Stieleiche wächst nicht?

6 Antworten

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Hallo,

Ich meine, dass ich in deiner Frage ein Schlüsselwort ausgemacht habe, und das heißt verpflanzt.

Du hast da also einen Stieleichen-Sämling, wie auch immer, ausgegraben und umgepflanzt.

Für mich als Förster gibt es eine ganz klare Rangfolge bei der Begründung von Waldbeständen:

1.) Naturverjüngung: was lässt die Natur von alleine wachsen, nur wenn das nicht passt, die notwendigen Baumarten kommen einfach nicht von alleine, geht die Reihe weiter:

2.) Saat: wenn die benötigten Baumarten nicht von alleine kommen, dann ist es immer noch besser, sie können sich am endgültigen Wuchsort ungestört von Anfang an, also aus dem Samen, durch Saat entwickeln.

3.) Pflanzung. Sollte also immer die letzte Möglichkeit sein, kommt aber in der Praxis am häufigsten vor.

Je höher die Wurzelenergie und damit die Notwendigkeit einer Baumart ist, eine tief streichende Wurzel zu entwickeln, desto wichtiger erscheint mir die Beachtung der Grundsätze der genannten Reihe. Die Stieleiche ist eine Baumart mit extrem hoher Wurzelenergie, mit einer extrem tief streichenden Wurzel. Sie reagiert also nach meiner Beobachtung besonders empfindlich darauf, wenn sie nochmals ausgegraben, nochmals umgepflanzt wird, und zwar umso heftiger, je älter sie ist. Wenn ich im Wald Eiche nicht aus Naturverjüngung erzielen und auch nicht säen kann, dann schaue ich immer, dass ich Pflanzen bekomme, die nicht älter sind als ein Jahr. Im Wald kann ich nicht jedem einzelnen Pflänzchem dieselbe Zuwendung zukommen lassen, die deine Eiche bei dir zweifellos erfährt. Daher glaube ich, dass dein Bäumchen immer noch zu einer sehr stattlichen Eiche heranwachsen kann, sie wurde nur durch das Umpflanzen ein paar Jahre zurückgeworfen. Du stellst daher heute ein relativ geringes Wachstum fest, das deinen Ansprüchen anscheinend nicht genügt. Aber schau in ein paar Jahrzehnten nochmals nach, ich bin sicher, dann passt es schon!

Und zum Standort, schwerer Ton: ich wüsste kaum eine Baumart als die Stieleiche, die damit besser zurecht käme. Warum soll ausgerechnet sie also einen Bodenaustausch Richtung Sand benötigen?


Pomophilus  25.11.2020, 14:38

Dankeschön!!!y🌟

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Physics96 
Beitragsersteller
 24.11.2020, 23:46

Also der Sämling war wahrscheinlich 1- oder max. 2-jährig als ich ihn ausgegraben hatte. Er ist im ersten Jahr auch relativ gut angewachsen und neu ausgetrieben, danach jedoch hat sich das Wachstum ziemlich eingestellt. Ist das normal und bist du dir sicher dass der Tonboden keine Probleme für die Eiche darstellt?

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Pomophilus  25.11.2020, 07:56
@Physics96
Und zum Standort, schwerer Ton: ich wüsste kaum eine Baumart als die Stieleiche, die damit besser zurecht käme. 

Zu dieser Ansicht, gestützt durch Theorie und Praxis, bin ich in Jahrzehnten gelangt. In den fünf Tagen seit ich es hier geschrieben habe, haben sich für mich keine Anhaltspunkte ergeben, davon abzurücken!

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Pomophilus  25.11.2020, 10:13
@Pomophilus

Ob das Wachstum "normal"ist?

Da hätte man eine Versuchsreihe starten müssen mit einer ganzen Reihe von Stieleichen, die auf demselben Standort in den letzten Jahren denselben (zb Witterungs-) Bedingungen ausgesetzt gewesen wären, dann könnte man sagen, wo die "Norm" liegt, und ob dein Bäumchen dem entspricht.

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Was mir ein alter Förster erzählt hat : Viele Eicheln ergeben nur einen Baum. Er meinte, dass ganz viele Eicheln nicht oder schlecht keimen, und in der Natur nur die besten Keimlinge eine Chance hätten und nur die guten Jungbäume kräftig genug sind zu überleben.
vielleicht hast du einen der Mehrheit erwischt, die in der Natur einfach es nicht so weit bringen.

Wenn du Nachwuchs erzeugst, sind Millionen von Spermien auch einfach „Ausschuss“.... die Natur ist eben bei manchen Dingen sehr wählerisch...

Tröstet nicht wirklich.. Vielleicht kannst du mehrere Sämlinge gegeneinander antreten lassen. Oder aber du lässt ihn langsam wachsen und machst daraus einen Bonsai.

Wenn die eiche exponiert steht dann wächst sie langsamer und kompakter da sie nicht zum Licht muss,deshalb wird im Forst bei neuaufforstung erst recht eng gepflanzt damit die Bäume sich im Bestand schnell nach oben drängen und unten keine großen Äste ansetzen.

Die bodenbeschreibung passt aber gut zum natürlichen Standort und sollte gut sein,du könntest aber eine baumscheibe anlegen die du mit rasenschnitt mulchst,dann hat sie im Wurzelbereich mehr bodenleben btw besseren Boden. Die baumscheibe sollte immer der Krone angepasst werden und über diese hinaus reichen. Das macht aber nur in den ersten Jahren Sinn da irgendwann der Baum zu groß wird für eine baumscheibe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Physics96 
Beitragsersteller
 20.11.2020, 13:22

Die Eiche steht in der Tat vollsonnig. Jetzt wo du es erwähnst, sie hat ziemlich unten einen dicken und langen Ast gebildet. Ich dachte immer in der Sonne würde sie schneller wachsen...

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Jonas0099  20.11.2020, 16:27
@Physics96

Nein sie wächst so langsamer aber bildet auch die natürliche Form aus. Im Wald schießen sie ja nur nach oben weil sie nach dem Licht streben.

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Sämlinge brauchen häufig etwas Zeit, bis sie richtig durchstarten.

Wenn du denkst, dass es am Boden liegt, dann zieh den Sämling doch erstmal im Topf an und pflanz ihn raus wenn er etwas an Größe gewonnen hat.

Dann hebst du das Pflanzloch sehr großzügig aus und ersetzt den schlechten Boden in diesem Bereich durch gute Erde, das sollte dem Baum eine gute Starthilfe geben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Physics96 
Beitragsersteller
 20.11.2020, 03:28

Da brauch ich aber einen großen Topf wegen der Pfahlwurzel. Würde das beim Umpflanzen Probleme bereiten?

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Cfh1977  20.11.2020, 03:34
@Physics96

Der muss gar nicht mal so groß sein. Die Pfahlwurzel wird ja nicht von jetzt auf gleich so groß.

Ich habe vor 2 Jahren bei der Baumschule eine Edelkastanie (bildet auch eine Pfahlwurzel) als Hochstamm gekauft, die wurde auch im Topf gezogen und war laut Baumschule schon an die 10 Jahre alt. Dort gab es auch keine Probleme und der Topf war auch nicht der größte.

Wenn der Topf zu klein werden sollte wirst du das schon merken und kannst den Baum dann umtopfen oder auspflanzen.

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Physics96 
Beitragsersteller
 20.11.2020, 03:40
@Cfh1977

Ich weiß dass die Eicheln nach der Keimung erst mal eine 10-20 cm lange Pfahlwurzel ausbilden bevor sich oberirdisch überhaupt etwas tut. Ich hab auch gelesen dass die Pfahlwurzel genau so lang sein soll wie die Eiche hoch ist. Naja hilft alles nichts. Probieren geht über Studieren ;)

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Eichen wachsen nur langsam

Während Jungbäume es in den ersten vier bis fünf Jahren durchaus auf zwei Meter Höhe bringen können, verlangsamt sich das Wachstum mit zunehmendem Alter. Alte Eichen wachsen im Jahr nur noch circa vier Millimeter .

Es ist halt auch ein Sämling, der muss erst einmal Wurzeln ausbilden, da bleibt für den oberirdischen Teil nicht so viel Energie übrig


Physics96 
Beitragsersteller
 20.11.2020, 03:10

2 m / 5 = 0,4 m also 40 cm pro Jahr. Ich weiß das ist der Optimalfall aber der extrem langsame Wuchs bei mir ist doch nicht mehr normal

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