Soziales Pflichtjahr?

Soziale Arbeit unter Zwang schafft mehr Probleme als sie löst 50%
Sehr gut - ein soziales Pflichtjahr befördert den Zusammenhalt 25%
Der Staat darf mich zu gar nichts zwingen 15%
Soziales Pflichtjahr ja - Bedingungen müssen verbessert werden 10%

20 Stimmen

12 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Soziales Pflichtjahr ja - Bedingungen müssen verbessert werden

Wir haben zuwenige Pflegekräfte und im sozialen Bereich einen großen Mangel an Nachwuchs. Das entstand nicht über ein paar Monate, das geht seit Jahren so und bessert sich nicht. Die Politiker erkennen das, wollen aber die Bedingungen nicht grundlegend verändern, sondern meinen, mit einem Pflichtjahr würde sich das bessern lassen, und dafür sorgen, dass wieder mehr junge Menschen so einen Beruf ergreifen wollen.

Das soziale Bewusstsein lässt sich nicht anordnen und nicht alle Menschen sind geeignet für Berufe, in denen man mit beeinträchtigten Menschen, Alten und Kranken zu tun hat. Es gibt Grenzen, die jeder in sich trägt und die man hier einfach ignoriert.

Da sind dann verpflichtete Leute in der Einrichtung, denen alles zuviel ist, die nur kommen, weil sie müssen, die drunter leiden und die drei Kreuze machen, wenn es vorbei ist. Was bringt das den dortigen Angestellten und den Bewohnern? Diese würden zusätzlich belastet, anstatt Hilfe zu bekommen.

Die sozialen Berufe gehören deutlich besser bezahlt, mehr gewürdigt, in den Vordergrund gestellt. Es ist eben mehr als Bettenmachen, ein bisschen Spielen und Singen und Essen anreichen...

Jedes Jahr leisten bereits tausende junge Menschen einen Freiwilligendienst. Freiwillig, wie der Name schon sagt. Diese Freiwilligendienstleistenden sind für soziale Einrichtungen ein enormer Zugewinn und sehr, sehr hilfreich mit dem, was sie tun! Allerdings vermutlich auch primär deshalb, weil sie es eben freiwillig und somit sehr motiviert machen.

Wenn man da jetzt junge Menschen wieder zu so einem Dienst zwingt, geht sehr wahrscheinlich genau diese Motivation dabei flöten. Zwang motiviert halt maximal extrinsisch und auch nur so weit, dass man versucht, mit möglichst wenig Einsatz irgendwie da durch zu kommen.

Zudem denke ich, dass man, wenn man wirklich damit mehr soziales Miteinander, mehr Gemeinschaftssinn in der Gesellscahft, erreichen will, auf gar keinen Fall nur junge Menschen direkt nach der Schule in die Pflicht nehmen sollte, sondern wirklich alle Altersgruppen. Also auch die Altersgruppen, die sowas entscheiden und festlegen.

Ich könnte mir da durchaus ein Modell vorstellen, was einen alle 10 oder 15 Jahre zu einem sozialen Jahr verpflichtet. Gerne auch mit der Möglichkeit, dieses eine Jahr am Stück in Vollzeit zu "verhindern", indem man sich langfristig und dauerhaft ehrenamtlich in der Freizeit engagiert. Da gibt's ja auch viele, die genau das tun und dadurch ebenfalls sehr viel für ein besseres Miteinander in der Gesellschaft beitragen. Die, die das aber nicht tun, nun, da wäre dann vielleicht wirklich eine Erinnerung daran alle paar Jahre nicht so falsch...

Es ist ein Vorschlag und ist auch nicht auf ein Jahr oder einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Erst mal zumindest nicht. OB das überhaupt kommt, ob das umsetzbar ist.....wird sich zeigen. Und wird sicher noch länger kontrovers diskutiert. Aber jetzt geht erst mal ein Aufschrei durch die Nation, von wegen: ich lasse mich nichts bestimmen......Wir werden sehen, was dabei raus kommt. Die Grundidee dahinter ist vielleicht gar nicht mal schlecht und soll ja das Miteinander fördern.


MyMiniMedie6th  08.11.2022, 10:01

Wenn man zum " Miteinander " gezwungen wird fördert das garnicht.

Soziale Arbeit unter Zwang schafft mehr Probleme als sie löst

Man kann stattdessen einfach Leute einstellen.

Jemand, der "Pflichtjahr" macht, kostet einen Haufen Geld und ist bis er richtig eingelernt ist schon wieder weg. Hat man damals im Zivildienst gesehen. Es müssen währenddessen ja die kompletten Lebenshaltungskosten etc. übernommen werden. Dazu wäre der Verwaltungsaufwand enorm, es würde ein weiteres riesiges Amt mit zehntausenden Mitarbeitern schaffen, die auch bezahlt werden.

Ergebnis wäre ein noch fetterer Staat, der noch mehr Steuereinnahmen braucht, um all das zu finanzieren.

Das ist der falsche Weg. Wenn es Personalprobleme im Gesundheitssystem gibt, sollte man genau in diesem System ansetzen und nicht komische Umwege erkunden, die am Ende wahrscheinlich mehr kosten und weniger bringen, als einfach das offensichtliche zu tun.


CamelWolf 
Beitragsersteller
 08.11.2022, 13:19

"Man kann stattdessen einfach Leute einstellen."

Ich glaube, das würden sehr viele Einrichtungen oder auch Behörden sehr gerne tun, wenn sie nur jemanden fänden...

Also ich habe seinerzeit Zivildienst gemacht. 16 Monate lang. Noch heute sehe ich das als Bereicherung für mein Leben, obwohl ich damals nur sehr ungern angetreten bin (musste deshalb mein Studium unterbrechen). Und viele meiner Zivi-Kameraden konnten durch den Zivildienst einen Perspektivenwechsel durchleben, einige sind sogar im medizinischen Bereich geblieben.

Soziale Arbeit unter Zwang schafft mehr Probleme als sie löst

Zu was soll das führen, billige Arbeitskräfte, für eine hoheitliche Aufgabe die der Staat zu erfüllen hat?

Beruf kommt von Berufung, es laufen nicht alle als Mutter Theresa durch die Welt, oder sonstig in Jesuslatschen.