltern, Verwandtschaft, Familie, Tod usw. ...
Also sehr gefühlsbetonte Themen, die viel in einem aufgewühlt haben. Wir waren uns einig darüber, dass es sehr wichtig ist, auch über Gefühle offen reden zu können und das man das allgemein zu wenig in der heutigen Zeit macht. So bleibt vieles im Ungewissen und mitunter entstehen viele Missverständnisse...
Schließtlich möchte man vor den Mitmenschen keine Schwäche (evtl. begleitet von kullernden Tränen) zeigen!
Wie ist das bei euch und wie seht ihr das? Gibt es bei euch auch Themen, wo ihr bereut, sie nicht früher mit dem einen oder anderen Menschen mal besprochen zu haben und es jetzt womöglich zu spät ist? Wie seht ihr allgemein den Wandel in der heutigen Zeit in Bezug auf Kommunikation? Beobachtet ihr auch Unterschiede zwischen den Generationen?
Nehmt euch die Zeit und denkt in Ruhe darüber nach. 😊
Ich wünsche euch allen einen schönen Dienstag.
LG
23 Antworten
Guten Nachmittag, lieber Noidea, und einen ebensolchen in die hoffentlich noch nicht ganz stumpfe Runde.
Ich teile deinen Eindruck nicht unbedingt, ich denke aber, dass sich die Schere spreizt. Mit soviel Gefühlsduselei wie heute ist man früher nicht zugeschüttet worden. Wenn ich allein an die ganzen Sendungen Marke "Bachelor" oder "Traumhochzeit" denke, meine ich manchmal, dass es hypermodern ist, seine Gefühle auf eine möglchst breite Plattform zu stellen und mit aller, aber auch wirklich aller Welt zu teilen.
Auch die Sozialen Medien hauen in die selbe Kerbe und fluten das Internet mit Gefühlen, wo ich schon manchmal daran zweifle, ob es auch noch ein bisschen Verstand gibt.
Auf der anderen Seite stumpfen wir vielleicht gerade wegen dieses emotionalen Trommelfeuers ab und verlernen auf die Nuancen zu hören. Nehmen eine Liebeserklärung gar nicht mehr wahr, wenn sie nicht von einem Zeppelin auf einem Transüparent über den Himmel gezogen wird, sondern nnur als Post-it auf der Kühlschranktür klebt.
Und wir leben in einem Zeitalter des Ich. Egoismus, oder genauer gesagt Egomanie sind momentan die wahre Bedrohung einer Gesellschaft, die sich deutlicher spaltet als je zuvor. In leistungsstarke Menschen und in leistungsschwache, aber auch in Leute, die ackern so gut sie können, und in Leute, die sich und ihr Schicksal beweinen und immer nach einem Staat rufen, der es richten soll, was sie selber nicht auf die Reihe kriegen. Diese Trennlinien sind keineswegs identisch!
Letztlich stumpft die Gesellschaft nur dann ab, wenn ich selber abstumpfe, zumindest mehr als mir das altersgemäß zusteht. Denn jeden Schrei muss ich nun wirklich nicht mehr mitmachen.
Die Menschheit ist diesem Schubladen-Denken verfallen finde ich und wer oder was nicht in eine solche passt, hm schwierig.
Es gibt auch nicht sehr Viele die Rückrat haben haben, aber ich denke das war früher auch schon so.
Hab einen schönen Abend, LG. :-)) Und sehr gute Antwort. DH.
Moin,
Schließtlich möchte man vor den Mitmenschen keine Schwäche (evtl. begleitet von kullernden Tränen) zeigen!
Das halte ich für ausgemachten Blödsinn - genau so wie die Aussage, dass Männer nicht weinen dürften. Selbstverständlich soll man seine Gefühle auch durchaus zeigen können. Lachen / Fröhlichkeit zeigt man gerne - warum also nicht auch Traurigkeit usw???
Bei mir hat es recht lange gedauert, bis ich tatsächlich kapiert habe, dass das Reden unheimlich wichtig ist. Ich denke, wenn ich das früher erkannt hätte, wäre mir wohl so Einiges erspart geblieben.
Die heutige Jugend hat es sehr viel einfacher. Man redet frei und offen über alle Themen, welche vor Jahren noch ein striktes Tabu waren - eigentlich beneidenswert.
Viele Menschen heute können es (mangels Vergleichsmöglichkeiten) gar nicht mehr nachvollziehen, wie es in den 50er bis 70ger Jahren ablief. Dann erst kamen die ersten Lockerungen....
Euch noch einen schönen Tag
Das ist eine falsche Wertevermittlung, Traurigkeit mit Schwäche gleichzusetzen.
Dir einen schönen Abend lieber grisu, LG. :)
Hey,
guten Abend Noidea und den anderen Tollen hier,
da es durch all die Social-Media-Plattformen zu einer Reizüberflutung kommt, was auch die Verschwörungstheoretiker fleißig ausnutzen, denke ich schon, dass Jemand der sich das Alles reinzieht, schnell abgestumpft wird.
Wenn man seine Gefühle zeigt, macht man sich ja ein stückweit verletzlich und das sollte man nur in einer Umgebung tun, wo man weiß, dass einem kein Strick daraus gedreht wird und das sind nun mal Freunde und nicht das Netz oder die Öffentlichkeit. Man kann nur da wirklich offen sein, bei Menschen denen man vertraut und die mit der Seele des Anderen ebenso umgehen wie mit der eigenen.
Andererseits sieht man z. B. bei Flutkatastrophen auch sehr schön, dass es immer noch Nachbarschaftshilfe gibt, oder auch wildfremde Leute reisen extra zur Hilfe an.
Was die Generationen angeht und ihr Umgang miteinander, ist es heute viel freier als früher, wo Alles nach ganz strengen vorgegebenen Regeln verlief, finde ich und beide Generationen können voneinander lernen, auch die Alten durchaus von den Jungen und wenn man seiner Umgebung auf Augenhöhe begegnet, ist das allemal das Beste.
Es kommt immer auf das Individuum an und die Gesellschaft ist so vielfältig wie in dem Schmetterlingsspruch den KatzenEngel vor drei Gugumos mal hier gepostet hat und den ich sehr gut finde.
Einen Spruch habe ich im hohen Thüringer Wald mal in einer Hütte gelesen `Die Menschen sagen immer die Zeiten werden schlimmer, die Zeiten bleiben immer, die Menschen werden schlimmer.´ Obwohl ich das, wie erwähnt so direkt gar nicht mal bestätigen kann, selbst wenn man den Eindruck haben könnte. Was allerdings tatsächlich schlimmer geworden zu sein scheint, ist die Gier, was ich nahezu täglich an der Behandlung des Waldes sehe, das ist wirklich schlimm und da haben die Alten offenbar noch etwas weiter gedacht als nur an die Dollars oder Euro im Jetzt.
Euch noch einen schönen Abend, LG. :-)
Genauso ist es und das merkt man auch relativ schnell, ob Jemand so ist.
Danke dir für deinen netten Kommentar, auch wenn ich ihn nun erst spät gelesen habe, LG. :)
Ein schönes Wochenende dir, LG. :)
Meine liebe Freundin, ich grüße dich.
Bin etwas verspätet heute, macht aber nichts. Ich bin sehr begeistert von deiner Antwort, denn sie hat Tiefgang. Du hast vieles richtig gut angesprochen. Da kann ich mich voll dahinterstellen. Vielen Dank für diese hervorragende Antwort.
Euch noch einen schönen Tag und herzliche Grüße von eurem W.
Einen wunderschönen guten Morgen Noidea, und auch an alle anderen in der Runde hier und vielen Dank für diese Frage.
Das ist eine sehr interessante Frage, die viel Rum für Antwort lässt.
Ich denke, dass die Grenzen für das Abstumpfen der Gesellschaft immer mehr verfließen. Die Gesellschaft unterteile ich in zwei Lager. Das ist zum einen das Volk und zum anderen die Politik. Mir fällt auch auf, dass Hemmschwellen auf beiden Seiten immer mehr sinken. Ich möchte nicht ins Persönliche gehen, denn da läuft alles prima. Aus meiner Sicht, ist es immer besser, Probleme auszudiskutieren. Das kann zielführend und hilfreich sein. Gesellschaftlich sehe ich, dass Menschen nur noch funktionieren, hinnehmen und akzeptieren sollen, besser müssen.
Der große Druck, der auf die Menschen derzeit ausgeübt wird, erzeugt natürlich auch einen Gegendruck. Das sehe ich als einen ganz natürlichen Vorgang an. Menschen müssen anzeigen, wenn die Politik den Bogen überspannt.
Der arme Laschet war nur zu einem Teil am schlechten Wahlergebnis der CDU schuld, den größten Teil schreibe ich der noch Bundeskanzlerin zu, die seit langem die Verbindung zu ihrem Volk gekappt hat und nicht mit dem Volk regierte, sondern gegen das Volk. Schließlich hat sie ja mal geschworen allen Schaden von Volk abzuwenden. In dieser Beziehung hat sie auf ganzer Linie versagt.
Ich wünsche allen noch einen schönen Tag und sende herzliche Grüße von Lazarius.
Vielen Dank. Aber mir ging es nicht so um die Politik, sondern viel mehr auch um die Gefühle im engsten Umkreis, der eigenen Familie. Sehr oft sagen die Kinder den Eltern nicht, was sie für Probleme haben. Und dies steigert sich über die vielen Jahre und prägt das Leben von vielen...
Ich habe dich schon richtig verstanden. Ich legte ja auch dar, dass ich nicht ins Private gehen möchte, weil da alles i. O. ist. Zu meinen vier Enkelkindern habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Da gibt es nichts, was unter dem Tisch gekehrt wird. Probleme werden offen angesprochen, diskutiert und so auf einen richtigen Weg gebracht.
Wenn du nicht geboren worden wärst, dann hättest du keine Probleme. Aber alles wäre dir erspart geblieben. Also irgendwo stimmt es, dass es ein Fehler ist geboren zu werden und leben zu müssen. Das ist sehr spirituell.
Und es passiert ihnen Nix lieber Freund, trotz ihrer Schwüre. Auch die Glöckner sollte man verklagen (können), dass die dieses Gift nochmal zugelassen hat, das nun die Bienen killt. Das war schon seit Jahren verboten und nur noch in sog. Ausnahmefällen war die Möglichkeit gegeben, es wieder einsetzen zu können. Der Ausnahmefall war eine Blattlaus an der Ernte einiger Bauern.
Zum Glück bist du nicht abgestumpft und ich wünsche dir einen schönen Abend noch. GLG. + ... :-)
Ich empfinde das genau umgekehrt.
Heute wird viel mehr über Gefühle gesprochen, als in meiner KInder und Jugendzeit.
Dazu muss ich aber sagen, meine Eltern sind aus der Kriegs und Nachkriegsgeneration.
Mein Vater war Jahrgang 13 und meine Mutter ist Jahrgang 37.
Als Soldat konnte man sich keine zarten Gefühle erlauben, wenn man all das Elend um sich herum sah. War man da nicht stumpf, sank die Überlebenschance erheblich.
Meine Mutter war noch ein kleines Mädchen damals. Und sie hat den Krieg aus Kinderaugen gesehen, vieles nicht verstanden, denn es wurde auch nicht viel erklärt. Im Überlebenskampf blieb für "Gefühlsduselei" keine Zeit, es gan wichtigers- einen vollen Bauch z.B. oder wie man als junge Mutter den Siegersoldaten am besten aus dem Weg geht.
Aber über all die traumatischen Erlebnisse wurde nie gesprochen.
Und so, wurde auf meine kindlichen Gefühle auch weder Rücksicht genomme, noch wurde darüber geredet. Ich wurde mit Sätzen wie: Stell dich gefälligst nicht so an! großgezogen. Weihnachten stand plötzlich mein Lieblingskaninchen als Braten auf dem Tisch, und wenn ich wegen irgendwas heulte gabs oft genug den Satz zu hören: Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann bekommst du wirklich einen Grund zum weinen!
Na ja, ich habe mich nach Kräften bemüht es bei meinen Kindern anders zu machen, aber trotzdem erwischte ich mich ein paar mal, vorzugsweise in Stresssituationen, wo ich genau diese verhassten, weil abwertenden Sätze, von mir gab.
Du bist halt auch nur ein Mensch und diese Sätze hattest du als Kind schon verinnerlicht, also ist es schwer sie wieder loszuwerden.
Sicher hast du bei der Erziehung deiner Kinder sehr Vieles richtig gemacht. ;-)
Dir noch einen schönen Abend und viel Freude mit den Gefiederten, LG. :-))
Das verstehe ich natürlich. Andere Zeiten und andere Sitten. Mehr oder weniger normal.
Gänsehaut pur - vor allem bei der Formulierung bzgl. der "Seele des anderen"...;)