Segelschiffe Metrum Deutsch?

1 Antwort

Wie wär's, wenn du versuchsweise selbst einmal drangingest? So lernt man nämlich mehr!

Ich geb' dir den Text herein, und du überträgst ihn in eine Kommentar und machst alle Silben, die du beim Sprechen betonen würdest, fett. Du wirst sehen, es wird interessant!

Wie schaut es nachher aus? Taktstriche wären nützlich.

| Xxx | wäre ein Daktylus,

| xxX | ein Anapäst

| xX | ein Jambus

| Xx | ein Trochäus.

Achtung: Auftakte werden nicht gerechnet, Pausen zählen wie Silben.

.

Das Gedicht "Segelschiffe" von Joachim Ringelnatz:

.

01 Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch

02 Und über sich Wolken und Sterne.

03 Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch

04 mit Herrenblick in die Ferne.

 

05 Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand

06 Wie trunkene Schmetterlinge.

07 Aber sie tragen von Land zu Land

08 Fürsorglich wertvolle Dinge.

 

09 Wie das im Wind liegt und sich wiegt,

10 Tauwebüberspannt durch die Wogen,

11 Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,

12 Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

 

13 Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. –

14 Natur gewordene Planken

15 Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt

16 Und weitet unsre Gedanken.

Versuch's einmal. Was du hier dann produzierst, wird korrigiert werden.


sandrea2310  16.05.2022, 21:28

01 Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch

02 Und über sich Wolken und Sterne.

03 Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch

04 mit Herrenblick in die Ferne.

 

05 Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand

06 Wie trunkene Schmetterlinge.

07 Aber sie tragen von Land zu Land

08 Fürsorglich wertvolle Dinge.

 

09 Wie das im Wind liegt und sich wiegt,

10 Tauwebüberspannt durch die Wogen,

11 Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,

12 Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

 

13 Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. –

14 Natur gewordene Planken

15 Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt

16 Und weitet unsre Gedanken.

So?

Maja1605 
Beitragsersteller
 02.11.2021, 17:20

01 Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch

02 Und über sich Wolken und Sterne.

03 Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch

04 mit Herrenblick in die Ferne.

 

05 Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand

06 Wie trunkene Schmetterlinge.

07 Aber sie tragen von Land zu Land

08 Fürsorglich wertvolle Dinge.

 

09 Wie das im Wind liegt und sich wiegt,

10 Tauwebüberspannt durch die Wogen,

11 Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,

12 Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

 

13 Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. –

14 Natur gewordene Planken

15 Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt

16 Und weitet unsre Gedanken.

Ist es ein Anapäst?

Koschutnig  03.11.2021, 11:46
@Maja1605

: In Zeile 4 hast du am Schluss daneben gegriffen; es sollte dort eine Hebung stehn, die Wortendung kann aber natürlich nicht betont werden.

Nein, Anapäst kann's trotz einiger betonter Schlusssilben keiner sein, dagegen spricht schon der mehrmalige Zeilenbeginn mit nur einer unbetonten Silbe.

Der Beginn mit einer Senkung ist jedes Mal nur der Auftakt zu einem Daktylus. Ganz regelmäßig läuft der viertaktische Daktylus allerdings nicht ab: Da ist z.B. in mehreren Zeilen des Gedichts im 4. Takt nach der Hebung eine Pause, und in Zeile 4 - wie du evtl. mit deinem "Ferne" zeigen wolltest - ist nach der Hebung des 2. Taktes die Hebung in überlang bzw. mit Pause. Solche Pausen gibt es ja etliche im Gedicht. Hättest du das Silbenbetonen fortgeführt, wärst du ja über eine beträchtliche Zahl an Unregelmäßigkeiten gestolpert.

Koschutnig  13.02.2022, 11:56
@Maja1605

Nein, kein Anapäst. Da gibt's am Zeilenbeginn einen Auftakt, dann 2 unbetonte + 1 betonte Silbe pro Takt = Daktylus. Verschiedene Kadenzen (=Versschlüsse); in Z. 4 fehlt eine unbetonte Silbe

01 Sie | haben das |mächtige |Meer unterm |Bauch

ooo1 x | X x x | X x x | X x x | X - -

02 Und| ü-ber sich | Wolken und |Sterne.

ooo2 x | X x x | X x x | X x x | X x -

03 Sie |lassen sich |fahren vom |himmlischen |Hauch

ooo3 x | X x x | X x x | X x x | X - -

04 mit |Her ren|blick in die |Ferne.

ooo4 x | X - x| X x x | X x -