Spanien und Italien unterscheiden sich worin in Kultur und Mentalität?
Spanien und Italien haben durch die Geschichte und geografische Lage viele Gemeinsamkeiten. Es gibt aber auch große Unterschiede in Kultur und in Mentalität. Welche sind das?
7 Antworten
Spanier und Italiener sind Latinos. Das verbindet sie bzw. alle Latinos:
Römisch-katholischer Glaube in der Gesellschaft vorherrschend. Familie zählt über alles. Mütterverehrung. Sprechen eine vom Latein abstammende Sprache. Sind redegewandt, kommunikativ. Achten auf ihr Äußeres. Leben ihre Art von Leben, ohne dass sie sich von anderen was reinreden lassen.
Was sie unterscheidet:
Spanier sind lockere, relaxte und sehr friedfertige Leute. Sie sind meist in Gruppen unterwegs, oft auch zwischen Männer und Frauen getrennt, oft auch gemischt (je nach Anlass), wo einfach eine Harmonie herrscht. Selbst bei 50.000 Spaniern auf einem Platz, mit Alkohol, ohne Polizei, hört man ein lautes (aber nicht agressives) Stimmengewirr und sieht keine Schlägereien. Ihr Lebensgefühl nennt sich: Desenfadado (entärgert; entspannt). Spanier mischen sich nicht in das ein, was andere Leute machen. Dennoch haben sie sehr viel Zivilcourage, sollte jemand aus der Rolle fallen und auf Unbedarfte losgehen. Das Nachteben ist dazu da, sich zu vergnügen: teuer oder billig, jeder wie er will. Bis zum Morgengrauen. Geht man alleine aus, lernt man haufenweise neue Leute kennen. Spanier sind sehr offen, sehr tolerant und sehr solidarisch. Sie sind z.B. die Nr. 1 in Organspenden weltweit. Hatten auch beim Erdbeben in Haiti soviel gespendet wie kein anderes Land. Nehmen über Weihnachten und den Sommerferien Kinder aus Tschernobyl und der Sahara auf (bringen sie aber auch wieder Heim). etc.
Italiener sind sehr auf Etiquette bedacht. Untereinander ziehen sie sich oft auf, sind ironisch. Als Arbeitgeber möchte ich keinen haben, weil in den meisten Betrieben und Restaurants mit Italiener als Chef die Stimmung der Mitarbeiter so ziemlich am Boden ist. Statt tolles Nachtleben geht es darum in irgendeinem Nobelladen einen teueren Trink einzunehmen, gesehen zu werden und dann wieder nachhause zu gehen. Es dreht sich auch viel um Geld, Familienunternehmen. Die Kinder müssen da schon früh ran, sei es um Werbung zu verteilen oder in der Schule vom Restaurant der Eltern zu sprechen usw.
"Du hast die ironische Art erwähnt, die passt zu mir, denn ich bin auch oft ironisch. Wir haben also oft denselben Humor."
Klar, auch in Deutschland ist man oft ironisch. Ich bin auch Deutscher und mir geht es auch so.
Da es hier aber nur um den Unterschied Spanien - Italien ging, habe ich das aber ohne weiter zu kommentieren mit reingenommen.
Was mir an Italien am meisten gefällt ist das Essen. Obwohl ich auch spanisches Essen liebe, aber italienisches zählt m.M.n. zum besten, was es gibt.
Gut, Opern. Ich mag lieber Salsa, Bachata, Merengue, Reggaeton, Mambo, Cha Cha Cha, Sommerhits, Electrolatino usw. usf.
Um nochmal auf den Schachspieler zurückzukommen. Ich leben seit fast 20 Jahren in Spanien. Als ich gerade "gestrandet" war, luden mich auch viele Spanier ein. Oder es gab Fiestas in Bars, ohne Grund. Und dort gab es Freidrinks. Da schaut man immer misstrauisch. Das beste waren die deutschen Mädels, welche mir (m) sagten:
"Da kam so ein Spanier und wollte mich auf einen Kaffee einladen. Da hab ich natürlich nein gesagt."
Konnte ich nicht verstehen. Denn der gleiche Spanier hatte auch mich (m) auf einen Kaffee eingeladen. Wir plauderten, sind heute noch Freunde, auch wenn wir uns seltener sehen, da wir nicht mehr beide im gleichen Viertel wohnen. Über einen Bekannten von ihm hatte ich meinen ersten Job dort bekommen. Beziehungen und ein weiter Freundeskreis sind alles. Es zählt mehr, wie du bist und nicht wieviel du verdienst.
Diese spanische Unverfänglichkeit kennt man (und wohl besonders Frau) in Deutschland gar nicht.
Ich weiß nicht, wer dir erzählt hat, dass wir als Kinder Zeitung austragen mussten oder im Restaurant zu helfen hatten, aber sowas macht man freiwillig für die Familie
Nur weil die Sprachen aus dem Latein kommt, heißt es nicht das Italiener und Spanier Latinos sind. Beiden Länder liegen geographisch in Europa.
Der Name Latino ist nur für Personen lateinamerikanischer Herkunft, aus Mittel und Südamerika. Daher der Begriff Latino.
Spanier und Italiener sind keine Latinos.
Latinos sind Personen lateinamerikanischer Herkunft, also aus Mittel und Südamerika.
Ich sehe auch keine Verbindung von Spanier und Italiener. Mit Spanier kann ich immer und überall, über alles Reden. Die jungen Italiener <35 Jahre die ich kannte sind so schnell eingeschnappt und dabei sind diese selbst so unverschämt, dass das Reden oft gar nicht lohnt. Ältere Italiener sind oft mürrisch, doch wenn man sich einlässt sind sie doch sehr nett und umgänglich.
Aber Spanier sind nicht immer Spanier. Basken sind auch überhöht stolz, aber die lassen sich trotzdem mal was sagen. Catalonier kann man gut über Kultur reden.
Spanier im generellen können gut Feiern und haben tatsächlich viel Power. Das ist zuweilen anstrengend. Aber wenn man High Life mit Anstand haben möchte, ist man unter Spaniern gut bedient.
Sowohl in der Architektur, der Küche, der Mode, vor allem aber in der Gesellschaft finde ich, dass Italien verzückt von sich selbst ist. Ich habe oft das Gefühl, Italien zehrt ausschließlich von seiner Vergangenheit, und verschließt sich gegenüber Neuem. In Spanien kommt mir die Gesellschaft viel offener und entspannter vor, die Städte moderner und vor allem sauberer. Italiener gehen wiederum besser angezogen und kochen besser. In den letzten Jahren fiel mir auf, dass junge ItalienerInnen extrem rar im eigenen Land sind. Spanien hingegen kommt mir jünger vor. Strände und Natur in Spanien sind gepflegter und nicht so voll (mal abgesehen von deutschen Kolonien auf Malle. Würg!). In Spanien merkt man auch mehr internationalen Einfluss, durch die Verbindung nach Lateinamerika. Italien hingegen scheint mir immer so für sich. Kirche, Familie und Etikette scheinen in Italien eine nochmals stärkere Rolle zu spielen, als in Spanien. Letzteres hat sich eben 1976 auch mit einer friedlichen Revolution von der Franco-Diktatur befreit. In Italien wiederum trauern die Alten, und auch wieder vermehrt Junge, der Mussolini-Ära hinterher. Italien hat vor Griechenland und Polen die niedrigste Geburtenrate in Europa. Vielleicht ein Hinweis ans Alte Geld und die Kirche, Staat und Gesellschaft doch einmal ein wenig zu öffnen?
Also Sicilia99 hat vielleicht etwas übertrieben. Es soll auch nette Deutsche geben. Besonders wenn sie Alleine sind z.B Paar oder Familie Mutter Vater Kinder. Die verhalten sich oft anders als so eine Horde von Deutschen. Dieses schlecht angezogen sein darüber sind Italiener den Deutschen nicht böse solange sie nett sind. Sie könnten auch super angezogen sein und sich blöd Verhalten und man würde sie als Italiener doof finden. Was wahrscheinlich kaum einer mag ist, dass man Anderen meint zu sagen was sie falsch machen. Der kleine aber feine Unterschied ist aber, der Spanier denkt sich, was ein Idiot, nickt aber höflich. Das können Italiener nicht so einfach. Die lassen sich nicht alles gefallen. Generell gibt es bei Engländern und Deutschen, die Einen sind total beliebt, die Anderen total unbeliebt. Unbeliebt sind meistens Gruppen. Noch unbeliebter sind Franzosen.Arrogant, anspruchsvoll auch großkotzig.
Zurück zu Frage: Man muss bei Italien zwischen den Regionen unterscheiden, genauso bei Spanien. Generell empfinde ich Italiener als herzlicher.Gesetze werden beachtet wenn sie Sinn machen.Anderseits findet sich immer eine Lösung. Nur Italiener leben sehr stark , wie du mich behandelst so behandle ich dich. Fehler werden eher als sympathisch angesehen. Spanier sind Obrigkeitshöriger, distanzierter, Problemen geht man aber eher aus dem Weg.Italien hat mehr Flair.Irgendwie scheint es Italien zu schaffen dass in jedem kleinen Dorf Stimmung, Atmosphäre ist. Man muss Spanien aber lassen. Sie sind tüchtig. Vieles ist einfach sauberer, besser organisiert. Egal ob Straßenverkehr, ÖPNV. Die Strände mit Ihren Promenaden. Das ist schon schön in Spanien. Und die freien Strände sind auch toll.
Ich sehe den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Ländern in ihrer jahrhundertelangen Geschichte.
Während Italien immer ein Gewirr von Kleinstaaten und Minirepubliken war, die zwar tilweise mächtig und wirtschaftlich von hoher Bedeutung waren, bildete sich in Spanien schon relativ früh, spätestens nach der Vereinigung der Königreichen von Kastilien und Aragon, eine übergeordnete Staatlichkeit heraus, die Spanien in eine geopolitische Vormachtstellung brachten.
Dies wurde durch die allmächtige Stellung der katholischen Kirche (der spanische Regent hieß nicht umsonst allerkatholischste Majestät) und die "Reinhaltung" von fremden Einflüssen durch und in Folge der Reconquista noch verstärkt.
Italien hingegen erwarb eine nationale Identität erst Mitte des 19. Jahrhunderts, ist sich darin auch Deutschland einigermaßen ähnlich, war jahrhundertelang auch immer im Würgegriff von fremden Mächten (Heiliges Römisches Reich = Deutschland, Frankreich, später auch österreichisches Kaisertum), die gerne und immer wieder lustvoll über Italien herfielen (sacco di Roma). Dazwischen stand mit dem Vatikan das Zentrum europäischer Intrigen, mit einer ungeheuren Machtfülle, die aber nie stringent, sondern mehr selbstzerfleischend ausgeübt wurde.
Solche Verhältnisse prägen ein Land und seine Menschen. Die lustvolle Selbstzerfleischung liegt Italien sozusagen im Blut und die Vendetta, die jahrhundertelang selbst Päpste ungeniert ausgeübt haben, ist scheinbar genetisch tief im Land verwurzelt. Jeder Regierungswechsel und jeder Generalstreik zeugen davon. Auch eine byzantinische Verwaltung und weißgottwieviele Polizeien in schmucken Uniformen machen dieses Land farbenfroh aber auch unverständlich. Einen Politiker bestechen: kein Problem. Bunga-Bunga-Partys mit Minderjährigen: hinnehmbar. Aber ohne Bademütze in ein Schwimmbad: unvorstellbar.
Aber ebenso tief verwurzelt ist eine Küche, die in Europa ihresgleichen sucht und auch nördlich der Alpen zu begeistern vermag.
Wenn du also im Urlaub nur faul in der Sonne liegen willst, dann geh nach Spanien. Willst du auch gut essen dazu, dann geh nach Italien!
Danke. Allerdings hat ja auch Spanien seine Besonderheiten: die Basken sind sozusagen das "abweichendste" Volk (zumindest linguistisch gesehen) in ganz Westeuropa. Wir sehen gerade, dass auch die Katalanen sich zum Teil als "eigenständig" ansehen wollen (auch wenn sie historisch gesehen noch eher Spanier sind als die Basken).
Ich finde, dass Spanien mit seinen vielen Inseln (Balearen, Kanaren) auch viel abwechslungsreiche Historie und Natur bietet. Auf den Kanaren muss man auch nicht am Strand liegen, man kann z.B. auf den Teide hoch, wenn man mag. Oder man kann "whale watching" machen.
Auf den Balearen gibt es interessante archäologische Ausgrabungsstätten (z.B. der Talayot-Kultur auf Menorca).
In Madrid war ich noch nicht, aber auch da ist kulturell einiges geboten.
Ich gebe zu, dass italienisches Essen sehr gut ist, aber auch in Spanien kann man gut essen. Ist (wie so vieles) Geschmackssache.
Danke. Ich kann da auch nur Positives berichten. Einen Spanier kenne ich, von dem habe ich viel über Schach gelernt - er hat sich viel Zeit genommen, obwohl er mich anfangs gar nicht kannte. Ihn habe ich als besonders positiv im Gedächtnis behalten von meinem früheren Verein.
Ich habe einen italienischen Arbeitskollegen, den mag ich auch sehr. Du hast die ironische Art erwähnt, die passt zu mir, denn ich bin auch oft ironisch. Wir haben also oft denselben Humor.
Italiener regen sich zwar leicht auf, aber sie meinen es in aller Regel nicht böse, und sind bald darauf wieder freundlich. Andererseits können sie sich aber auch gut freuen, haben Humor, Temperament und ein gutes Herz.
Ich mag auch italienische Opern (z.B. Verdi).
Ich mag auch die eher lockere Art von Italienern, mit manchen Themen umzugehen. Zum Beispiel Autos. Deutsche und Autos, das ist mitunter ein besonderes Thema. Italiener sehen Autos als einen Gebrauchsgegenstand.
Bei diesem Thema denke ich viel "italienischer" als die meisten Deutschen.