Sprachwandel?Anglizismen?

5 Antworten

  1. Sprache ist lebendig. Meist entstehen neue Wörter in der jungen Bevölkerung, wenig genutzte Wörter geraten in Vergessenheit. Meine Großeltern haben noch etwas anders gesprochen als ich, die heutige Jugend, die fast schon meine Enkelkinder sein könnten, spricht anders als ich.
  2. Globalisierung führt dazu, dass sich Wörter aus fremden Sprachen einschleichen und etablieren. Ich finde das normal, bin aber auch der englischen Sprache gut mächtig. Meine Eltern haben da eher Probleme mit, mein Mann auch, obwohl er nur 2 Jahre älter ist als ich. Das gab es übrigens schon mal im 19. Jahrhundert, als sich durch französische Besatzung sehr viele französische Begriffe in die deutsche Sprache eingenistet haben.

Tanzistleben  10.02.2020, 16:13

Ich weiß jetzt nicht genau, wie es in Deutschland war, aber die ersten Gallizismen fanden sich im österreichischen Adel bereits im 13. und 14. Jhdt. Spätestens im 18. Jhdt. war die Sprache bei Hof von Gallizismen schwer durchsetzt. Französisch galt als Sprache der Bildung, der Mode, der Eleganz und nicht zuletzt der Liebe. Auch der Mittelstand, also das Bürgertum, befleißigte sich französischer Ausdrücke und wollte sich damit vom Bauernstand und dem ungebildeten Personal abheben.

Ich muss jetzt recherchieren, wie diese Sprachentwicklung in Deutschland vor sich ging.

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Hallo,

der erste Punkt würde schon mehrfach gut beantwortet.

Punkt zwei ist zu ungenau angeführt. Es kommt dabei zu sehr darauf an, in welcher Branche sich jemand bewegt und welche Wörter z.B. rein technologisch bedingt sind, sich dann aber in die Alltagssprache einschleichen.

Ein eigenes Thema wäre die Jugendsprache, die es immer schon und zu jeder Zeit gegeben hat, da sich Jugendliche in der Pubertät von den Erwachsenen auch durch die Sprache abzugrenzen versuchen. Was früher allerdings nicht so war, ist, dass Eltern und andere Erwachsene infolge des heute generellen Jugendwahns dabei mitmachen und meinen, sie würden damit jünger und aufgeschlossener wirken. Leider bemerken sehr viele nicht, dass sie sich damit nur lächerlich machen.

Ich erinnere ich gut, dass mir "meine" Jugendsprache natürlich nicht verboten wurde, allerdings bekam ich zuhause zu hören: "So kannst du mit deinen Freundinnen und in der Schule sprechen, zuhause wird ordentlich und ohne Modewörter gesprochen." Damals fand ich das zwar im ersten Moment unfair, kam jedoch schon bald dahinter, dass das gar nicht so übel war. Ich schrieb dadurch wesentlich bessere Schularbeiten in Deutsch, als jene Mitschüler, die sich nie Gedanken um ihre Sprache machen mussten. Schließlich fand ich es sogar sehr spannend zu beobachten, wie sich die Sprache unter uns Jugendlichen veränderte und welche Unterschiede es zum Hochdeutschen (mit Wiener Einschlag 😉) veränderte. Da ich die deutsche Sprache ohnedies schon damals sehr liebte und außerdem eine Leseratte war und bin, fand ich das sehr spannend.

Als ich etwa 13 war, fiel mir ein Buch des Schriftstellers und gefürchteten Theaterkritikers Hans Weigel in die Hände: "Die Leiden der jungen Wörter". Darin befasste er sich mit allen Sprachsünden, die damals aktuell waren. Von Modewörtern, über damals sehr beliebte Abkürzungen im Schriftverkehr, bis zur ersten größeren Ladung von Anglizismen. Das Buch ist äußerst humorvoll und ohne erhobenem Zeigefinger geschrieben. Trotzdem , oder vielleicht gerade deshalb, habe ich viel daraus gelernt, was zum Teil bis heute nachwirkt. Leider ist das Buch inzwischen längst vergriffen und ich hoffe immer, der Verlag würde es neu auflegen. Aber, wer weiß, vielleicht findet es sich ja in einer häuslichen Bibliothek oder man hat Glück und entdeckt es in einem Antiquariat. Es ist ein relativ dünnes Bändchen, das seinerzeit im bei dtv erschienen war.

Verzeih mir bitte mein Abschweifen, obwohl, so weit bin ich gar nicht am Thema vorbei

Sicher kommt uns heute die Infiltration mit Anglizismen auch deshalb so hoch vor, weil viele Erwachsene bei der Jugendsprache mitziehen oder weil ein Teil der Menschen denkt, als besonders intelligent und gebildet zu wirken, wenn er mit Anglizismen und anderen Fremdwörtern wild um sich wirft. Das genaue Gegenteil ist oft der Fall, besonders, wenn der Sinn der Fremdwörter nicht erkannt wird.

Wenn Sisyphus und Syphilis verwechselt werden, wenn gerieren und generieren nicht auseinandergehalten werden können, wenn Visum und Antibiotikum plötzlich nicht mehr existieren, man dafür aber ein Antibiotika und viele Antibiotikas schluckt, dann wird es halt schnell peinlich. Im Zweifelsfall ist es also immer besser, bei Ausdrücken zu bleiben, die man sicher versteht und fehlerfrei einsetzen kann, als sich dermaßen zu blamieren. .

Liebe Grüße, vielleicht kannst du ja den ein oder anderen Gedanken gebrauchen.

Woher ich das weiß:Hobby

Hi.

Eine lebendige Sprache ist immer im Wandel. Auch, wenn mir der Aktuelle im Deutschen nicht gefällt, aber das ist nur gut und richtig so. Denk an des Genetives Sterben bzw. den Tod von dem Genetiv. Grammatikalische Verschiebung von kausal zu präpositionell. N Lateinprof hat mal gesagt, dass Latein seit Cicero ne tote Sprache ist, weil die Römer damals gesagt haben, dass dessen Sprache perfekt ist, also nicht mehr geändert wurde.

Neue Wörter entstehen gerne in Soziolekten zur Abgrenzung. Generationell zur Elterngeneration. Meinen Dad hat es furchtbar aufgeregt, dass das Modewort meiner Generation "geil" war. Konnte er gar nicht ab. U.A. deswegen haben wir es auch verwendet. Und natürlich konnte er uns nicht seinen Soziolekt aufzwingen. Interessant war, dass er es mir mal ausreden wollte, mit so Gründen wie "das heißt doch was ganz Anderes". Spontan fiel mir ein, dass sein Generationswort und sein Änderungsvorschlag "toll" auch mal was ganz Anderes hieß. Ja, wenn jetzt n Multiplikator ein Wort als Neologismus neu einführt oder abwandelt, dann wird die breite Masse das tragen. Manche alten Wörter sind auch obsolet geworden, muss da an die "Amiette" denken, so was gibts nicht mehr. Manchmal brauchen neue Dinge oder Phänomene aber n neues Wort, Internet z.B. (der Vorschlag der NPD, Weltnetz, ist doof).

Bei zweitens vergleichst Du gleich 2x Äpfel mit Birnen. Eine Zunahme kann auch im Promillebereich wahrgenommen werden. Trink mal zu viel, da merkst Du es. "Immer mehr" heißt "zunehmender Trend" und impliziert "monoton steigend". Da können die absoluten Zahlen 10% auf 90% sein oder auch 0,001% auf 0,0011%. Dann ist so, dass nicht die Anzahl der Anglizismen im Vergleich zu den deutschen Worten relevant ist sondern die relative Häufigkeit ihrer Benutzung. Nehmen wir mal das schöne Wort "und" her. Ist ein Wort von sagen wir mal 50.000. Da dürfte es doch nicht allzu sehr auffallen, wenn wir in Zukunft drauf verzichten. Ich selber würde auf die 1000 bis 5000 Worte schauen, die wir am Häufigsten verwenden. Weil mit den 1000 häufigsten Worten kommt man in der Fremde weit, da wird das hier auch so sein. Und ich würde noch die Register des Englischen übernehmen, die themen- und branchenangepasste Wortwahl: sobald Du in den IT-Bereich gehst, wirst Du viel englisch haben. Gartenzwerge anmalen im Schrebergarten wird wohl mit Wenigen auskommen.

Zu Punkt 2: Welche Untersuchung behauptet das? Welche Textquellen fanden in der Untersuchung Berücksichtigung? Um welchen Zeitpunkt oder Zeitraum ging es?

All das wissen wir nicht. Ohne den genauen Kontext deiner Frage könnte ich nicht sinnvoll antworten.

Interessant wäre vielleicht auch noch, welche und sehr Anglizismen als "störend" empfunden werden, denn auch das könnte bei einer absolut gesehen geringen Prozentzahl die "gefühlte Wirklichkeit" bei befragten Personen verändern.

Zu Punkt 1 hast du schon gute Antworten bekommen; da gibt es auch Material in Hülle und Fülle.

Gruß, earnest

Zu Punkt zwei kann ich sagen das liegt daran das früher immer schon alles besser war.

Folgendes Zitat stammt zwar nicht 1:1 von Sokrates aber er hat sich in seinen Werken mehrfach sinngemäß so geäußert.

https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_sokrates_thema_jugend_zitat_11962.html


earnest  10.02.2020, 15:52

Hübscher Text.

Aber der alte Sokrates hat sich meines Wissen nicht um den Einfluss anderer Sprachen auf das Griechische gesorgt.

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Tanzistleben  10.02.2020, 16:17
@earnest

Sicher nicht! Du hast völlig recht. (Mit der neuen Groß- und Kleinschreibung von "Recht - recht", kann ich mich überhaupt nicht an Freunde. Ich bitte um Nachsicht und Vergebung.

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