Steht Gott über der Wirklichkeit oder schließt die Wirklichkeit Gott ein?

10 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

1

Eine wahrlich philosophische Frage, im Gegensatz zu manchen Experten in diesem Forum !

Das menschliche Bewusstsein kann nur zwischen Wirklichkeit, und Nichtwirklichem unterscheiden, also der Einbildung, und dem, was als Empfindung und Wahrnehmung, durch beider Wiederholung, und durch die assistierende Vernunft, als Wirklichkeit verstanden wird.

Dass es so etwas wie eine Metawirklichkeit, oder Überwirklichkeit geben könnte, also das, was für die Erschaffung und Verbreitung alles Wirklichen verantwortlich ist, und von Letzterem durch Schöpfungs- oder Entstehungsakte wirklich getrennt werden kann, kann nicht von jedem Menschen vorgestellt werden.

Der Urknall ist allerdings bereits solch eine Metawirklichkeit, und die Astrophysik ist sich uneins bezüglich der Faktoren, die hier zusammen wirken, und der Art der Eigenschaften, die während eines Urknalls, durch die Singularität, bestimmt werden.

Es könnte also durchaus sein, dass das, was wir Wirklichkeit nennen, durch bestimmte, katalytische, oder kritische astrophysische Ereignisse, erst in dieser Form synthetisiert wird, die wir kennen.

Darum ist diese Frage sogar aus der Perspektive der exakten Wissenschaften gerechtfertigt !

2

Aus metaphysischer Perspektive, die ich nicht teile, ist diese Frage die Fortsetzung eines Diskurses, der im antiken Griechenland begann, und u.a. von Baruch Spinoza, oder auch von Immanuel Kant, einige interessante Impulse erhielt.

Ganz kurz, und ohne auf diese Philosophen näher einzugehen, würde ich nur feststellen können, dass der Schöpfergott, und die Qualität seiner Wirklichkeit, derzeit durch keine Beweisführung wirklich nachgewiesen, aber auch genausowenig widerlegt werden kann. Er ist möglich, aus der Perspektive derer, die an ihn oder sie glauben, und selbst dann, wenn es ihn nicht gäbe, so wäre der reine Glaube an Gott doch sinnvoll, weil er motivierend, und erhebend, und moralisierend sein kann. An Gott ist demnach aus meiner persönlichen Perspektive das Beste, der Glaube an ihn, wenn er vernünftig ist.

3

Interessanter finde ich die Geschichte des Gottesbegriffes, und die anthropologische und psychologische Bedeutung für gläubige Menschen. Für einen Erforscher der Mythenhistorie ergibt sich recht bald ein Verständnis dafür, wie Gott und menschliches Opfer zusammenhängen.

Der normale Mensch, der zunächst im Krieg oder ähnlichen existentiellen Situationen zum Held wird, wird, über dieses Heldentum und die Opferung seiner Menschlichkeit, zum Gottähnlichen, zu Gottes Sohn, zu seinem Propheten, seiner Inkarnation - und schließlich zu Gott selbst.

In den griechischen Mythen ist diese schrittweise Wandlung sehr gut nachvollziehbar. Wir sehen in diesen Texten, wie aus normalen Menschen Götter wurden.

Die Trennung von Mensch und Gott ist daher sowohl für die Verfechter empirischer Gottesverneinungen, als auch aus Sicht der Mythengeschichte, unmöglich.

Der Makrokosmos ist im Gegensatz hierzu uneinsehbar. Wir wissen nicht, ob sich die Masse, die durch den Urknall zum Universum wurde, sich zu weiteren solcher Massen, die ähnliches tun, verhält, wie ein Atom oder Molekül zum nächsten, und ob das, was dieses Universum schuf, nicht vergleichbar ist mit irgendeiner beliebigen Reaktion irgendeines Elements mit einem anderen.

Wir wissen nicht, wie viele Makrokosmoi über diesen Menschenkosmos liegen, wir können in diese sowenig hineinblicken, wie ein Quantenteilchen imstande wäre, einen Blick in unseren Kosmos zu werfen : Seine Komplexität und Vielfalt würde das Teilchen, dem jede Intelligenz fehlt, überfordern.

4

Mein Gottesbegriff ist sehr einfach, für mich ist Gott quasi identisch mit Wille. Nicht nur gibt es Leben nur durch einen Lebenswillen, und es kann irgendeine Schöpfung, sei es die der Menschen, oder die eines Gottes, nur geben durch den Willen der Schöpfenden, sondern es verhält sich auch der Wille allein zu aller Wirklichkeit in einem Verhältnis der Überordnung.

Wenn es also eine Metawirklichkeit, oder eine Überwirklichkeit gibt, so muss diese durch irgendeinen Willen, dem ein gewisses Maß Freiheit und Macht zur Verwirklichung eigen ist, ermächtigt sein.

Insofern der Begriff Gott seit jeher der Vereinfachung dient, und man ihn gerne hernimmt um "alles" mit ihm zu bezeichnen, so täte man ihm keinen Abbruch, setzte man ihn mit Wille gleich, denn was kann wohl überhaupt "Alles" sein, wenn nicht die Zukunft ?

Und was kann überhaupt "Nichts" sein, wenn nicht die Vergangenheit ?

Für das Mittel zwischen dem Nichts der Vergangenheit, und dem Alles der Zukunft, ist der Wille der schöpferischen Entitäten - ob Mensch, ob Gott, oder anderes - die einzig nennenswerte, und erforschliche Eigenschaft.


gottesanbeterin  13.01.2023, 16:58

Das menschliche Bewusstsein kan bloss zwischen Wahrgenommene und Nicht-Wahrgenommene unterscheiden, nicht zwischen Wirklichkeit und Nichtwirklichem!

Oft ist Wirkliches für Menschen nicht wahrnehmbar.

1
OliverKrieger  13.01.2023, 18:53
@gottesanbeterin

Der Wille trennt das Nichtwirkliche vom Wirklichen, denn das, was ein wollend Wesen will, ist noch nicht wirklich, und wird durch den Willen Wirklichkeit.

0
gottesanbeterin  13.01.2023, 19:30
@OliverKrieger

Die einzige Wirklichkeit in diesem Fall: man will wirklich, der Wille existiert wirklich, sonst nix.

1
OliverKrieger  13.01.2023, 19:43
@gottesanbeterin

Tja du tust mir leid, nicht mal deine Frau ist wirklich, denn ihr Wille führte schließlich nicht zu der Verwirklichung eurer Ehe.

0

Bedenke:

Realität: Das was ist.

Wirklichkeit: Wie das was ist auf einem wirkt.

Gott gehört der Realität an doch wie du ihn wahr nimmst und interpretierst gehört zumindest teilweise der Wirklichkeit an.

Gott steht also über der Wirklichkeit und ist zugleich Teil davon, er ist Teil von allem mit Ausnahme des Bösen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Weil Erkenntnis und Verständnis wunderbare Gaben sind.

Un1kQ 
Beitragsersteller
 12.01.2023, 17:30

Für mich liegt Realität in der Wirklichkeit vor.

1

Gott ist das "Höchste Absolute" und das wirklich, steht damit innerhalb der Wirklichkeit, doch weit über menschlichem Wahrnehmungsvermögen, somit auch weit über dem, was Menschen als wirklich erachten/wahrnehmen können.

Die Behauptung eines Gottes stellt diesen über alles, deswegen soll es der Allmächtige sein.

Steht Gott über der Wirklichkeit oder schließt die Wirklichkeit Gott ein?

Das hängt von zwei Dingen ab: Erstens ob es Gott wirklich gibt. (Ich glaube zwar in der Tat, dass Gott existiert, aber wirklich sicher sein kann man aus der Perspektive unserer hier gegenwärtigen Realität wohl nie.) Zweitens wie man "Wirklichkeit" definiert.