Sollten 70% der Krankenhäuser geschlossen werden?

8 Antworten

Nein.

Super Moderne Spezialkrankenhäuser sind sicher ne super sache in die dann die super Spezialfälle transportiert werden können.

Aber Brot und Butter sind die Normalen Probleme vom Autounfall über den Herzinfarkt zu was auch immer die Leute üblicherweise so haben.

Das braucht keine super moderne Spezialklinik (in den Meisten Fällen), das Braucht nen Krankenhaus wo man als Notfall schnell hin kommt, wo man versorgt werden kann und wo man für besorgte Verwandte besuchbar ist.

Was bringt mir nen Spezialkrankenhaus in Hamburg oder Köln wenn ich in Osnabrück nen Motorradunfall habe? Das sind jeweils um die 220 km.

Das dänische Modell ist nicht auf Deutschland übertragbar. Man benötigt alleine aufgrund der geografischen Besonderheiten deutlich mehr Kliniken, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.
Sicher muss man in manchen Fällen überlegen, ob wirklich jede kleine Klinik erhalten werden muss. Aber das kann man nicht pauschal sagen und kommt stark auf die Region an.

Gerade die Grund- und Regelversorgung braucht keine hochspezialisierten Fachzentren, dafür ist es für die Menschen wichtig, eine wohnortnahe Versorgung zu haben, wo auch die einweisenden Haus- und Fachärzte idealerweise noch mit den Kollegen in der Klinik bekannt sind und die Patienten gut beraten können.

Finanziell glaube ich auch nicht, dass man mit Zentralismus Geld spart. Denn die entfallenden Kliniken müssen ja kompensiert werden, man braucht bessere und größere Praxen und mehr niedergelassene Ärzte. Es wäre wenig sinnvoll, jeden verstauchten Knöchel 50 Kilometer in die nächste Uni-Klinik zu fahren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – 15 Jahre im Gesundheitswesen

Nein. Um sowas umsetzen zu können, bräuchte es eine andere Struktur in der Patientenversorgung.

Nur wenige niedergelassene Ärzte können bei uns von der Ausstattung her einen gebrochenen Arm fachgerecht versorgen. Bei uns ist selbst das schon ein Fall fürs Krankenhaus. Das braucht dafür keine Spezialklinik sein.

Selbst Schlaganfälle und Herzinfarkte brauchen keine großartigen Spezialkliniken. Es muss die Ausstattung da sein, um diese zu behandeln, und das Krankenhaus muss rechtzeitig erreicht werden.

Ich arbeite im Rettungsdienst. In meinem Gebiet haben wir ein kleineres Krankenhaus, dass wir in zehn Minuten erreichen können, und ein größeres in 45 Minuten. In 95% aller Fälle reicht das kleine. Bei Notfällen müssen wir dann immer im Krankenhaus anrufen: "Wir haben einen Patienten mit vier abgeschnittenen Zehen. Sollen wir zu euch oder das größere?" Es gab auch schon der Fall, dass wir jemanden bis ins kleinere Krankenhaus gebracht haben und der Heli ihn dann in die nächste Spezialklinik 250km entfernt geflogen hat.

Nein, das sehe ich eher pessimistisch.

Zum einen zeigt sich leider oftmals (zumindest bei uns), dass die größeren Kliniken eben nicht in dem Umfang an Größe haben, dass sie die geschlossenen auffangen können (ganz zu schweigen von redundanten Strukturen), d.h. die Versorgung, selbst (oder zum Teil gerade?) im Notfall, geht massiv zurück.

Daneben stellt sich auch die Frage, wie gut die Kliniken erreichbar sind, gerade auch in Bezug auf Vorsroge, Nachsorge oder einfach, wenn Menschen mit chronischen Beschwerden mitten in der Nacht dringend Hilfe brauchen. Da ist eine wohnortnahe Versorgung auf jedenfall wichtig.

Gerade weil da auch immer nordeuropäische Länder als Beispiel herangezogen werden: Auch da sind viele nicht ganz zufrieden damit und für nicht wenige bedeutet das einen qualitativen Verlust in der Versorgung bzw dem Zugang dazu.

Nein, dann wären die Wege für Patienten und Notfälle viel zu weit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – 15 Jahre im medizinischen Bereich tätig, OP, Kreißsaal